Kardinal Schönborn würdigte in seiner Predigt die "barmherzige Zuwendung", die bei den Barmherzigen Brüdern "auch jene Menschen kostenlos erfahren, die nicht versichert sind".
Kardinal Schönborn würdigte in seiner Predigt die "barmherzige Zuwendung", die bei den Barmherzigen Brüdern "auch jene Menschen kostenlos erfahren, die nicht versichert sind".
Tiefes Gottvertrauen, medizinische Kompetenz und persönliche Zuwendung zu jedem Kranken machen Erfolg christlicher Spitäler aus, so Kardinal Schönborn.
Auf die Barmherzigen Brüder hat man sich in den 400 Bestandsjahren ihres Wiener Spitals "immer verlassen können": Das hat Bundespräsident Heinz Fischer am Montagabend, 2. Juni 2014, in einer Videobotschaft zum Festakt des runden Jubiläums des ältesten ununterbrochen in Betrieb stehenden Krankenhauses Österreichs erklärt. Unter den 700 Gästen, die nach einem Festgottesdienst im Wiener Stephansdom der Einladung in das Wiener Rathaus gefolgt waren, befanden sich neben zahlreichen Ordensbrüdern aus der ganzen Welt und Generalprior Jesus Etayo Arrondo auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, der Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Gesundheitsminister Alois Stöger sowie die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely.
Fischer lobte in seiner Botschaft den "Pioniergeist" der Barmherzigen Brüder, deren Blick trotz der langen Tradition immer in die Zukunft gerichtet sei. Das Spital sei in vielfacher Hinsicht ein Vorbild; sein "sehr guter Ruf" beruhe auf der Bereitschaft zur Hilfe ohne Ansehen des Vermögens seiner Patienten sowie auf der hohen fachlichen Kompetenz.
Auch Gesundheitsminister Stöger nannte das Wiener Ordenskrankenhaus als Vorbild - sowohl für andere österreichische wie auch für internationale Gesundheitseinrichtungen. Der Grundsatz der Ordensgemeinschaft, alle hilfesuchenden Menschen gleichermaßen zu behandeln, egal wie wohlhabend sie seien und welcher sozialen Schicht oder Religion sie angehörten, sei heutzutage "selten", hob der Minister hervor.
Generalprior Arrondo betonte, dass die Anliegen des Ordensgründers Johannes von Gott bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren hätten. Besonders das Prinzip der "Hospitalität", also der vorbehalts- und bedingungslosen Zuwendung zum Hilfesuchenden, sei in der heutigen Zeit, in der immer mehr Menschen von Armut bedroht sind, von besonderem Wert.
Man dürfe sich niemals an die Leiden der anderen gewöhnen, mahnte Nuntius Zurbriggen. Der Einsatz der Kirche in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen sei deshalb sehr wichtig. Die Arbeit des Wiener Ordensspitals bezeichnete Zurbriggen als "einzigartig", da die Barmherzigen Brüder auch den ärmsten Patienten und jenen, die keine Krankenversicherung besitzen, eine hochqualitative Gesundheitsversorgung bieten würden, so der Apostolische Nuntius.
Gesundheitsstadträtin Wehsely hob die Bedeutung der Barmherzigen Brüder für die Stadt hervor. Der Orden habe in Wien eine wechselvolle Geschichte erlebt, aber dennoch bis heute immer seine Grundwerte verteidigt. Des Weiteren warnte Wehsely vor einer voranschreitenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens. Man könne in Österreich "stolz" darauf sein, dass in manchen Institutionen wie die Barmherzigen Brüder diesem Trend entgegengesteuert werde.
Mit einem Festgottesdienst im Wiener Stephansdom geleitet von Kardinal Christoph Schönborn haben Montagmittag die Feierlichkeiten in Wien begonnen. Der Kardinal würdigte in seiner Predigt das Wirken der Barmherzigen Brüder. Das Zusammenspiel von tiefem Gottvertrauen auf der einen Seite und medizinischer und pflegerischer Kompetenz auf der anderen mache das Erfolgsgeheimnis kirchlicher Spitäler aus, so Schönborn. Dazu komme noch die persönliche Zuwendung zu jedem Kranken im Sinne jesuanischer Barmherzigkeit. Diese barmherzige Zuwendung würden bei den Barmherzigen Brüdern auch jene Menschen kostenlos erfahren, die nicht versichert sind.
Für diese Patientengruppe ist das Wiener Spital die einzige Anlaufstelle bei medizinischen und pflegerischen Problemen. 2013 wurden zusätzlich zu den ambulanten Fällen rund 460 unversicherte Patienten stationär aufgenommen und unentgeltlich operiert, gepflegt und medizinisch betreut. Für die Behandlung dieser Personengruppe sind die Barmherzigen Brüder auf Spenden angewiesen.
Am 2. Juni 1614, also exakt vor 400 Jahren, haben die Barmherzigen Brüder das Grundstück in Wien-Leopoldstadt erworben, auf dem sich noch heute ihr Krankenhaus befindet. Zu Beginn hatte es, in Anlehnung an die Apostel, zwölf Betten. Heute gehört es zu den österreichweit modernsten Spitälern und verfügt über 411 Betten, neun Fachabteilungen, zwei Institute, eine Gehörlosenambulanz und eine Mehrfachbehindertenambulanz.
An das Haus angegliedert sind eine Apotheke sowie eine Pflegeakademie. Das Spital ist außerdem Lehrkrankenhaus der Medizinischen Universität Wien. In der österreichischen Ordensprovinz - mit Standorten in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn - beschäftigen die Barmherzigen Brüder knapp 7.700 Mitarbeiter.