Mädchen im Armenviertel Haggana, wo 500.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen leben, wird mit der Hilfe der Caritas Salzburg eine Ausbildung in der Schule der Barmherzigen Schwestern ermöglicht.
Mädchen im Armenviertel Haggana, wo 500.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen leben, wird mit der Hilfe der Caritas Salzburg eine Ausbildung in der Schule der Barmherzigen Schwestern ermöglicht.
In mehr als 170 Ländern der Erde – auch in Österreich - beten Christinnen und Christen aller Konfessionen gemeinsam.
In mehr als 170 Ländern der Erde beten am kommenden Freitag Christinnen und Christen aller Konfessionen gemeinsam und bekennen sich zum solidarischen Handeln für Frauen in Not. Der "Weltgebetstag der Frauen" steht heuer unter dem Motto "Ströme in der Wüste" und hat besonders die Situation der Frauen in Ägypten im Fokus. Dort seien Frauen unterdrückt wie kaum sonst irgendwo auf der Welt, heißt es in der Ankündigung für die weltweite ökumenische Initiative. In Österreich wird der Weltgebetstag in rund 400 Kirchengemeinden begangen.
Die ägyptischen Frauen, die die Liturgie zum Weltgebetstag verfassten, seien von der Hoffnung auf den "arabischen Frühling" erfüllt gewesen - und inzwischen enttäuscht worden, heißt es in der Ankündigung.
Jetzt wüssten sie sich verbunden mit der Gemeinschaft des Weltgebetstages, die von Österreich aus auch mittels eines Hilfsprojekts unterstützen will: Mit Hilfe von Know-how der Caritas Salzburg wird Mädchen im Armenviertel Haggana, wo 500.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen leben, eine Ausbildung in der Schule der Barmherzigen Schwestern ermöglicht.
Der Weltgebetstag, der jeweils am ersten Freitag im März begangen wird, ist die größte ökumenische Basisbewegung von Christinnen. Seine Wurzeln liegen in der Weltmissionsbewegung des 19. Jahrhunderts in Amerika, in deren Rahmen eine eigenständige Frauenbewegung entstand. Am 4. März 1927 fand erstmals eine über die USA hinausgehende multinationale Feier des Ökumenischen Weltgebetstags der Frauen statt. Ab 1949 begeisterten sich auch in Österreich evangelische und altkatholische Frauen für den Weltgebetstag. 1957 wurde der erste ökumenische Gottesdienst zum Weltgebetstag in der Wiener Lutherischen Stadtkirche gefeiert. Ab 1971 waren auch römisch-katholische Frauen offiziell in der Weltgebetstagsbewegung vertreten.
Laut einer Studie, die Kriterien wie Gewalt gegen Frauen, Fortpflanzungsrechte, die Stellung der Frauen in der Familie und die Rolle der Frauen in Politik und Wirtschaft beachtet, ist die Situation ägyptischer Frauen auch im Vergleich mit anderen muslimisch dominierten Ländern besonders prekär. Zuletzt habe vor allem die sexuelle Gewalt in dem Krisenstaat stark zugenommen, heißt es in einer Aussendung des Weltgebetstages. Hinzu komme die zweithöchste Rate an Genitalverstümmelungen weltweit: 91 Prozent der weiblichen Bevölkerung würden beschnitten.
Die Entführung, Vergewaltigung und Zwangsbekehrung christlicher Frauen und Mädchen zum Islam habe in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen, berichtete auch die Hilfsorganisation "Kirche in Not". "Vor 2011 waren es vielleicht sechs oder sieben Mädchen in ganz Ägypten, die das betraf. Seither aber ist die Zahl auf tausende angestiegen", zitierte die Organisation in einer Aussendung den Kairoer Anwalt und koptischen Menschenrechtler Said Fayez. Besonders junge Mädchen seien im Visier radikaler Islamisten.
In Minya, etwa 250 Kilometer südlich von Kairo, unterhält die koptisch-katholische Diözese ein Haus für Mädchen, die eine Entführung hinter sich haben. Hier seien sie in Sicherheit vor ihren Peinigern und blieben für sechs Monate oder länger, so Pater Boulos Nasif, Leiter des Hauses. Manche Mädchen flüchteten sich auch in die Einrichtung, um einer Entführung zu entgehen. Pater Nasif: "Hier werden die Mädchen begleitet und können über alles sprechen, was ihnen zugestoßen ist. Wir versuchen, sie zu befähigen, wieder Glieder der Gesellschaft zu sein."
Sexueller Missbrauch sei bei Christen wie Muslimen ein Tabuthema, berichtete die koptisch-orthodoxe Sozialarbeiterin Susi Magdy. Sie arbeitet für die katholischen Comboni-Missionare im Kairoer Müllviertel Mukattam. "Die Menschen hier stammen aus dem ländlichen Raum Oberägyptens und denken sehr traditionell. Der Unterschied zwischen Muslimen und Christen ist in dieser Beziehung nicht groß. Es ist allen ganz wichtig, keine Schande über die Familie zu bringen", so Magdy. In den allermeisten Fällen werde deshalb auch sexueller Missbrauch totgeschwiegen.
Magdy: "Viele Mädchen werden von ihren Brüdern, Cousins oder Onkeln belästigt oder gar vergewaltigt." Darüber zu sprechen, sei aber innerhalb der Großfamilie tabu. Zur Polizei oder zum Pfarrer gehe niemand. "Es würde ihnen auch niemand glauben. Man würde sagen, die Frauen hätten es provoziert", so Magdy.
Im Rahmen von Aufklärungskampagnen will Magdy gemeinsam mit ihren Mitarbeitern einen Bewusstseinswandel herbeiführen; nicht nur hinsichtlich des Missbrauchs sondern auch im Blick auf die Genitalbeschneidung von Mädchen. Sowohl bei Muslimen als auch bei Christen sei diese Art der Verstümmelung sehr verbreitet.
Ein weiteres Problem: Für weite Teile der christlichen Landbevölkerung seien aus sozialen Gründen Berufstätigkeit und Universitätsausbildung von Mädchen und Frauen inakzeptabel. "Hier gibt es leider nur kleine Fortschritte", so Magdy: "Für ein christliches Mädchen aus einem Dorf ist es fast unmöglich, ein Studium zu beginnen."