Aus einer Patenschaft wird Familie: Maria, Attila und Wahid.
Aus einer Patenschaft wird Familie: Maria, Attila und Wahid.
Ein junger Mann mit einem dicken Wörterbuch unterm Arm: So lernt das Ehepaar Kovacs den Flüchtling Wahid kennen. Und lieben. Ein Jahr später ist er ihr Sohn.
Maria und Attila Kovacs’ vier Kinder waren erwachsen und aus dem Haus. Mit einem Mal hatte das Ehepaar Zeit. In der Zeitung las Maria Kovacs vom Verein „Connecting People“, der Patenschaften für junge Flüchtlinge vermittelt. „Ich fand das eine gute Idee“, sagt Maria Kovacs, „weil die Fremdenfeindlichkeit hat mich immer fertig gemacht. Das war eine Möglichkeit, aktiv etwas dagegen zu tun.“ Attila Kovacs sah das ähnlich. Er war selbst als Flüchtling nach Österreich gekommen, 1956 nach dem Volksaufstand in Ungarn. Damals sei Österreich im Vergleich zu heute bitterarm gewesen, doch er habe eine Chance bekommen, so Attila Kovacs: „Dass heute Menschen die Teilnahme an der Gesellschaft hier verwehrt wird, hat mich sehr enttäuscht.“ Mit einer Patenschaft für einen Flüchtling wollten Attila und Maria Kovacs helfen – von Mensch zu Mensch.
An die erste Begegnung erinnern sich alle noch gut: Der junge Afghane Wahid mit dem dicken Wörterbuch konnte kaum deutsch, dennoch verstanden sich die drei auf Anhieb. „Ich glaube, es war bei uns Liebe auf den ersten Blick“, meint Maria Kovacs. Das Ehepaar traf sich fast täglich mit Wahid, lernte mit ihm für seinen Hauptschulabschluss und nahm ihn zum Radfahren, Laufen oder zum Wandern in die Berge mit.
Für Wahid war es wundervoll: „Als ich alleine war, habe ich immer an meine Familie gedacht“, erzählt er, „ich hatte großes Heimweh, und meine Zukunft war unsicher. Mit Maria, Attila, ihren Kindern und Enkeln konnte ich den Schmerz ein bisschen vergessen.“
Als Wahids Wohnheim geschlossen wurde, bestand die Gefahr, dass er aus Wien wegziehen muss. Die Kovacs nahmen ihn daraufhin bei sich auf. „Er ist uns ans Herz gewachsen, wir wollten ihn nicht verlieren“, sagt Attila Kovacs. Nach dem Hauptschulabschluss durfte Wahid aus rechtlichen Gründen nicht arbeiten. Maria und Attila Kovacs fanden einen Ausweg: Sie adoptierten Wahid. „Es ist absurd, dass man einen jungen Menschen adoptieren muss, damit er arbeiten darf“, so Maria Kovacs, „aber er hat ja schon bei uns gewohnt, und emotional war er unser Sohn. Wir haben diesen Schritt nicht eine Sekunde bereut.“
Heute hat Wahid Arbeit und eine Wohnung. Seit zwei Jahren möchte er heiraten. Seine Freundin lebt als Flüchtling in Ungarn. Aber das ist eine andere Geschichte.
Von einer Patenschaft zur Adoption.
Wer die Geschichte von Attila, Maria und Wahid hören will kann das in den Passionwegen auf Radio Stephansdom 107,3 tun.
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