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15.07.2019 · Weltkirche

Theologin Zechmeister über El Salvador: "Die Wunden sind offen"

"Es wird immer gesagt: 'Man darf die Wunden nicht wieder aufreißen.' Man kann die Wunden aber gar nicht aufreißen, weil sie nie verheilt sind. Die Wunden sind offen", sagt Martha Zechmeister.

Der "Fußballkrieg" zwischen Honduras und El Salvador dauerte vom 14. bis 18. Juli 1969 und entstand im Vorfeld der Qualifikation für die Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko.

El Salvador leidet nach wie vor an den Folgen seiner langen Gewaltgeschichte, die aufgearbeitet werden muss. Davon zeigt sich die aus Österreich stammende und in San Salvador lehrende Theologin Martha Zechmeister überzeugt. In einem Interview  mit der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) anlässlich des vor 50 Jahren stattgefundenen "Fußballkriegs" zwischen El Salvador und Honduras bewertete die Ordensfrau diesen als eine "Episode" angesichts anderer Konflikte in Zentralamerika. Hintergrund dafür sei eine jahrhundertelange Geschichte von Gewalt und Unterdrückung, unter der El Salvador und die gesamte Region bis heute leiden, so die  an der von Jesuiten gegründeten Universidad Centroamericana (UCA) in San Salvador lehrende Professorin für systematische Theologie.

 

Der "Fußballkrieg" dauerte vom 14. bis 18. Juli 1969 und entstand im Vorfeld der Qualifikation für die Fußballweltmeisterschaft 1970 in Mexiko. "Es ging um Streitigkeiten zwischen El Salvador und Honduras - objektiv Kleinigkeiten, allerdings mit fatalen Folgen", so Zechmeister im Blick auf die rund 3.000 Toten, die der Konflikt zwischen El Salvador und Honduras forderte.

 

Die Gewalt in El Salvador - tragischer Höhepunkt war der Bürgerkireg von 1980 bis 1992 -  habe sehr tiefe historische Wurzeln: "Schon bei der ersten Conquista, der Landnahme durch die Spanier, wurde die Bevölkerung in der Region von neun Millionen auf eine halbe Million Menschen dezimiert. Am Anfang der zentralamerikanischen Geschichte im Kontakt mit Europa steht also ein Völkermord", so Zechmeister. Auch im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen des Landes von der spanischen Krone hätten die Interessen der indigenen Bevölkerung keine Rolle gespielt. Rassismus und Unterdrückung blieben weiter bestimmend. So habe es 1932 in El Salvador unter Militärdiktator Maximiliano Hernandez Martinez ein großes Massaker an der indigenen Bevölkerung gegeben. "Die Salvadorianer verloren damit ihre indigene Identität".

 

Der zwölfjährige Bürgerkrieg, der 1992 beendet wurde, ist aus der Sicht der Theologin noch nicht aufgearbeit worden: "Eine wirkliche Haftbarmachung für die Menschenrechtsverbrechen ist ausgeblieben; die Opfer stehen immer noch allzu oft als Lügner da. Es wird immer gesagt: 'Man darf die Wunden nicht wieder aufreißen.' Man kann die Wunden aber gar nicht aufreißen, weil sie nie verheilt sind. Die Wunden sind offen."

 

Angesprochen auf die Rolle der Kirche bei den Konflikten im traditionell katholischen El Salvador sagte die Ordensfrau: "Das große Symbol, der Wendepunkt ist Oscar Romero. Der 1980 ermordete Erzbischof von San Salvador hat den Benachteiligten zugehört, ihnen Würde und Stimme gegeben." Ein guter Teil der salvadorianischen Kirche sei seinem Beispiel gefolgt und setze sich ein gegen Gewalt, wie sie heute immer noch von Sicherheitskräften, aber seit einiger Zeit auch von Jugendgangs ausgeht.

 

Negativ bewertete Zechmeister die Rolle der USA: Diese hätten Milliarden in den Krieg gegen den Kommunismus in El Salvador investiert. "Ein winzig kleines Land mit sieben Millionen Einwohnern wurde zum Schauplatz der Konfrontation zwischen den Supermächten im Kalten Krieg. Das Paradoxe: Viele Salvadorianer flohen vor der Gewalt in die USA." Wenn jetzt US-Präsident Donald Trump eine Mauer errichte, dann wolle dieser in erster Linie von innenpolitischen Problemen ablenken. "In Wirklichkeit müssten nicht die USA vor Mittelamerika, sondern Mittelamerika vor den USA geschützt werden", so die Theologin.

 

100 Stunden Krieg

Eigentlich ging es um die Qualifikation zur Fußball-WM 1970 in Mexiko. Doch der sportliche Wettstreit zwischen El Salvador und Honduras mündete vor 50 Jahren in einen bewaffneten Konflikt. Am 14. Juli 1969 flog die salvadorianische Luftwaffe die ersten Angriffe auf Honduras - nur 100 Stunden später war der Spuk am 18. Juli auch schon wieder vorbei. Trotzdem fanden schätzungsweise 3.000 Menschen den Tod. Das Verhältnis zwischen den Nachbarländern war für lange Zeit vergiftet. Die Kämpfe gingen als "Fußballkrieg" in die Annalen ein.

 

Der Funke, der damals das Fass zum Überlaufen brachte, waren drei Qualifikationsspiele zwischen Honduras und El Salvador für die Fußball-WM 1970. Am 8. Juni, einem Sonntag, trat das salvadorianische Team zunächst auswärts in Tegucigalpa an. Die Gäste, die bereits tags zuvor ihr Quartier in der honduranischen Hauptstadt bezogen hatten, standen völlig übermüdet auf dem Platz. Grund dafür war das Verhalten honduranischer Fans. Diese hatten das Hotel der Mannschaft umzingelt und entwickelten die ganze Nacht über eine bedrohliche Lärmkulisse.

 

Es kam, wie es kommen musste: Der honduranische Stürmer Roberto Cardona schoss knapp vor Spielenden das 1:0. Im Nachbarland El Salvador tötete sich daraufhin ein Mädchen namens Amelia Bolanios mit einer Pistole ihres Vaters, gewissermaßen das erste Opfer des Fußballkrieges. Die Rache der Salvadorianer ließ nicht lange auf sich warten. Am 15. Juni stand das Rückspiel in San Salvador an. Diesmal wurde die Unterkunft der Honduraner belagert. Fans bombardierten das Hotel mit faulen Eiern und toten Ratten, Panzerwagen mussten die Gäste ins Stadion Flor Blanca geleiten.

 

Honduras verlor deutlich mit 3:0 - die endgültige Entscheidung zur WM-Teilnahme fiel allerdings erst knapp zwei Wochen später bei einem Spiel auf neutralem Boden, in Mexiko-Stadt. Die Salvadorianer entschieden die Fußballschlacht im Aztekenstadion in der elften Minute der Verlängerung mit 3:2 für sich.

 

Die aufgeheizte Stimmung danach nutzten Politiker beider Staaten für die darauf folgende bewaffnete Auseinandersetzung. Denn schon länger schwelten Feindseligkeiten zwischen den Nachbarn. Honduras wies ein Handelsdefizit mit El Salvador auf. Zugleich beackerten verarmte Salvadorianer brachliegendes Land in Honduras. Im Frühjahr 1969 forderte Honduras diese Bauern plötzlich auf, in ihr Land zurückzukehren. Nach den Fußballspielen machten die Honduraner dann Ernst, ließen Salvadorianer deportieren, was ihnen von der Seite der salvadorianischen Regierung den Vorwurf einbrachte, einen Völkermord zu planen. Der Krieg lag in der Luft - und brach schließlich aus, um dann nach vier Tagen zu enden. 

 

Zurück zum Fußball: Bei der WM in Mexiko schied El Salvador dann in der Vorrunde aus - torlos.

erstellt von: red/kap
15.07.2019
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Mit Buch "Wage zu träumen!", das im Dezember erscheint, regt Franziskus zum Erkennen von Grenz- und Leidsituationen als "Chance für Reifung und Wachstum" an - Studienaufenthalt in Deutschland für späteren Pontifex "Exil", Versetzung in Argentinien "Quarantäne".

Papst sieht Pandemie als Aufruf zum Mentalitätswandel

Franziskus vor Mitgliedern des lateinamerikanischen Priesterkollegs in Rom: Coronavirus macht mangelnde Solidarität als "das große Übel" der Menschheit offenbar.

Papst Franziskus

Papst fordert zum Welttag der Armen mehr Einsatz für Bedürftige

Papst Franziskus kritisiert Kapitalismus und forderte in Zeiten voll Unsicherheit und Zerbrechlichkeit nicht nur an sich selbst zu denken. "Investition ist in Armen garantieren uns ewige Rendite und sie ermöglichen uns schon jetzt, reicher an Liebe zu werden".

Berg-Karabach: Bischöfe drängen auf verstärkte Friedensbemühungen

Erklärung der Österreichischen Bischofskonferenz: "Echte Friedenslösung in der Region" sowie Schutz und Hilfe für Zivilbevölkerung vordringlich.

Bischöfe werben mit Papst Franziskus für eine "neue Politik"

Bischofskonferenz tritt in Erklärung "für Zusammenarbeit über alle kulturellen, religiösen, geografischen, ethnischen und politischen Grenzen hinweg" ein . Menschenrechte "permanenter Arbeitsauftrag".

Gebet

Papst mahnt zu Gebet in dunklen Zeiten

Franziskus in Videoansprache: Gebet ein Dialog mit Gott, der Bitten allerdings nicht immer gleich erfüllt, um Sehnsucht des Menschen wachzuhalten.

ayern: 'Geköpfte' Marienstatue sorgt für Empörung

Bayern: "Geköpfte" Marienstatue sorgt für Empörung

Zahlreiche Reaktionen auf Facebook-Seite der deutschen Diözese Regensburg.

Anschlag: Theologen für "redlichen Diskurs" über "politische Religion"

Nach Anschlag von Wien vor einer Woche rufen Wiener Theologen Tück und Körtner zu offenem Dialog über "islamische Spielformen politischer Religion" auf und hoffen auf Allianzen mit reformorientierten Muslimen.

Vatican Petersplatz

Neuordnung der Vatikan-Finanzen: Papst setzt drastischen Schritt

Seit Monaten klebt am vatikanischen Staatssekretariat ein Skandal um zweifelhafte und riskante Investments. Nun entzieht Franziskus seiner obersten Behörde die Finanzhoheit. Von Kathpress-Korrespondent Burkhard Jürgens.

Papst: Terrorismus will Dialog der Religionen untergraben

Franziskus verurteilt erneut Anschläge in Wien und Nizza.

Papst: Anschlag in Wien brachte Unschuldigen Tod und Schmerz

Franziskus sendet Beileidstelegramm zum Terroranschlag an Wiener Erzbischof Kardinal Schönborn. Kirchenoberhaupt bekundet Angehörigen der Toten und ganzem österreichischen Volk seine tiefe Anteilnahme.

Papst Franziskus zu innerkirchlichen Widerständen: "Ich fürchte nichts"

Franziskus gegenüber italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos: "Ich fühle mich einsam, weil nicht mitarbeitet, wer mitarbeiten sollte".

Papst hofft auf "wahrhaftigeren" Glauben nach der Corona-Krise

Franziskus äußert "Unbehagen" über ausbleibende Kirchenbesucher in Zeiten der Corona-Pandemie.

Italienischer Diözesanbischof geht überraschend ins Kloster

Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof D'Ercole an und betraut Bischof von Rieti mit Übergangsverwaltung.

Kardinal Koch: Judentum gehört zum Kern christlicher Identität

Kurienkardinal Koch und "Internationales Jüdisches Komitee für interreligiöse Beratungen" tauschen Grußbotschaften zum 55. Jahrestag der Konszilserklärung "Nostra aetate" aus.

Theologe Weiß: Religion spielt in Trumps Politik enorme Rolle

Salzburger Religionswissenschaftler und USA-Kenner beleuchtet in Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" Glauben des "größten Präsidenten, den Gott jemals geschaffen hat".

Patrone Europas  (von Oben n. re.: Benedikt von Nursia, Cyrill und Methodius, Katharina von Siena, Birgitta / Brigitta / Birgit von Schweden, Edith Stein, Papst Johannes Paul II., in Kreuzform gruppiert um Christusikone; Wandfries am Sitz des Eb. Ord

Papst wirbt in neuem Schreiben für mehr Solidarität in Europa

Franziskus ruft europäische Staaten zu mehr Zusammenarbeit und Neuentdecken der "Werte der Geschwisterlichkeit" in Zeiten der Corona-Pandemie auf.

Papst befürwortet Partnerschaften für Homosexuelle - keine Ehe

Franziskus in neuem Dokumentarfilm: "Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu leben. Benötigen ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht."

Papst: Beten und herziehen über andere passt nicht zusammen

Franziskus warnt Gläubige in Generalaudienz-Katechese vor "Alltagsatheismus". Christliches Gebet immer auch Verantwortung für andere. Erneut kein näherer Kontakt zu Gläubigen.

Papst Franziskus

Papst warnt vor Bildungskatastrophe wegen Pandemie

Papst Franziskus eröffnet Online-Konferenz zu von ihm angeregten globalen Bildungspakt.

Papst Franziskus

Franziskus fordert Einhaltung des Waffenstillstands im Kaukasus

Papst bei Mittagsgebet im Vatikan: Gleichnis vom Hochzeitsmahl unterstreicht Auftrag, dass Kirche "an die Ränder" gehen soll.

Frauen mit verantwortungsvollen Aufgaben in der Kirche - Das Video vom Papst 10 –Oktober 2020

Papst will mehr Verantwortung für Frauen in der Kirche

Franziskus in neuem Monatsvideo: "Laien und Laiinnen sind die Protagonisten der Kirche".

Eindringliches Plädoyer für Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft

Eindringliches Plädoyer für Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft über alle Grenzen hinweg, um Pandemiefolgen und globale Herausforderungen wie soziale Ungleichheit und Migration zu bewältigen.

Koch: Papst-Enzyklika "Ut unum sint" bis heute Wegweiser der Ökumene

Vatikanischer "Ökumene-Minister" Kardinal Koch eröffnete neues Studienjahr an Hochschule Heiligenkreuz mit Vortrag zum 25. Jahrestag der Ökumene-Enzyklika von Papst Johannes Paul II.

Kerzen

Europaweit bisher 400 Priester an Covid-19 verstorben

Die meisten verstorbenen Geistlichen in Niederlande, gefolgt von Italien und Spanien. Vier Todesfälle bei Ordenspriestern in Österreich.

Michelangelo Merisi da Caravaggio: Hl. Hieronymus beim Schreiben

Papst würdigt Kirchenlehrer Hieronymus zum 1.600 Todestag

Heiliger und Bibelübersetzer aus dem 4./5. Jahrhundert sei ein Vorbild durch "absolute und rigorose Hingabe an Gott sowie beharrliche Forschungstätigkeit".

 Jacques Hamel

Ermittlungen im Mordfall des Priesters Hamel abgeschlossen

85-jähriger Priester war 2016 bei einer Messe in Nordfrankreich erstochen worden. Prozess gegen vier potenzielle Mitwisser der von der Polizei getöteten Täter nun wahrscheinlich. Kirchlicher Seligsprechungsprozess läuft.

Wiener melkitischer Priester hat in Syrien Großbäckerei errichtet

Bäckerei in der Nähe von Damaskus soll täglich bis zu 10.000 Menschen in Not mit günstigem und zugleich hochwertigem Brot versorgen.

Europa aus dem All

Lackner sieht für Europas Bischöfe vielfältige Lehren aus Corona

Salzburger Erzbischof nimmt erstmals als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz an Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen teil.

Papst empfängt Gruppe autistischer Kinder aus Österreich

Bischof Schwarz und Niederösterreichs Landeshauptfrau Mikl-Leitner begleiten erste Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die Papst Franziskus seit Beginn der Pandemie empfängt.

Räder der Hoffnung: Dreiräder für gehbehinderte Menschen in Afrika

Räder der Hoffnung: Dreiräder für gehbehinderte Menschen in Afrika

Im diesjährigen Herbst widmet sich die diesjährige MIVA-FahrradAktion einem ambitionierten Sozialprojekt in der Demokratischen Republik Kongo in Afrika.

Europas Bischofskonferenz-Vorsitzende tagen wegen Corona online

Für Ende September geplante CCEE-Vollversammlung in Prag kann nur als Videokonferenz stattfinden.

Neue Enzyklika "Fratelli tutti" wird am 4. Oktober veröffentlicht

In dem Dokument will Papst Franziskus sich zu einer globalen Neuorientierung nach der Corona-Pandemie aus christlicher Sicht äußern.

Kirchen starten neues Klimaschutzprojekt für jedermann

Initiative "Klima-Kollekte": Für nicht vermeidbaren Energieverbrauch Kompensationszahlung leisten und Öko-Projekt in Uganda unterstützen.

Papst: Kirche ist nicht lustfeindlich, "Lust ist göttlich"

In neuem Gesprächsband mit Slow-Food-Bewegung-Gründer Petrini widerspricht Franziskus dem Vorwurf katholischer Lustfeindlichkeit.

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