Die Kirche müsse die Menschen, die zum Teil alles verloren und auch keine Erwerbsmöglichkeit mehr haben, mit dem Lebensnotwendigsten versorgen und sie seelisch unterstützen, so der Erzbischof von Homs, Jean-Abdo Arbach.
Die Kirche müsse die Menschen, die zum Teil alles verloren und auch keine Erwerbsmöglichkeit mehr haben, mit dem Lebensnotwendigsten versorgen und sie seelisch unterstützen, so der Erzbischof von Homs, Jean-Abdo Arbach.
Jean-Abdo Arbach: Große Teile der syrischen Stadt liegen in Schutt und Asche. Auch Kathedrale erlitt schwere Zerstörungen.
Die katholischen Pfarren in der Region Homs haben trotz bitterer Armut, Zerstörung, Hunger und Versorgungsengpässen viele Flüchtlinge aus den islamistisch beherrschten Teilen Syriens aufgenommen. Das berichtete der melkitische (griechisch-katholische) Erzbischof von Homs, Jean-Abdo Arbach, am Montagabend, 17. März 2014, bei einem von der Stiftung "Pro Oriente" veranstalteten Informationsabend in Wien.
Arbach war am Freitag von Papst Franziskus empfangen worden. Der Papst hatte sich von ihm aus erster Hand über die Lage in Syrien informieren lassen. Franziskus sei sehr besorgt über die Zukunft des Landes und über die Situation der Christen, sagte der Erzbischof anschließend. Er habe den Papst bei dem 15-minütigen Gespräch vor allem über die humanitäre Situation in Syrien und über das Leiden der christlichen Gemeinden informiert. Besonders habe er - so Arbach - von der Situation in Hama, der ebenfalls am Orontesfluss gelegenen Nachbarstadt von Homs, berichtet, wo es "jeden Tag Tote" gebe.
In Wien sagte Arbach, im Augenblick werde in Homs nicht gekämpft, und der größte Teil des Stadtgebiets und Umlands sei in der Hand der Regierung. Große Teile der Stadt lägen in Schutt und Asche, auch die Kathedrale habe schwere Zerstörungen erlitten.
Die Kirche müsse die Menschen, die zum Teil alles verloren und auch keine Erwerbsmöglichkeit mehr haben, mit dem Lebensnotwendigsten versorgen und sie seelisch unterstützen. Rund 20.000 Katholiken lebten weiter in Homs, und die alten interreligiösen Kontakte mit Imamen und muslimischen Nachbarn hätten in den meisten Fällen keinen Schaden erlitten, so der Erzbischof. Größte Sorge sei die Schulbildung, denn die Schulen seien geschlossen. Die Kirche organisiere deshalb improvisierten Ersatzunterricht.
Die Kinder, aber auch alle anderen Bewohner, lebten in ständiger Angst, so Arbach. Jederzeit könnten Autobomben explodieren und Scharfschützen von Dächern auf Menschen zielen. Dies gehöre mittlerweile zum Alltag.
Viele Stadtbewohner hätten zwar landwirtschaftliche Anbauflächen außerhalb, doch könnten sie nicht zu ihren Feldern. Überall seien die Straßen unterbrochen. Dies sowie die Preisexplosion auf den Märkten führten zu einer Nahrungsmittelknappheit und einer drohenden Hungersnot.
Der Erzbischof hält auf lange Sicht eine Entwicklung wie im libanesischen Bürgerkrieg (1975-1990) für möglich. Eine Lösung sei jedenfalls nicht in Sicht, und der neue Kalte Krieg der Großmächte infolge des Ukraine-Konflikts mache ein internationales Abkommen noch unwahrscheinlicher als bisher.
Jean-Abdo Arbach war melkitischer Exarch in Argentinien, bevor er von Papst Benedikt XVI. als Oberhirte für Homs bestätigt wurde. Der am 28. Juni 1952 im syrischen Yabroud geborene Basilianer-Ordensmann wirkte seit 1996 mit einer rund einjährigen Unterbrechung in Argentinien, zunächst als Pfarrer und seit 2006 als Apostolischer Exarch. Dieses Amt entspricht dem eines Bischofs.
Die melkitische Kirche ist einer der mit Rom unierten Ostkirchen und mit rund 230.000 Mitgliedern eine der größten christlichen Gemeinschaften in Syrien. Die Erzdiözese Homs zählt rund 30.000 Gläubige.
Insgesamt sind rund zehn Prozent der gut 20 Millionen Einwohner Syriens Christen. Seit Beginn der Kämpfe zwischen Aufständischen und dem Regime von Präsident Assad im vergangenen Jahr sind sie wiederholt zwischen die Fronten geraten. Vertreter der örtlichen Kirchen haben immer wieder zum Frieden aufgerufen und den Westen zugleich davor gewarnt, dem Assad-Regime allein die Schuld an der Eskalation der Gewalt zu geben.
Homs, drittgrößte Stadt Syriens, hat eine reiche christliche Vergangenheit. Die Stadt nördlich von Damaskus war zu Beginn des Bürgerkriegs eine Hochburg des Protests gegen das Regime von Präsident Bashar al-Assad. Aufständische und Armee lieferten sich bis Februar besonders heftige Gefechte.
Homs hieße in der Antike Emesa, und aus dieser Stadt kam sogar einmal ein Oberhaupt der gesamten Christenheit. Er hieß Anicetus und war der zehnte Nachfolger des Apostels Petrus und damit der elfte Papst der katholischen Kirche, die er vom Jahr 155 bis zum Jahr 168 lenkte. Es war eine Kirche, die mit Blick auf die heutige Aufspaltung noch eine Einheit bildete. Deshalb wird Anicetus sowohl im Westen als auch im Osten als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag ist der 17. April.
Das Christentum verschwand auch nach der islamischen Eroberung von 637 nicht aus Homs. Die Christen hatten auch noch im 12. Jahrhundert die Mehrheit. Im 20. Jahrhundert war Homs nach dem Ende der Christenverfolgungen im Zuge des Armeniergenozids das Zentrum für Christen des syrischen Ritus.
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