Der Passauer Bischof Stefan Oster schließt eine Veränderung der Zölibatsregeln für katholische Priester nicht aus.
Der Passauer Bischof Stefan Oster schließt eine Veränderung der Zölibatsregeln für katholische Priester nicht aus.
Er wolle auch die Priester, die mit der Lebensform kämpften, nicht demotivieren. Aachener Bischof Dieser will an "Zölibat als Lebensform" festhalten.
Der Passauer Bischof Stefan Oster schließt eine Veränderung der Zölibatsregeln für katholische Priester nicht aus. Es sei zwar die Lebensform Jesu und daher ein großer geistlicher Schatz, für den es sich zu kämpfen lohne, sagte Oster im Interview der "Passauer Neuen Presse" am Samstag, 23. März 2019 Er wolle auch die Priester, die mit der Lebensform kämpften, nicht demotivieren. Doch "wenn die allermeisten Priester sagen würden: Das ist in dieser Zeit und Gesellschaft nicht mehr lebbar, dann wird's schwierig".
Der Bischof betonte, es könne bei dieser Frage keinen Alleingang der katholischen Kirche in Deutschland geben. "Aber es könnte sich etwa abzeichnen, dass Rom in dieser Frage offener wird." Er wies auch auf die anstehende Amazonas-Synode im Oktober im Vatikan hin. Oster rechnet damit, dass dabei auch über "viri probati" diskutiert wird. Dabei handelt es sich um verheiratete "bewährte Männer", die schon lange eine Gemeinde leiten und dann auch zu Priestern geweiht werden könnten.
Der Zölibat sei kein Dogma, so der Bischof. "Anders als bei der Sexualmoral ist da mehr Spielraum drin, und der Papst hat schon ermutigt, hier nach neuen Wegen zu fragen." Mit Verweis auf die Ostkirchen, wo es zölibatär lebende Priester neben verheirateten gibt, sagte Oster, dass in der Fläche die verpflichtend ehelos lebenden Priester vermutlich verschwinden würden. Diese seien dann eher im Kloster anzutreffen. "Der Bischof in der Ostkirche ist immer ein Zölibatärer, da haben sie es beibehalten, deshalb ist das auch immer ein Mönch."
Der "Zölibat als Lebensform" solle "auf jeden Fall" erhalten werden, sagte auch der Aachener Bischofs Helmut Dieser im Interview der "Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten" (Samstag). Der Zölibat sei "keine negative Auflage, kein Zwang". Er sei eine "biblische Lebensform in der Nachfolge Jesu, ein Charisma".
Sollte es "irgendwann" keine Priester mehr geben, die dies wählen wollten, "müssen wir nach geeigneten verheirateten Männern Ausschau halten", betonte der Bischof. "Außerdem gibt es ja verheiratete katholische Priester - in den Ostkirchen oder wenn ein protestantischer oder anglikanischer Geistlicher zum Katholizismus konvertieren." Dieser sagte, dass auch ein homosexueller Mann den Zölibat versprechen und leben könne.
Auf die Frage, ob er es für richtig halte, dass die katholische Kirche an der Ablehnung der künstlichen Empfängnisverhütung festhalte, sagte Dieser: "Das kann ich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Sexualität ist eine positive Gabe, die zu dem gehört, was jeden von uns als Person ausmacht. Davon ausgehend, können wir in Einzelfragen zu neuen Auffassungen kommen."
Die Weitergabe des Lebens durch Mann und Frau sei etwas sehr Kostbares und Großes, sagte der Bischof. Dazu gehöre "verantwortete Elternschaft und damit Familienplanung und damit auch Empfängnisregelung".
Dieser sagte: "Wenn Eltern von drei Kindern ein viertes nicht verantworten können und zu einer künstlichen Methode greifen, müssen wir das differenzierter als bisher wahrnehmen. Das katholische Lehramt hat die Entwicklung der Moraltheologie - über das Naturrechtsdenken hinaus - in den letzten Jahren nicht ausreichend wahrgenommen." Das müssten die Bischöfe in dem jetzt beschlossenen synodalen Prozess tun. "Ich hoffe sehr, dass wir da weiterkommen."
Hintergrund der Aussagen ist der "verbindliche synodalen Weg" zur Erneuerung und Veränderung der Kirche, den die katholischen Bischöfe in Deutschland bei ihrer jüngsten Vollversammlung beschlossen haben. Dabei sollen Themen wie Zölibat und Sexualmoral nicht ausgeklammert werden, kündigte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx an.