Geburtstagsbesuche: Ein ganz seltenes Ereignis gab es im Februar, als Maria Burger – im Bild mit Pfarrer Georg Stockert – ihren 100. Geburtstag feierte.
Geburtstagsbesuche: Ein ganz seltenes Ereignis gab es im Februar, als Maria Burger – im Bild mit Pfarrer Georg Stockert – ihren 100. Geburtstag feierte.
Jede Woche wird in Aspern, der größten Pfarre der Erzdiözese (Wien 22, 12.304 Katholiken) Pfarrangehörigen zu einem „runden“ Geburtstag gratuliert. Pfarrer Georg Stockert über seine „Hausbesuche“.
Seit wann machen Sie in der Pfarre Aspern Hausbesuche?
Stockert: Gleich vor 20 Jahren habe ich mit den Hausbesuchen in der Pfarre begonnen. So habe ich das Pfarrgebiet, die vielen Wege und Straßen und auch viele Menschen sehr rasch kennengelernt.
Wen besuchen Sie, aus welchen Anlässen? Wann sind Sie unterwegs?
Stockert: Eine Zeitlang haben wir die Neuzugezogenen systematisch besucht und im neuen Pfarrgebiet willkommen geheißen. Im Lauf der Jahre habe ich mich vor allem auf Gratulationsbesuche zum Geburtstag oder zum Hochzeitstag spezialisiert. Zu den runden und besonderen Jubiläen – also 30, 40, 50 … 90, 91 ... Jahre – suche ich persönlich die Geburtstagskinder und Jubilare auf. Um möglichst viele anzutreffen, gehe ich meistens in der Zeit ab 17 Uhr. Die Besuche sind von mir nie angekündigt sondern immer spontan. So entgehe ich der „Gefahr“, dass die Besuchten mich mit Brötchen, Kuchen und Kaffee „überhäufen“ wollen....
Wie ist die Reaktion der Besuchten?
Stockert: Oft sind die Besuchten sehr erstaunt. Manche sind so überrascht, dass das Gespräch oft nur ganz kurz dauert. Unlängst erhielt ich folgendes E-Mail: „Sehr geehrter Pfarrer Georg, ich wollte mich nochmals – mit einiger Verspätung – für Ihre persönliche Gratulation und das Geschenk zu meinem 40sten Geburtstag herzlich bedanken. Sie haben vielleicht an meiner Reaktion gemerkt, dass ich etwas überrascht war – im positiven Sinn... Herzliche Grüße...“
Nur ungefähr bei einem Drittel der Besuchten werde ich in die Wohnung gebeten. Ich höre die Sorgen und Freuden und kann so mein Gegenüber ein wenig kennenlernen.
Gibt es auch Ablehnung?
Stockert: Nur ganz selten hat jemand den Besuch und den Glückwunsch abgelehnt. Leider muss ich als Pfarrer manchmal wegen des Kirchenbeitrags einen „Vermittlungsbesuch“ absolvieren. Da wurde schon öfters die Wohnungstüre vor meiner Nase sehr geschwind zugeschlagen. Ich denke mir dann: Ich habe es versucht; wahrscheinlich habe ich diesen Menschen zu einem ungünstigen Zeitpunkt angetroffen.
Wie viele Menschen besuchen Sie so im Laufe eines Jahres?
Stockert: Genau kann ich es nicht sagen. Aber es werden mehr als 800 Türen in unserer riesigen Pfarre Aspern sein, an die ich anläute. Leider treffe ich bei ungefähr einem Drittel niemanden zu Hause an, ich stecke dann den Glückwunsch an die Türe oder übergebe ihn den Nachbarn. Dafür gewinne ich wieder mehr Zeit, um bei jemandem anderen länger zu verweilen.
Warum ist diese „Geh-hin-Kirche“ so wichtig für die Pfarrseelsorge?
Stockert: Wenn wir von der Pfarre zu den Menschen gehen, sie dort aufsuchen, wo sie wohnen, dann können wir auch etwas von ihren Wünschen, Hoffnungen und Sehnsüchten erfahren. Wir sehen, wie sie leben, nehmen etwas von ihren Sorgen mit. Im Lauf von zwanzig Jahren bin ich in viele Familien daher schon mehrmals gekommen ...
Sehen Sie Ihre Hausbesuche als missionarisches Tun?
Stockert: Viele der Besuchten in unserer Großstadtpfarre kommen selten oder nie zur Kirche. Das ändert sich auch nicht nach einem guten Hausbesuch, Meine Besuche wollen die Besuchten nicht „missionieren“ oder zu etwas drängen. Ich will ihnen einfach signalisieren: wir in der Pfarre haben sie nicht vergessen und wollen ihnen vor allem zeigen, dass sie – wie immer auch ihr Leben verlaufen ist - von Gott geliebt sind.