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12.10.2017 · Glaube · Glaubenswissen

Missionarin Barbieri: "Unsere Kirche braucht eine neue Willkommenskultur"

„Wir benötigen in den Pfarren mehr Willkommensorte, wohin Menschen mit ihren Fragen kommen können und wo die Gemeindemitglieder ihnen zuhören“, sagt die Missionarin Marie Barbieri. -

Wir sind alle geliebte Kinder Gottes. Das ist die wertvolle Botschaft, die wir verkünden müssen.

 

Marie Barbieri ist Missionarin aus Leidenschaft. Sie versucht immer wieder neue Wege zu gehen, wie wir Menschen für die Sache Jesu begeistern können. Im Interview mit dem SONNTAG gibt sie einen Einblick, was sie gerade in einer französischen Pfarre ausprobiert.

 

Geboren und aufgewachsen ist sie in Schottland: Marie Barbieri. Seit vielen Jahren reist sie als Missionarin quer durch Europa. Sie kommt nächste Woche nach Wien, um ihre Erfahrungen, wie man auch der Kirche eher fernstehende Menschen für den Glauben gewinnen kann, zu erzählen.

 

Zurzeit  leistet sie missionarische Arbeit in der französischen Pfarre „Heilige Teresa von Kalkutta“ in Sevrier, Diözese Annecy, wo wir sie telefonisch erreichen.

 

Wir wollen von ihr wissen, wie sie selbst zum Glauben kam.

 

„Im Alter von 25 Jahren erfuhr ich eine Art Vergebung und Heilung. Ich weiß nicht, wie ich es genau beschreiben soll. Diese Erfahrung veränderte mein Leben. Danach besuchte ich für ein Jahr lang eine Schule für Evangelisation in Frankreich“, sagt Marie Barbieri im Interview mit dem SONNTAG.

 

Zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht ihre Absicht, eine Missionarin im Vollzeitjob zu werden. „Ich kam nach Hause zurück, ging weiterhin meiner Arbeit nach und begann nebenbei an einer Schule zu evangelisieren.

 

Erst später wurde ich zu einer Mission nach Paris und danach nach Rom gerufen. Seitdem hört es nicht auf. Nachdem ich ein Projekt beendet habe, bekomme ich einen Anruf ‚Marie, wir haben ein neues Projekt und wir haben an dich gedacht‘ – und so geht das immer weiter.“

 

Was verstehen Sie unter Mission?


Mission heißt für mich, den anderen Menschen die Augen und das Herz zur Wahrheit zu öffnen, dass Jesus gekommen ist, um sie zu retten und zu lieben. Gemeinsam machen wir uns mit Jesus auf den Weg und sind den Rest des Lebens mit ihm zusammen.

 

Was bedeutet es, Jünger Jesu zu sein?


Zunächst akzeptiere ich, dass Jesus mein Meister ist. Er lehrt mich zu leben und zu lieben. Ich nehme ihn als Vorbild, indem ich von seinen Taten und Reden lerne und versuche Tag für Tag, wie er zu werden. Ich lasse es zu, dass ich durch seinen Heiligen Geist verwandelt werde.

 

Suchen Menschen Ihrer Wahrnehmung nach verstärkt nach dem Sinn in ihrem Leben? Und kann Religion dabei helfen?


Ja, die Menschen sind auf der Suche. Es gibt zurzeit eine große Identitätskrise in Europa. Wir  haben es in den vergangenen Tagen in Katalonien gesehen. Wenn man es von der politischen Ebene her betrachtet, möchten viele lieber unter sich und unabhängig sein. Ich kenne das aus meiner Heimat Schottland. Und hier in Frankreich wollen Franzosen vielleicht nur unter Franzosen leben.

 

Dahinter versteckt sich oft auch eine religiöse Suche und die Fragen „Woher komme ich? Warum bin ich hier?“ Die Antwort ist ganz einfach: Wir sind alle geliebte Kinder Gottes. Das ist die wertvolle Botschaft, die wir verkünden müssen.

 

Welchen Rat geben Sie, um mit den Menschen überhaupt in Kontakt zu treten?


Es gibt kein Rezept und kein Schema dafür. Der Herr beruft uns, sehr einfallsreich zu sein. Wir benötigen in den Pfarren mehr Willkommensorte, wohin Menschen mit ihren Fragen kommen können und wo die Gemeindemitglieder ihnen zuhören.

 

Ganz wichtig ist das gemeinsame Essen. Am vergangenen Freitag habe ich wieder in unserer Pfarre erlebt, wie ein Besucher bei einem solchen Treffen ein Glaubenszeugnis gegeben hat. Es kommen immer wieder auch nicht getaufte Menschen zu uns.

 

Christlicher Glaube hat immer etwas mit Gastfreundschaft zu tun. Wir wollen jedoch auch über den Glauben sprechen und nicht nur eine gute Zeit miteinander verbringen. Es geht darum, die Menschen mit all ihren Sorgen und Ängsten zu verstehen.

 

Wie kann  es uns gelingen, junge Menschen für den Glauben zu begeistern?


Das ist die große Herausforderung, die große Frage. Meine Antwort: Es muss von den Jugendlichen selbst kommen. Die Aufgabe der Älteren ist es, ihnen zu helfen, sich selbst zu entdecken.

 

Wenn sie einmal die Berufung zu missionarischen Jüngern und das Leben im Heiligen Geist entdeckt haben, reicht eine Handvoll von ihnen, die Ideen haben, wie sie ihre Freunde einladen können, um ihre Erfahrungen mit ihnen zu teilen. Das ist ein Prozess, der anlaufen muss.

 

Wir älteren Menschen machen oft den Fehler, uns zu überlegen, wie wir junge Menschen anziehen können. Das ist falsch. Die Jugendlichen möchten von uns begleitet werden, aber sie sind letztendlich die Akteure.

 

Wie muss denn Kirchenmusik heute klingen, damit die Menschen gerne in den Gottesdienst kommen?


Die Schönheit in der katholischen Kirche liegt darin, dass eine ungeheure Vielfalt vorhanden ist, musikalisch seine Freude ausdrücken. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, ob Volksgesang, Lobpreis oder Gregorianischer Choral.

 

Wir sollten uns nicht auf einen Typ von Kirchenmusik festlegen. Wir dürfen nicht vergessen, in jeder Feier ist der Hauptakteur Jesus Christus. Solange die Musik im Gottesdienst dazu beiträgt, dass wir den Herzschlag Jesu hören können, ist es eine gute Musik.

 

Was soll am Beginn und Ende der  Messfeier geschehen? Sollen Pfarrmitglieder die Gottesdienstbesucher am Eingang der Kirche begrüßen und soll der Pfarrer nach der Heiligen Messe die Menschen an der Kirchentür verabschieden?


Eine Willkommenskultur zu Beginn der Messe ist sehr wichtig. Wir hier in Frankreich machen es manchmal, jedoch nicht regelmäßig so, dass wir nach dem Eröffnungsgebet sagen: „Wenden Sie sich Ihrem Nachbarn zu und heißen Sie ihn/sie willkommen.“ Das klingt nun sehr amerikanisch, in Europa sind die Menschen meist überrascht über dieses Willkommensritual.


Was die Zeit nach dem Gottesdienst betrifft, so ist mein Empfinden: Wenn wir Katholiken aus der Kirche in einem Moment, in dem wir von so viel Schönem erfüllt worden sind, herauskommen, wollen wir meist nicht angesprochen werden und den inneren Frieden, den wir gefunden haben, nicht gleich wieder verlieren.

 

In unserer Pfarre „Heilige Teresa von Kalkutta“ haben wir uns aber doch etwas für den Sommer einfallen lassen. Wir veranstalten einen kleinen Umtrunk für die Gottesdienstbesucher jeden Sonntag nach der Messe.

 

Es ist auch ein Weg, Touristen, die Urlaub bei uns am Ufer des Lac d’Annecy machen, zu begrüßen.

 

Welche wichtigen Aufgaben kommen Ihrer Meinung nach den Pfarrgemeinderäten zu?


Die christliche Gemeinschaft braucht Menschen, die sich  Zeit nehmen, auf den Heiligen Geist zu hören und nachzudenken, für wen und in welcher Weise Mission geschehen soll.

 

Pfarrgemeinderäte sind in dieser Hinsicht Unterstützung sowohl für den Pfarrer als auch für die Pfarrgemeinde.

 

Eine Diskussion, die in den vergangenen Monaten nicht nur bei uns in Österreich aufgetaucht ist: Wie soll sich Pfarrer und Gemeinde verhalten, wenn ein Kind plötzlich während der Heiligen Messe zu weinen beginnt?

 

Unser Pfarrer freut sich und sagt, wie wundervoll es ist, dass das Kind da ist. Es ist eine natürliche Sache, dass die Mutter oder der Vater mit dem Kind nach draußen geht, um es zu beruhigen. 

 

Unsere Einstellung sollte einfach sein, Gott zu danken für jeden, für das Kind, für die Eltern, dass sie gemeinsam mit uns den Gottesdienst mitfeiern. Und sie sollen in der Kirche bleiben, ob sie weinen oder nicht.

 

 

erstellt von: Der SONNTAG / Markus Langer
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"Arzt der Armen" Batthyany-Strattmann

Er ist der "erste Selige des Burgenlandes".

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