Elf der stimmberechtigten Synodenmitglieder stammen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland.
Elf der stimmberechtigten Synodenmitglieder stammen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland.
Unter ernannten Mitgliedern und sonstigen Teilnehmern für die knapp vierwöchige Beratungen in Rom im Oktober gibt es auch Überraschungen.
Als Papst Franziskus im Mai 2021 eine weltweite Synode zum Thema Synodalität ankündigte, konnten sich selbst Kirchen-Experten ein Gähnen nicht verkneifen. Schon der von Franziskus geprägte Begriff der "Synodalität" versprach eher eine Veranstaltung für Insider. Es schien ein Thema für Kirchenrechtler oder für Kenner der Ökumene - waren es doch protestantische und orthodoxe Kirchen, die schon immer auf Synoden diskutierten, abstimmten und ihr Führungspersonal wählten.
Wie aber sollte die katholische Kirche "synodal" werden, wo sie doch seit Jahrhunderten einer Pyramide gleicht: Der Papst entscheidet an der Spitze, in den einzelnen Diözesen hat ein Bischof das Sagen, und in der Pfarre der Pfarrer. Dass diese Art der Hierarchie aber nicht der Weisheit letzter Schluss ist, beschäftigt die Päpste seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965).
Damals wurde die alleinige Entscheidungsgewalt des Papstes in Fragen der kirchlichen Lehre und des Rechts ergänzt um ein "kollegiales Prinzip". Von nun an sollte das Kollegium der Bischöfe "gemeinsam mit und unter dem Papst" wichtige Fragen der Zeit beraten, und so wurde 1965 das neue, den Papst beratende Organ der "Weltbischofssynode" geschaffen.
Freilich sorgte die vatikanische Regie dafür, dass diese etwa alle zwei Jahre tagende Versammlung von Bischöfen nie wirklich heftig diskutieren oder knapp abstimmen konnte. Das hat sich unter Papst Franziskus bereits verändert, als die Synode 2014 und 2015 streckenweise kontrovers darüber diskutierte, wie die Kirche mit Katholiken umgehen soll, die nach einer Scheidung in zweiter Ehe leben. Auch das Abstimmungsergebnis zu diesem Punkt fiel knapp aus.
Wenn der Papst nun der katholischen Kirche eine synodale Verfassung verordnen will, in der außer dem Papst und den Bischöfen auch das "Volk Gottes" mitberaten und mitbestimmen soll, kommt das in manchen Ländern und in einigen katholischen Denktraditionen einer Revolution gleich. Anderswo, etwa in Deutschland oder in der Schweiz, aber auch in den Ordensgemeinschaften oder in den mit Rom vereinten Ostkirchen, gibt es längst Erfahrung mit Mitbestimmung und synodalen Traditionen.
Deshalb wurde mit Spannung erwartet, welche Teilnehmer sich am Ende auf der Liste der stimmberechtigten "Mitglieder" (Membri) und der "sonstigen Teilnehmer" für die beiden Synodenversammlungen 2023 und 2024 finden würden und für welche Denkweisen sie stehen.
Exakt 493 Namen zählt das im Juli vom Vatikan veröffentlichte Tableau der vor Ort von den Bischofskonferenzen gewählten, der von Amts wegen feststehenden sowie der vom Papst ernannten Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Liste setzt sich zusammen aus - Papst Franziskus eingerechnet - 365 stimmberechtigten Mitgliedern; hinzukommen 9 Ehrengäste, 12 Vertreter aus der Ökumene, 61 theologische Beraterinnen und Berater sowie 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Synodensekretariats.
Unter den 365 stimmberechtigten "Synodenvätern und -Mütter" - erstmals sind ja auch Frauen stimmberechtigt - bilden Papst, 61 Kardinäle und 206 Bischöfe zusammen rund drei Viertel der Versammlung. Die 42 Laien - unter ihnen 27 Frauen und 15 Männer - machen statistisch die drittgrößte Gruppe aus, hinzu kommen weitere 15 Priester, 13 Ordenspriester und -brüder sowie 27 Ordensfrauen.
Etwa ein Drittel der "membri" stammt aus Europa, Nord- und Südamerikaner machen ein Viertel der Mitglieder aus, Afrikaner und Asiaten je etwa ein Fünftel und fünf Prozent der Stimmberechtigten der Synode kommen aus Ozeanien.
Unüberschaubar wirken die vielen Namen auf den ersten Blick. Doch dann werden einige Strukturen und herausragende Einzelpersönlichkeiten sichtbar. Sie geben Aufschluss über das Konflikt- und auch das Lösungs-Potenzial der Versammlung, die im Oktober in Rom zusammenkommt.
So gehört zu den überraschendsten Ernennungen die des früheren Glaubens-Präfekten und oft als konservativer Papstkritiker auftretenden deutschen Kardinals Gerhard Ludwig Müller. Er wurde ebenso berufen wie sein aktueller Nachfolger, der eher fortschrittliche designierte Kardinal Victor Fernandez.
Damit versucht der Papst offenbar, spätere Flügelkämpfe über die Deutung der Synode zu vermeiden, indem er Vorkämpfer beider Flügel gleich in die Synodendebatte einbezieht. Ähnlich ging der Papst bei den bischöflichen Teilnehmern aus den USA vor: Die Auswahl der Bischofskonferenz war u.a. mit dem Vorsitzenden Timothy Broglio und Kardinal Michael Dolan eher konservativ, ihnen stellte der Papst drei ihm nahe stehende Kardinäle hinzu: Wilton Gregory, Robert McElroy und Blase Cupich.
Zu den aus der Menge herausragenden Einzelpersönlichkeiten zählt auch der "Synoden-Veteran" schlechthin, Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. Er hat schon bei der Familiensynode 2015 die entscheidenden Kompromisse mit geschmiedet. Auch diesmal wird er mit viel Synodenerfahrung und Verhandlungsgeschick gefordert sein. Zu den vom Papst für die Synode ernannten Kardinälen gehören unter anderem auch der emeritierte honduranische Erzbischof und langjährige Koordinator des Kardinalsrates, Oscar Rodríguez Maradiaga, der myanmarische Kardinal Charles Muang Bo und Stephen Chow aus Hongkong.
Daneben gibt es weitere markante Figuren, wie die Präsidentin der weltweiten Vereinigung der Ordensoberinnen (UISG) Mary T. Barron, Sydneys Erzbischof Anthony Fisher, den LGBTQ-Seelsorger James Martin aus den USA oder die in Spanien lebende iMision-Mitgründerin und für ihren TikTok-Account bekannte Ordensfrau Xiskya Valladares. Mit dabei sind auch der ehemalige Dominikaner-Oberen Timothy Radcliffe und der Jesuiten-Chefideologe Antonio Spadaro. Er ist - wenn man den Papst mitzählt - einer von 20 Jesuiten bei der Synode. Sie stellen damit die stärkste Gruppe unter den Orden, gefolgt von den Dominikanern mit 6 Mitgliedern.
Elf der stimmberechtigten Synodenmitglieder stammen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner nimmt an der Weltsynode als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz teil, während Kardinal Schönborn als Mitglied des Synodenrates dabei ist. Für die Schweizer Bischofskonferenz fährt deren Vorsitzender, der Basler Bischof Felix Gmür, nach Rom. Der Schweizer Kardinal Kurt Koch nimmt in seiner Funktion als Leiter der Vatikanbehörde zur Förderung der Einheit der Christen teil.
Bei der Synodenversammlung hat zudem erstmals eine Gruppe aus knapp 100 Ordensleuten, Geistlichen und Laien ein Stimmrecht, die nicht Bischöfe sind. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen. Unter ihnen ist Helena Jeppsen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk Fastenaktion, die auch Delegierte beim Europa-Synodentreffen in Prag war.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat ihren Vorsitzenden Georg Bätzing, Bischof von Limburg, sowie die Bischöfe von Augsburg, Bertram Meier, und Essen, Franz-Josef Overbeck, berufen. Vom Papst direkt als Mitglieder ernannt wurden der Münsteraner Bischof Felix Genn, sein Amtskollege aus Passau, Stefan Oster, und der frühere Glaubenspräfekt Kardinal Müller.
Neben den eigentlichen Synodenmitgliedern gibt es Gesandte, Beobachter und Berater. Sie sind ohne Stimmrecht, können aber dennoch erheblichen Einfluss auf die Beratungen und die Formulierung von Texten nehmen. Zu dieser Gruppe gehören der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Bibelwissenschaftler Thomas Söding, die in Erfurt lehrende niederländische Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens sowie der Hauptgeschäftsführer des deutschen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz. Aus Österreich ist die an der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz lehrende Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar in dieser Teilnehmer-Gruppe bei der Synodenversammlung dabei.