"Ohne die Betroffenen zu diskriminieren", müsse der Vorrang dem Kindeswohl gelten, so KA-Präsidentin Schaffelhofer im Blick auf eine mögliche Liberalisierung des Adoptionsrechts für homosexuelle Paare.
"Ohne die Betroffenen zu diskriminieren", müsse der Vorrang dem Kindeswohl gelten, so KA-Präsidentin Schaffelhofer im Blick auf eine mögliche Liberalisierung des Adoptionsrechts für homosexuelle Paare.
Der Linzer KA-Präsident richtet Rücktrittsforderung an KAÖ-Präsidentin wegen deren Positionierung zum Adoptionsrecht für Homosexuelle. Schaffelhofer unterstreicht die Priorität für Kindeswohl und kritisiert die Vorgangsweise.
Das Thema Adoptionsrecht für homosexuelle Paare sorgt jetzt für einen massiven Konflikt innerhalb der Katholischen Aktion: Der Linzer KA-Präsident Bert Brandstetter richtete mit einem Schreiben am 19. März 2014 eine Rücktrittsforderung an die KA-Präsidentin auf Bundesebene, Gerda Schaffelhofer - und ließ das Schreiben mit Kritik an mangelnder interner Abstimmung von Positionen auch ausgewählten Medien zukommen. Die KAÖ-Präsidentin lehnt in einem tags darauf formulierten Antwortbrief einen Rücktritt ab und unterstrich im Blick auf eine mögliche Liberalisierung des Adoptionsrechtes ihre Priorität für das Kindeswohl, "ohne die Betroffenen zu diskriminieren". Damit wisse sie sich "auf kirchlichem Boden und eins mit Grundaussagen des Papstes".
Unmittelbarer Anlass für den Konflikt war eine "ZIB2"-Diskussion am 5. März, in der Schaffelhofer bereits davor geäußerte Vorbehalte gegenüber einem Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare bekräftigte. Es fehlten Langzeitstudien, die über das Wohlbefinden betroffener Kinder (die Adoption leiblicher Kinder eines gleichgeschlechtlichen Partners sowie die Pflegeelternschaft durch homosexuelle Paare sind bereits jetzt legal) auch nach längeren Zeiträumen Auskunft geben. Ihr Vorrang für das Kindeswohl sei aber nicht als Diskriminierung von Menschen zu verstehen, die ihre homosexuellen Neigungen leben, so Schaffelhofer damals.
Brandstetter warf der KAÖ-Präsidentin vor, jenseits der "Kultur des gewachsenen Miteinanders in der KA" Fakten und Positionierungen zu schaffen, die von vielen KA-Verantwortlichen nicht mitgetragen werden könnten. Durch Schaffelhofers Haltung zum Adoptionsrecht laufe die KA Gefahr, "in der Wahrnehmung von aufgeschlossenen Menschen in eine fundamentalistische Ecke zu geraten, wo wir sicher nicht hingehören". Die Katholische Aktion müsse als weltoffene, vorwärtsgewandte Bewegung den "Mut" haben, "wenn dies notwendig ist, Positionen zu vertreten, über die sich unsere Bischöfe nicht freuen".
Auch Schaffelhofers mehrfach kritisierter Führungsstil sei für die KA-Oberösterreich Anlass für die Bitte an die KAÖ-Präsidentin, durch Rücktritt "den Weg für vorgezogene Neuwahlen freizumachen".
Schaffelhofer bestritt in ihrem Antwortschreiben an Brandstetter, zum Adoptionsrecht Positionen vertreten zu haben, die "für die KA unannehmbar" seien. Sie habe als "Anwältin der Schwächsten - und das sind die Kinder! - die Frage des Kindeswohls thematisiert", dies könne "wohl kaum als fundamentalistisch abqualifiziert" werden.
Die KAÖ-Präsidentin bekannte sich zu einem "Aggiornamento im Sinne des II. Vaticanums", und versicherte: "Bei allen Entscheidungen und Wortmeldungen weiß ich mich in meinem Gewissen Gott, der Kirche und der KA verpflichtet, und zwar in dieser Reihenfolge. So werde ich es auch in Zukunft halten."
Mit anderen Meinungen innerhalb der KA könne sie "durchaus leben, solange sie nicht zum Dogma erklärt werden", betonte Schaffelhofer. "Einer KA-Identität hingegen, die den Widerspruch zu den Bischöfen sucht, wo er nicht gegeben ist, kann ich nichts abgewinnen."
Kritik übte Schaffelhofer am Vorgehen Brandstetters: Dessen Schreiben sei zeitgleich auch an ausgewählte Medien gegangen, ohne ihr davor Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben - "eine Vorgangsweise, die ich zutiefst ablehne und die sich selbst disqualifiziert".