600 Vertreter der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und Arbeiterjugend feierten in Mariazell
Mit einer großen Gedenkwallfahrt nach Mariazell hat die "Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung Österreichs" am Christi-Himmelfahrtstag, 29. Mai 2014, an ein historisches Glaubensfest vor 60 Jahren erinnert: 1954 nahmen mehr als 7.000 junge Arbeiterinnen und Arbeiter in dem steirischen Wallfahrtsort an einer Messe mit dem belgischen Arbeiterpriester und späteren Kardinal Joseph Leon Cardijn (1882-1967) teil und setzten dabei ein bewegendes Zeichen der Solidarität mit den Menschen hinter dem "Eisernen Vorhang" in Osteuropa: Sie stellten "schweigende Kerzen" für alle Länder unter damals kommunistischer Herrschaft auf, um für Freiheit und Menschenwürde einzutreten. Jede österreichische Diözese übernahm zudem die Gebetspatenschaft für ein Land.
In den folgenden Jahrzehnten entzündeten die Arbeiterjugendlichen bei jährlichen Solidaritätsmärschen nach Mariazell die Kerzen für jene Länder, die sich aus der Unterdrückung befreien konnten. Vor genau zehn Jahren, unmittelbar nach dem Beitritt zahlreicher ehemals kommunistischer Länder zur Europäischen Union, geschah dies zum bisher letzten Mal.
Bei der diesjährigen Gedenkwallfahrt zur Mariazeller Basilika und einem Festakt, an dem am Donnerstag rund 600 Vertreter der "Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung" (KAB) und der Katholischen ArbeiterInnenjugend (KAJ) teil genommen haben, wurden die Kerzen erstmals seit 2004 wieder entzündet. Gefeiert wurde zudem das Jubiläum des KAJ-Solidaritätsmarsches nach Mariazell, der nach dem Glaubensfest von 1954 ins Leben gerufen worden war und bei dem die Katholische ArbeiterInnenjugend der Diözese St. Pölten heuer zum 60. Mal für einen sozialen Zweck nach Mariazell pilgerte.
Den Jubiläums-Gottesdienst in der Basilika Mariazell zelebrierte der Kärntner Bischof Alois Schwarz, der zuständiger Referatsbischof der Bischofskonferenz für die KAB ist, gemeinsam mit seinem Vorgänger in dieser Funktion, dem früheren Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern. Die große Hoffnung von 1954 auf Frieden in den unterdrückten Ländern habe sich erfüllt, sagte Bischof Schwarz bei der Messe. Gleichzeitig verwies er auf die schwierige Lage von Christen im heute noch kommunistischen China. Dass Papst Franziskus mehrere christliche Familien dorthin geschickt habe und dass das Christentum weltweit in China stark wachse, gebe aber auch hier Hoffnung.
An die KAB-Vertreter appellierte der Bischof, wie Jesus zu den Menschen zu gehen und sie für die Liebe Christi zu begeistern. Das könne eine globalisierte Solidarität auslösen. Katholische Arbeiter und Arbeitnehmer müssten bei Ungerechtigkeiten aufstehen und dürften darin nicht müde und mutlos werden, so Schwarz: "Lassen wir den Diamanten der Katholischen Arbeiterbewegung in unserem Land leuchten. Am Tun der KAB sollten die Menschen erkennen, dass Gott mit den Menschen ist."
Bischof Aichern betonte, dass eine "Verheutigung des Evangeliums" notwendig sei. Gerade angesichts der Macht von Großkonzernen seien Kooperationen und Solidarität unter Arbeitnehmern wichtig. Glaube und sozialpolitisches Engagement gehörten jedenfalls zusammen, unterstrich Aichern, der in diesem Zusammenhang u.a. auf das Ökumenische Sozialwort der Kirchen verwies. Für KAB-Mitglieder müsse die "Solidarität im Herzen stehen".
Obwohl die Welt in den vergangenen 60 Jahren "anders geworden" sei, sei vieles aus dem Vermächtnis Kardinal Cardijns bleibend aktuell, hob der KAB-Bundesvorsitzende Johannes Labner bei der Wallfahrt hervor. Aussagen Cardijns wie "Ihr seid keine Sklaven, keine Tiere, keine Maschinen, ihr seid Söhne und Töchter Gottes" hätten auch heute, in einer "Zeit wachsender Entwürdigung und Entfremdung, in einer Zeit der neoliberalen Gleichgültigkeit gegen Menschenrechtsverletzungen und Ungerechtigkeit" Gültigkeit.
Die KAB-Mitglieder dürften daher nicht bei nostalgischen Erinnerungen verbleiben, sondern müssten sich den aktuellen Herausforderungen in Kirche und Staat stellen, forderte Labner: "Nehmen wir die Einladung von Papst Franziskus in seinem Pastoralschreiben 'Evangelii Gaudium' für eine selbstbewusste Evangelisierung ernst, deuten wir in bewährter Methode 'Sehen - Urteilen - Handeln' die 'Zeichen der Zeit', stellen wir im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde allerorts den 'Menschen in die Mitte'".
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