Langjährige Häftlinge im Rahmen des sogenannten Maßnahmenvollzugs "gehören in ein Pflege-Setting", so Christian Kuhn, er verweist auf ein entsprechendes Modell, das bisher jedoch nur in der Justizanstalt Asten bei Linz umgesetzt ist.
Langjährige Häftlinge im Rahmen des sogenannten Maßnahmenvollzugs "gehören in ein Pflege-Setting", so Christian Kuhn, er verweist auf ein entsprechendes Modell, das bisher jedoch nur in der Justizanstalt Asten bei Linz umgesetzt ist.
Der Vorsitzende der katholischen Gefangenenhausseelsorger, Christian Kuhn, zum Verwahrlosungsskandel in Justizanstalt Stein: "Mensch ist kein Objekt".
Für den Ausbau pflegerischer Angebote für langjährige Häftlinge, die in österreichischen Gefängnissen im Rahmen des sogenannten Maßnahmenvollzugs untergebracht sind, plädiert Christian Kuhn, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Gefangenenhausseelsorger Österreichs. Für diese Menschen seien Justizanstalten, in denen sich nur Justizwachebeamte um sie kümmern "oft das falsche Umfeld", sagte er am Mittwoch, 21. Mai 2014, auf Anfrage von "Kathpress": Diese Menschen "gehören in ein Pflege-Setting", verwies Kuhn auf ein entsprechendes Modell, das bisher jedoch nur in der Justizanstalt Asten bei Linz umgesetzt ist.
Hintergrund ist der Fall eines verwahrlosten 74-jährigen Häftlings in der Strafvollzugsanstalt Krems-Stein, den die Wochenzeitung "Falter" am Dienstag aufdeckte. Die Zeitung veröffentlichte schockierende Fotos des Mannes mit entzündeten Füßen und zentimeterlangen Zehennägeln, die ein Jahr nicht geschnitten wurden. Das Justizministerium teilte am Mittwoch mit, dass der Häftling mittlerweile medizinisch versorgt werde und man Anzeige erstattet habe sowie disziplinäre Schritte prüfe. Der Maßnahmenvollzug, bei dem Verurteilte auch über das eigentliche Strafmaß hinaus in einem Gefängnis festgehalten werden, sofern ein Gericht befindet, dass von ihnen weiterhin Gefahr ausgeht, solle evaluiert werden.
Gefangenenseelsorger Kuhn wollte sich zu dem konkreten Fall im Gespräch mit "Kathpress" nicht äußern, da er selbst nicht in Stein tätig sei. Grundsätzlich sei das Problem aber, "dass im Strafvollzug nicht wenige psychisch sehr belastete Häftlinge sind und die Zahl der sogenannten 'Maßnahme-Untergebrachten' stark gestiegen ist", schilderte er.
In der Justizwache arbeiteten viele engagierte Mitarbeiter, die sich "mit Hausverstand und menschlichem Herzen für die Leute einsetzen", hielt Kuhn fest. Langjährige und ältere Maßnahme-Untergebrachte seien aber oft nicht mehr gut ansprechbar. "Da kann es sein, dass sich manche Justizwachebeamten einfach überfordert fühlen, oder es ist eine Einstellungsfrage", so der Gefangenenseelsorger. "Dann aber ist das eine Katastrophe. Ein Mensch ist kein Objekt", betonte Kuhn.
Gefangenen- und Haftentlassenen Seelsorge der Erzdiözese Wien