Jesuitenpater Alfred Delp hebt die hl. Elisabeth als eine Mächtige hervor, die die Macht an das Recht geknüpft hat, nicht an die Stärke.
Jesuitenpater Alfred Delp hebt die hl. Elisabeth als eine Mächtige hervor, die die Macht an das Recht geknüpft hat, nicht an die Stärke.
Eine Botschaft auch für unsere Tage: Jeder Mensch, so verstoßen er auch ist, ist nach dem Angesicht Gottes erschaffen.
Es war am 16. November 1941, mitten im Krieg und mitten in der Zeit, als die Nationalsozialisten das Herrenmenschentum predigten.
Die ultimative Zweiklassengesellschaft, in der es uns, die Lebenswerten, gibt – und die unwürdigen anderen. An diesem Tag war St.Elisabeth.
Die thürnigische Fürstin kann man als erbauendes Vorbild edler Mildtätigkeit sehen. Die Legende erzählt davon, dass die guten Gaben, die sie heimlich den Armen bringen wollte, zu Rosen wurden, als sie von ihrem Mann ertappt wurde.
Die Wirklichkeit ist brutaler. Nach dem Tod ihres Mannes hat ihr Schwager sie vertrieben, weil sie zuviel Geld für Almosen und in den Armenquartieren Thüringens ausgegeben hat.
Um ihr Witwengut baute sie ein Spital für Bedürftige, ging selber betteln, wollte alles hergeben, was sie besaß. Sie starb, nachdem sie sich in der Fürsorge für andere verausgabt hatte, mit 24 Jahren.
1941 hält ihr der Jesuitenpater Alfred Delp, den die Nazis später ermordet haben, eine Predigt, ohne sich um die Gestapo-Spitzel in der Kirche zu kümmern.
Er hebt dort Elisbaeth als eine Mächtige hervor, die die Macht an das Recht geknüpft hat, nicht an die Stärke.
Und für die es kein unwertes Leben gab: „Was sich da um Elisabeth sammelte, das waren nicht die Menschen mit dem klingenden Schritt, das waren nicht die Menschen mit den blitzenden Augen und den gestrafften Rücken, das waren nicht die Menschen der großen Positionen, das waren die Krüppel und die Kranken und die Bresthaften und die Armen und die Verstoßenen des Lebens und des Daseins.“ Und alle nach dem Angesicht Gottes erschaffen.
Eine Botschaft auch für unsere Tage: Jeder Mensch, so verstoßen er auch ist, ist groß.

Dr. Michael Prüller ist Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und Geschäftsführer der St. Paulus-Medienstiftung.
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