Die Clownin Gwendolin Grübel alias Constanze Moritz beim Salonabend "Humor in den Religionen" im Afro-Asiatischen-Institut.
Die Clownin Gwendolin Grübel alias Constanze Moritz beim Salonabend "Humor in den Religionen" im Afro-Asiatischen-Institut.
Einen interreligiösen Salonabend zum Thema "Humor in den Religionen" veranstaltete das Afro-Asiatische Institut. Ein Bericht von Astrid Ingruber.
Was hat Religion schon mit Humor zu tun? Schließen sich diese Begriffe nicht von vorne herein aus? Oder gibt es letztendlich doch mehr Verbindungen als es oberflächlich betrachtet erscheint? Mitten in der Faschingszeit gingen Vertreter von Judentum, Christentum und Islam diesen Fragen nach. So tragen sich im Rahmen eines interreligiösen Salons im Afro-Asiatischen Instituts Willy Weisz, Vizepräsidenten des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Isabella Ehart Spirituelle Begleiterin der Katholischen Frauenbewegung Österreichs und der muslimische Autor Muhammet Ali Bas.
Schon Tora und Talmud geben Beispiele, wo das "Auf-den-Kopf-Stellen" von Realitäten Ironie schafft und zum Lächeln bringt, und auch der sprichwörtliche jüdische Witz, der satirisch mit Obrigkeiten abrechnet, hat seinen Ursprung in den Purimspielen, so Willy Weisz, jüdischer Vizepräsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Das jüdische Purimfest, dem das Buch Esther zugrunde liegt, fällt zeitlich ebenfalls in den Fasching und gilt als Freudenfest, da es an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert und schon im Mittelalter als Ventil für Unterdrückung und Diskriminierung diente.
Die katholische Theologin und Erwachsenenbildnerin Isabella Ehart zeigte die Ironie auf, die auch im Zusammenhang mit der Person Jesu im Neuen Testament zu finden ist: Etwa, wenn der Gottessohn auf einem Esel in Jerusalem einreitet. Und auch die "Heiligen Narren" wurden thematisiert, bei denen Schelmentum und Gewitztheit zu Witz führen.
Muhammet Ali Bas, Vorarlberger mit türkischen Wurzeln und Preisträger des Berliner "I’slam", einer Spezialform des "Poetry-Slam", belegte mit Koranzitaten, dass auch der Prophet gelächelt hat, "sodass man sogar seine Backenzähne sah". Die rund 50 Gäste des Abends veranlasste er mit einer Kostprobe aus seinem Programm zu schallendem Gelächter, indem er den besonders auf Flughäfen verbreiteten Generalverdacht, alle Muslime seien Terroristen, auf die Schaufel nahm. Die Gründung einer rein islamischen Fluggesellschaft als Konsequenz daraus mit allerlei skurrilen Durchsagen stellte das humoristische Highlight seines Programms dar.
Eine lustige und gleichzeitig auch berührende Abrundung erfuhr der Abend durch das Auftreten der Clownin Gwendolin Grübel, deren Alter Ego, Constanze Moritz, Bildungsreferentin für den Bereich "Dialog der Religionen" im AAI ist.
Der Abend war ein gelungenes Beispiel eines religions-, kultur- und generationenübergreifenden Miteinanders.
Das AAI veranstaltet monatlich einen interreligiösen Salon zu einer Bandbreite von Inhalten, wobei VertreterInnen aus verschiedenen Religionen kurze Impulsreferate geben. Wenngleich die thematische Auseinandersetzung im Vordergrund steht, wird der Saloncharakter durch musikalische Umrahmung und kulinarischen Ausklang unterstrichen. Im Sommersemester 2014 steht der Salon unter dem Motto "Kunst – Ausdrucksform religiösen Empfindens". Der erste Abend, 25. März 2014, ist dem Thema Musik gewidmet und wird von Oberkantor Mag. Shmuel Barzilai, Botschaftsrat Fatih Karadas, Domkurat Konstantin Reymaier gestaltet.
Veranstaltungstipp
Kunst – Ausdrucksform religiösen Empfinden
Referenten: Oberkantor Mag. Shmuel Barzilai, Botschaftsrat Fatih Karadas, Domkurat MMag. Konstantin Reymaier
Dienstag, 25. März 2014, 19.00 Uhr
AAI-Wien, Türkenstraße 3, 1090 Wien
Afro-Asiatisches Institut
Das Afro-Asiatische Institut wurde 1959 von Kardinal Dr. Franz König gegründet und ist seither als Haus der Begegnung im interreligiösen und interkulturellen Dialog aktiv.
Türkenstraße 3
1090 Wien
Tel +43 1 3105145 0
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