Krieg komme aus den "niedrigsten Beweggründen des menschlichen Herzens", der Frieden dagegen treibe die Menschen an, über sich hinauszuwachsen, so Franziskus.
Krieg komme aus den "niedrigsten Beweggründen des menschlichen Herzens", der Frieden dagegen treibe die Menschen an, über sich hinauszuwachsen, so Franziskus.
Franziskus bei Begegnung am Sitz des Erzbischofs von Bogota. "Habt keine Angst, die Stimme zu erheben".
Papst Franziskus hat die Bischöfe Kolumbiens aufgerufen, tatkräftig an der Versöhnung in ihrer Heimat mitzuarbeiten. "Wir alle wissen, dass der Frieden eine besondere Form von Mut braucht", sagte Franziskus bei einer knapp einstündigen Begegnung mit den rund 130 Bischöfen des südamerikanischen Landes am Donnerstagmittag (Ortszeit), 7. September 2017. Das Land müsse gegenseitige Vergebung wagen, trotz vieler Wunden, die noch nicht geheilt seien, so der Papst bei seiner Rede am Sitz des Erzbischofs von Bogota.
Krieg komme aus den "niedrigsten Beweggründen des menschlichen Herzens", der Frieden dagegen treibe die Menschen an, über sich hinauszuwachsen. Es sei möglich, einen anderen Weg einzuschlagen, auch wenn die Trägheit einen dazu treibe, die gleichen Fehler wieder zu machen. In Kolumbien hatten sich die Regierung und die linke FARC-Guerilla im vergangenen Jahr nach fünf Jahrzehnten bewaffneten Kampfs auf die Umsetzung eines Friedensplans verständigt.
Für die Kirche verlangte der Papst die Freiheit, Versöhnung zu verkünden. Dazu brauche sie nicht "Bündnisse mit dieser oder jener Seite" einzugehen. Kolumbien habe das Recht, vom Wort Gottes herausgefordert zu werden, von Gott, der fragt: "Wo ist dein Bruder?" Diese Frage dürfe nicht verstummen, mahnte Franziskus, auch wenn die Gefragten nicht mehr tun könnten, als den Kopf zu senken und schamvoll einzugestehen, dass sie den Bruder verkauft hätten - "vielleicht um den Preis einer Dosis Rauschgift oder manch irriger Vorstellung von Staatsräson, mitunter wegen des unrichtigen Bewusstseins, dass der Zweck die Mittel heiligt", wie der Papst hinzufügte.
Gleichzeitig rief er die versammelten Bischöfe zur Einheit - gerade angesichts der Vielseitigkeit und Komplexität der kolumbianischen Kirche. Sie sollten nicht müde werden durch offenen und brüderlichen Dialog Gemeinschaft aufzubauen; "und meidet heimliche Projekte wie die Pest", wandte sich Franziskus wörtlich an die Bischöfe.
Der Papst erinnerte an die Kolumbienreisen seiner Vorgänger Paul VI. (1963-1978) und Johannes Paul II. (1978-2005), die dem Land bei ihren Besuchen 1968 und 1986 bereits wichtige Botschaften hinterlassen hätten. Franziskus verwies dazu auf den umfassenden Schutz des Lebens und den Schutz der Familien, in denen das Leben oft bedroht sei durch Alkohol und Gewalt oder die Abwesenheit der Väter. Er selbst habe keine Rezepte und wolle den Bischöfe auch keine Aufgabenlisten da lassen. Lediglich sollten sie immer wieder "von der stillen Kraft der Liebe Gottes" reden.
In diesem Zusammenhang sei es wichtig, die Jugend ernst zu nehmen und einzubeziehen: "Habt keine Angst, ruhig die Stimme zu erheben und alle daran zu erinnern, dass eine Gesellschaft, die sich von der Illusion des Rauschgifthandels verführen lässt, dieses moralische Geschwulst, das mit der Hölle handelt und überall Korruption sät, mit sich mitschleppt und zugleich die Steuerparadiese füttert."
Ausdrücklich forderte der Papst die Bischöfe auf, sich auch der afrokolumbianischen Menschen anzunehmen, die viel zur Kultur des Landes beigetragen hätten. Darüber hinaus legte er den Bischöfen die Kirche in Amazonien ans Herz. Von der Weisheit der indigenen Völker solle sich die Kirche in Kolumbien bereichern lassen. "Ich ermutige euch, überlasst die Kirche in Amazonien nicht sich selbst", sagte Franziskus.
Mehr über Papst Franziskus