"Aus dem Gedanken der Verkündigung und der Option für die Armen hat er gelebt", sagt Weihbischof Krätzl über den vor 20 Jahren verstorbenen Weihbischof Florian Kuntner.
"Aus dem Gedanken der Verkündigung und der Option für die Armen hat er gelebt", sagt Weihbischof Krätzl über den vor 20 Jahren verstorbenen Weihbischof Florian Kuntner.
Gedenkgottesdienst mit Weihbischof Krätzl am 28. März und Verleihung der "Kuntner-Preise"
Vor 20 Jahren, am 30. März 1994, starb der Wiener Weihbischof Florian Kuntner. Am 28. März wird aus diesem Anlass um 18.30 Uhr in der Krypta des Wiener Stephansdom eine Gedenkmesse gefeiert, der Weihbischof Helmut Krätzl vorsteht. Krätzl war gemeinsam mit Kuntner am 20. November 1977 zum Weihbischof geweiht worden.
Kuntner habe das, "was heute als großes Schlagwort verkauft wird", als Grundanliegen gehabt: "Denn aus dem Gedanken der Verkündigung und der Option für die Armen hat er gelebt", betonte Krätzl im Vorfeld der Feier in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag".
Kuntner, der 1994 im 62. Lebensjahr an den Folgen einer Tropenkrankheit starb, war von 1969 bis 1987 Bischofsvikar für das Vikariat Unter dem Wienerwald und richtete Wiener Neustadt als Vikariatssitz ein. Der populäre Bischof war unter anderem Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Internationale Entwicklung und Mission (KOO) und leitete das Referat für Mission und Entwicklungshilfe der Erzdiözese Wien.
Preise für entwicklungspolitische Projekt
Im Vorfeld des Gottesdienstes werden vom Referat für Mission und Entwicklung der Erzdiözese Wien ausgeschriebene "Florian Kuntner-Preise" verliehen. 20 Pfarren und Eine-Welt-Initiative aus der Erzdiözese Wien haben sich für den Preis beworben. Eine vierköpfige Jury hat neun davon ausgewählt, die auf besonders beeindruckende Art entwicklungspolitische Bildungsarbeit und weltkirchliche Partnerschaft umgesetzt haben. Sie werden mit Preisgeldern von insgesamt 18.000 Euro ausgezeichnet.
Florian Kuntner wurde am 22. März 1933 in Kirchberg am Wechsel in einer Bergbauernfamilie geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Geburtsort kam er an das Knabenseminar in Hollabrunn, wo er 1952 maturierte. Anschließend trat er in das Priesterseminar in Wien ein. Am 29. Juni 1957 wurde er von Erzbischof Franz König zum Priester geweiht. Die ersten Jahre als Priester wirkte er als Kaplan in Gerasdorf, Atzgersdorf und Puchberg am Schneeberg. 1960 bis 1962 war er Studienpräfekt im Erzbischöflichen Seminar Hollabrunn. Daran anschließend wirkte er in Piesting, zunächst als Pfarrer und dann auch als Dechant.
Nach der Einteilung der Erzdiözese Wien in drei territoriale Vikariate wurde Florian Kuntner 1969 mit großer Mehrheit für das Amt des Bischofsvikars im Vikariat "Unter dem Wienerwald" vorgeschlagen und von Kardinal König dazu ernannt. Neben der notwendigen Organisation des Vikariats galt seine Hauptsorge dem Aufbau der "Gemeinde am Ort". In diesem Sinne bemühte er sich um die religiöse, spirituelle und praktische Bildung der Pfarrgemeinderäte. 1974 wurde Kuntner als Bischofsvikar wiedergewählt, 1979 in diesem Amt auf unbestimmte Zeit bestätigt.
Inzwischen war Kuntner 1971 als Pfarrer an die Propstei- und Domkirche von Wiener Neustadt übersiedelt. Am 30. September 1977 ernannte ihn Paul VI. zum Titularbischof von Hirina und Weihbischof für die Erzdiözese Wien. Kardinal König weihte Kuntner am 20. November 1977 gemeinsam mit Helmut Krätzl zum Bischof.
Mit seinen zahlreichen Stellungnahmen zu Fragen der Dritten Welt, des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung erwarb sich Bischof Kuntner über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen als Anwalt von Humanität und Solidarität. Als Präsident sowohl der kirchlichen Kommission "Iustitia et Pax" als auch der österreichischen Sektion der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" verschaffte er in Fragen seines "Ressorts" der Stimme der Kirche immer wieder in der Öffentlichkeit Gehör.
Der Wiener Weihbischof war auch Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke Österreichs und leitete darüber hinaus das "Referat für Mission und Entwicklungshilfe" der Erzdiözese Wien. Außerdem war Bischof Kuntner Vorsitzender der "Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Internationale Entwicklung und Mission" und des Kuratoriums des "Afro-Asiatischen Instituts" (AAI) in Wien.
Florian Kuntner starb am 30. März 1994 im 62. Lebensjahr nach dreiwöchiger schwerer Krankheit. Er erlag einer Tropenkrankheit, die er sich kurz davor bei einer Projektreise in Afrika zugezogen hatte.
am Freitag, 28. März 2014
Zeit: 18.30 Uhr
Ort: Krypta des Wiener Stephansdom
„Herzbischof" des Südens
So titelt die Wiener Kirchenzeitung der Sonntag.
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"Was ist das geistige Erbe des Weihbischofs, der über die Diözesangrenzen hinaus gewirkt hat?" Fragt Stefan Kronthaler:
Weihbischof Florian Kuntner ist schon 20 Jahre tot. Die jüngere Generation kennt ihn leider nicht mehr. Die Älteren aber schwärmen noch immer von seiner so menschlichen und spirituellen Ausstrahlung. So vielen hat er Freude am Glauben und an der Kirche vermittelt und sie versuchen es in seinem Geist weiterzugeben. Gemeinsam wurde ich mit ihm 1977 zum Bischof geweiht. Gott hat ihn zu früh heimgeholt. Wir würden ihn heute noch sehr nötig brauchen.
Das Wesentliche seines geistigen Erbes sind sein Wahlspruch, „Sorge um die Gemeinden" und sein einfacher Lebensstil. Was heute als große Schlagworte verkauft wird, war sein Grundanliegen, denn aus dem Gedanken der Verkündigung und der Option für die Armen hat er gelebt. Manche Projekte aus seiner Amtszeit laufen heute noch.
Bischof Florian war menschlich feinfühlig. Er hat bei den verschiedenen Organisationen, denen er vorstand, nie den „Chef" hervorgehoben, alle andere Meinungen akzeptiert und gewürdigt, immer so vermittelt, dass es ihm gelang, bei noch so widersprüchlichen Gegensätzen einen Konsens zu schaffen. Bischof Florian kannte seine eigenen Grenzen. Die gute Arbeit mit einem für die Sache guten Ergebnis war ihm das Allerwichtigste. So wurde er bei MitarbeiterInnen und den Menschen in den Gemeinden ein „Bischof zum Angreifen". Bischof Florian war ein Mann der Kirche. Für sie hat er sich eingesetzt, er war zu allen Bischöfen loyal, doch sein Augenmerk galt der Basis. Bischof Florian war kühn: Bei Bischofsernennungen, die bei der Bevölkerung Unmut erzeugten, begab er sich zu Papst Johannes Paul II. und informierte ihn.
Weihbischof Florian Kuntner war ein begabter, herzlicher Mensch, ein Meister des Kontakts, und er begegnete allen Menschen in Offenheit und Wertschätzung, was ihm und seinen Anliegen Türen und Herzen öffnete. Er lebte das Evangelium in der von Jesus verkündeten Geschwisterlichkeit, schätzte und setzte seine Mitarbeiter auf allen Ebenen verantwortlich ein, war mir und vielen nicht ein bischöflicher Chef ,sondern ein herzlicher Freund. Kein Wunder, dass er keine Angst vor Neuem hatte, dass Bewegungen, Hilfseinrichtungen für die Armen und Verfolgten und eine positive Atmosphäre aufblühten und sein allzu früher Tod tiefe Trauer, sogar bei Fernstehenden, auslöste.
Weihbischof Kuntner war ein Prophet und Mann des Friedens. Als Vorsitzender von Justitia et Pax scheute er sich nicht, u.a. die Apartheid in Südafrika anzuklagen – zu einer Zeit, als in Österreich die offizielle Politik und die Medien sich sehr schwer taten, diese zu verurteilen. Als Missio-Nationaldirektor war es ihm ein besonderes Anliegen, Priesterausbildungsprogramme und christliche Gemeinschaften (sogenannte kleine christliche Gemeinschaften oder Basisgemeinden) durch Ausbildung von Katechistinnen und Katechisten weltweit zu fördern. Bis kurz vor seinem Tod bereiste er regelmäßig Asien, Afrika und Lateinamerika. Kuntners menschliche und mitfühlende Art – auch in Konflikten – mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umzugehen, bleibt unvergessen – wobei er auch wusste, das die „Liebe durch den Magen geht": Er war ein hervorragender Knödel- und Schweinsbraten-Koch, damit konnte er immer wieder seine Missio-Mitarbeiter/innen begeistern.