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27.05.2013 · Papst Franziskus

Papst an Bischöfe: "Werdet keine Funktionäre"

"Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat." (Apg 20:28).

Bischöfe sind nicht Ausdruck einer Struktur. Sie dürfen keine Funktionäre werden. Orientierung für Bischöfe müsse das Wohl des Volkes Gottes sein: Drei Aussagen Papst Franziskus’ aus einer Meditation, die er an diesem Donnerstagabend, 23. Mai 2013, anlässlich der Versammlung der italienischen Bischofskonferenz in der Petersbasilika hielt. Bischöfe als von Christus eingesetzte Hirten müssten den weltlichen Versuchungen widerstehen, so der Papst. Dazu brauche es Wachsamkeit.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,

die biblischen Lesungen, die wir gehört haben, regen uns zum Nachdenken an. Mich haben sie sehr zum Nachdenken gebracht. Daraus ist eine Meditation geworden - für uns Bischöfe und zuerst für mich selbst, einen Bischof wie ihr. Diese Gedanken möchte ich mit euch teilen.

Es ist bedeutsam und es freut mich besonders, dass unser erstes Treffen genau hier stattfindet: an dem Ort, der nicht nur das Grab Petri bewahrt, sondern auch das lebendige Gedächtnis seines Glaubenszeugnisses, seines Dienstes an der Wahrheit, seiner Hingabe für die Frohe Botschaft und für die Kirche bis hin zum Martyrium.

Heute Abend wird dieser Confessio-Altar [der Hauptaltar von Sankt Peter] zu unserem See von Tiberias, an dessen Ufern wir diesen überraschenden Dialog zwischen Jesus und Petrus hören, mit den Anfragen an den Apostel. Das muss aber auch in unseren Herzen – als Bischöfe – nachklingen.

"Liebst du mich"; "Bist du mein Freund?" (Joh 21:15ff)

Die Frage ist an einen Mann gerichtet, der sich trotz seiner feierlichen Erklärungen von Angst ergreifen lassen hat und geleugnet hat.

"Liebst du mich"; "Bist du mein Freund?"

Die Frage richtet sich an mich und an jeden von euch, an uns alle: Wenn wir es vermeiden, hastig und oberflächlich zu antworten, dann drängt diese Frage uns, nach innen zu schauen, sie wirft uns auf uns selbst zurück.

"Liebst du mich"; "Bist du mein Freund?"


Der, der die Herzen erforscht (Röm 8:27) wird zum Bettler um Liebe und er stellt uns die einzig wirklich wesentliche Frage, Voraussetzung und Bedingung dafür, seine Schafe zu weiden, seine Lämmer, seine Kirche. Jeder Dienst ist auf diese Vertrautheit mit dem Herrn gegründet; in Ihm zu leben ist das Maß unseres kirchlichen Dienstes, der sich ausdrückt in unserer Verfügbarkeit für den Gehorsam, im sich Erniedrigen, wie wir im Brief an die Philipper über die völlige Hingabe gehört haben (Phil 2:6-11).

Im Übrigen ist die Konsequenz aus der Liebe für den Herrn, für Ihn alles hinzugeben – wirklich alles, bis zum eigenen Leben: Das ist es, was unseren Hirtendienst auszeichnen muss; das ist der Lackmustest, der zeigt, mit welcher Tiefe wir das uns Gegebene umarmt haben, auf Jesu Anruf antwortend, und der uns zeigt, wie sehr wir mit den Menschen und der Gemeinschaft verbunden sind, die uns anvertraut worden sind. Wir sind nicht der Ausdruck einer Struktur oder einer organisatorischen Notwendigkeit: Auch mit dem Dienst der Autorität sind wir aufgerufen, Zeichen für die Anwesenheit und für das Wirken des auferstandenen Herrn zu sein, und so die Gemeinschaft in brüderlicher Liebe aufzubauen.

Das soll nicht selbstverständlich sein: Wenn sie nicht ständig genährt wird, schwächt sich auch die größte Liebe ab und sie erlischt. Nicht von ungefähr ermahnt uns der Apostel Paulus: "Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat." (Apg 20:28)

Die fehlende Wachsamkeit lässt, wie wir wissen, den Hirten lau werden; sie lässt ihn abgelenkt sein, vergesslich und sogar unduldsam werden; sie verführt ihn mit der Aussicht auf Karriere, sie schmeichelt dem Geld und den Kompromissen mit dem Geist der Welt; sie macht faul, lässt den Hirten zum Funktionär werden, zu einem Geistlichen, der mit sich selbst beschäftigt ist, mit der Organisation und den Strukturen, anstatt mit dem wahren Wohl des Volkes Gottes. Er läuft so Gefahr, wie der Apostel Petrus den Herrn zu verleugnen, auch wenn er formal in seinem Namen handelt und spricht; er verdunkelt die Heiligkeit der hierarchischen Mutter Kirche, macht sie weniger fruchtbar.

Lieber Brüder, wer sind wir vor Gott? Was sind unsere Prüfungen? Von denen haben wir viele, jeder von uns hat seine eigenen. Was will uns Gott durch diese sagen? Was trägt und unterstützt und dabei, diese zu überwinden?

Wie für Petrus kann uns diese bohrende und wiederholte Frage Jesu traurig stimmen und uns sehr deutlich bewusst die Schwäche der Freiheit vor Augen führen, gefährdet von tausend inneren und äußeren Einflüssen, die häufig Verwirrung schaffen, Frustration und sogar Unglauben.

Es sind sicherlich nicht diese Gedanken und Haltungen, die der Herr aufkommen lassen will; trotzdem, diese nutzt der Feind, der Teufel, um die Menschen in Bitterkeit, im Klagen und der Entmutigung zu isolieren.

Jesus, der gute Hirte, demütigt den Reuigen nicht und gibt ihn nicht auf: In Ihm spricht die Zärtlichkeit des Vaters, der tröstet und neu antreibt; er lässt die Schande sich auflösen, denn die Schande löst sich wirklich im Gefüge von Vertrauen auf; er gibt neuen Mut, vertraut neu Verantwortung an, erteilt eine neue Sendung.

Petrus kann, im Feuer des Verzeihens gereinigt, sagen: "Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich gern habe" (Johannes 21:17). Ich bin sicher, dass auch wir alle das von Herzen sagen können. So gereinigt kann uns Petrus in seinem ersten Brief ermahnen: "Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde!" (1 Pet 5:2-3)

Ja, Hirt sein bedeutet jeden Tag an die Gnade und die Kraft zu glauben, die vom Herrn kommt, trotz all unserer Schwäche, und die Verantwortung zu übernehmen, der Herde voran zu gehen, frei von Lasten die das gesunde apostolische Vorangehen behindern, und es bedeutet in der Leitung ohne Zögern unsere Stimme hörbar zu machen, sei es für die, die den Glauben angenommen haben, sei es für die, die "nicht aus diesem Stall" sind (Joh 10:16). Wir sind gerufen, den Traum Gottes zu unserem zu machen, dessen Haus keine Ausschlüsse von Menschen oder Völkern kennt, wie es Jesaja prophetisch in der ersten Lesung angekündigt hat (Jes 2:2-5).

Hirte sein bedeutet aber auch, sich darauf einzustellen inmitten der Herde und auch hinter ihr zu gehen: Fähig zu sein, die stille Geschichte dessen zu hören, der leidet und die Schritte derer zu stützen, die sich fürchten, sie zu machen; bereit, aufzurichten, zu ermutigen und neu Hoffnung zu schenken. Aus dem Teilen mit den Armen geht unser Glauben immer gestärkt hervor: Lassen wir also jede Form von Vermessenheit beiseite und knien wir vor denen nieder, die der Herr unserem Dienst anvertraut hat. Unter ihnen reservieren wir den Priestern einen besonderen Platz: Vor allem für sie müssen unser Herz, unsere Hand und unsere Tür immer und unter allen Umständen offen sein. Unsere Priester sind die ersten Gläubigen, die wir Bischöfe haben. Lieben wir sie! Lieben wir sie von Herzen! Sie sind unsere Söhne und unsere Brüder.

Liebe Brüder, das Glaubensbekenntnis, das wir heute neu gemeinsam sprechen, ist kein formaler Akt, sondern unsere erneuerte Antwort auf das "Folge mir nach!", mit dem das Johannesevangelium endet (Joh 21:19): Es lässt uns das eigene Leben nach dem Willen Gottes gestalten, sich ganz unserem Herrn Jesus verpflichtend. Von hier erwächst die Urteilsfähigkeit, die die Gedanken, die Erwartungen und die Notwendigkeiten der Menschen heute kennt und auf sich nimmt.

In diesem Sinne danke ich jedem von Euch von Herzen für euren Dienst, für eure Liebe zur Kirche. Und unsere Mutter ist hier und ich stelle euch und mich selbst unter den Mantel Mariens, unserer Herrin.

Mutter der Stille, die du den Dienst Gottes wahrst, behüte uns vor der Vergötterung der Gegenwart, zu der alle, die vergessen, verdammt sind. Reinige die Augen der Hirten mit den Augentropfen der Erinnerung: Kehren wir zurück zur Frische des Anfangs, zu einer betenden und reuigen Kirche.

Mutter der Schönheit, die aufblüht in der Treue der täglichen Arbeit, wecke uns aus der Trägheit der Faulheit, der Engstirnigkeit und dem Defätismus. Erneuere die Hirten in der Barmherzigkeit, die eint und erfüllt: So dass wir die Freude einer dienenden, demütigen und geschwisterlichen Kirche entdecken.

Mutter der Zärtlichkeit, in Geduld und Barmherzigkeit gekleidet, hilf uns die Traurigkeiten, die Ungeduld und die Starre derer, die das Zusammengehören nicht kennen, zu verbrennen. Tritt bei deinem Sohn für uns ein so dass unsere Hände, Füße und Herzen flink seien: Lass uns die Kirche in Wahrheit und Barmherzigkeit aufbauen.

Mutter, lass uns immer das Volk Gottes sein, das auf das Reich Gottes zu pilgert. Amen.”

erstellt von: rv
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Kardinal Schönborn am Sarg von Papst Franziskus

Schönborn: Franziskus war politischer Papst im besten Sinne

Kardinal in Interviews anlässlich des Papst-Begräbnisses: Päpste haben ohnmächtige Stimme, können jedoch Herzen berühren. Erbe von Franziskus noch nicht entschieden.

Stephansdom

Zum Papst-Begräbnis läuten alle Kirchenglocken in Österreich

Pummerin am Stephansdom und Glocken in katholischen Pfarren läuten am Samstag um 10 Uhr. Am Montag in Wien "Requiem für seine Heiligkeit Papst Franziskus" u.a. mit Bundespräsident Van der Bellen.

Kirche in Österreich nimmt Abschied von Papst Franziskus

Bischofskonferenz-Vorsitzender Franz Lackner leitet am kommenden Montag um 18 Uhr Trauergottesdienst im Wiener Stephansdom, zu dem die Gläubigen und die Spitzen von Staat, Kirchen und Religionen eingeladen sind.

Trauer um Papst Franziskus

ORF überträgt "Abschied von Papst Franziskus" am Samstag live

Drei Millionen sahen am Ostermontag ORF-TV-Berichterstattung zum Tod von Franziskus. Am Dienstagabend neuer "ZIB Talk" mit Bischof Glettler.

Trauer um Papst Franziskus

Franziskus in einem seiner letzten Texte: "Der Tod ist neuer Anfang"

Vatikan veröffentlichte im Februar verfasstes Papst-Vorwort für ein noch nicht erschienenes Buch. "Der Tod ist nicht das Ende von allem".

Papst Franziskus

Papst Franziskus wird am Samstag beigesetzt

Begräbnisliturgie auf dem Petersplatz beginnt um 10 Uhr. Anschließend wird Franziskus in Santa Maria Maggiore beigesetzt. Leichnam des Papstes wird am Mittwoch in den Petersdom überführt.

Schönborn: "Das letzte Wort ist die Auferstehung"

Wortlaut der Predigt von Kardinal Schönborn beim "Kleinen Requiem" für Papst Franziskus am Ostermontagabend im Wiener Stephansdom

Blick auf den Petersdom

Was im Vatikan passiert, wenn der Papst gestorben ist

Nur wenige Verantwortungsträger bleiben im Amt. Camerlengo (Kämmerer) der katholischen Kirche und Dekan des Kardinalskollegiums zunächst die wichtigsten Personen. Kardinalskollegium übernimmt bis zur Wahl eines neuen Papstes die Verwaltung des Staates Vatikanstadt.

Trauer um Papst Franziskus

Papst Franziskus ist gestorben

Kirchenoberhaupt im Alter von 88 Jahren gestorben. Aus Argentinien stammender früherer Erzbischof von Buenos Aires war seit 2013 der erste Lateinamerikaner im Papstamt.

Papst Franziskus

Papst trifft Entscheidungen auch vom Krankenbett aus

Vor zwei Wochen schreckte der Vatikan mit der Mitteilung auf, der Papst sei in der Gemelli-Klinik. Inzwischen scheint die Lage unter Kontrolle und Franziskus arbeitet weiter. Von Sabine Kleyboldt (KNA).

Papst Franzikus

Gesundheitszustand des Papstes nach ruhiger Nacht unverändert

"Papst hat geschlafen und sich ausgeruht". Sonntagabend hatte vatikanisches Presseamt mitgeteilt, dass Bluttests ein beginnendes, leichtes Nierenversagen zeigten, das aber unter Kontrolle sei.

Papst Franziskus

"Leichte Besserung": Papst verbrachte erneut "ruhige Nacht"

Therapie gegen Bronchitis und Lungenentzündung scheint zu wirken.

Online-Kondolenzbuch für Papst Franziskus

In großer Dankbarkeit für sein Wirken gedenken wir Papst Franziskus.

Kerze beim Gebet anzünden

Österreichs Bischöfe bitten um Gebet für Papst Franziskus

Gebetsaufrufe auf den Sozialen Medien. Bischofskonferenz-Vorsitzender Erzbischof Lackner wünscht römischem Pontifex angesichts "sehr ernster Diagnose" baldige Genesung. Kardinal Schönborn: Bitte um Gebet ist für Franziskus "keine fromme Floskel".

Die Stationsgottesdienste der Fastenzeit – Eine alte römische Tradition lebt weiter

 

Der Petersplatz zu Weihnachten

Papst beginnt Weihnachtsfeiern mit Aufstoßen der Heiligen Pforte

Die Christmette am 24. Dezember ab 19 Uhr findet mit der Eröffnung des Heiligen Jahres und dem Aufstoßen der Heiligen Pforte durch den Papst statt. Traditioneller Segen "Urbi et orbi" am 25. Dezember um 12 Uhr.

Schlussgottesdienst Synode

Papst zum Abschluss der Weltsynode: Kirche muss aufstehen

Franziskus feiert Abschlussgottesdienst der Bischofssynode im Petersdom und beschwört missionarischen Aufbruch einer dienenden Kirche.

Long Exposition Shot of Via della Conciliazione in front of Piazza San pietro in the Centre of Rome at Sunset on Blurred Background

Katholische Kirche macht Weg für Reformen frei

Die größte Beratungsrunde der katholischen Kirche seit Jahrzehnten hat weitreichende Beschlüsse gefasst. Sie votierte für Öffnungen, für Dezentralisierung und für mehr Mitbestimmung der Basis, mit Zustimmung des Papstes.

Papst stellt sich hinter Synodenbeschlüsse

Papst Franziskus gibt die beschlossenen Vorschläge der Bischofssynode direkt frei und verzichtet auf ein nachsynodales Lehrschreiben.

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