Kardinal Josef Cardijn 1954 in Mariazell.
Kardinal Josef Cardijn 1954 in Mariazell.
Vor 60 Jahren kamen 7.500 Arbeiterinnen und Arbeiter zu Kardinal Cardijn nach Mariazell. Am 29. Mai lud die Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung wieder in den Gnadenort.
Vor 60 Jahren haben KAJisten (Mitglieder der Katholischen Arbeiterjugend) in Mariazell 9 „schweigende" Kerzen aufgestellt, die an die Solidarität mit den Menschen hinter dem damaligen „Eisernen Vorhang" erinnerten und die nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs" entzündet wurden. 1954 hat auch Kardinal Josef Cardijn, der Gründer der Internationalen Christlichen Arbeiterjugend, auf dem Mariazeller Sportplatz die anwesenden 7.500 jungen Arbeiterinnen und Arbeiter aufgefordert, als Christen „Vorkämpfer" einer neuen Welt zu werden.
Beim Festgottesdienst in der Mariazeller Basilika am 29. Mai unterstrich der Referats-Bischof der Katholischen Aktion in der Bischofskonferenz, der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz, die Aufgabe der KAB (Katholische ArbeitnehmerInnen Bewegung), „Gott den Menschen begreifbar zu machen, sie mit umarmender Liebe zu begleiten“. „Seid mit Jesus bei den Menschen“, rief Schwarz den Mitfeiernden zu: „Werdet nicht müde zu handeln.“ Es brauche heutzutage eine „Globalisierung der Solidarität“, dabei gehe es weder „um Schön-Reden noch um Schwarz-Sehen“. Beim Gottesdienst wurden auch die neun Kerzen für die Länder des ehemaligen Ostblocks entzündet, erstmals auch eine Kerze für China.
Maria Graf ist seit 1967 bei der KAB in Floridsdorf (Dekanat Wien 21) dabei. Sie schätzt es, „unter Gleichgesinnten zu sein“. Die 65-jährige Pensionistin war mit ihrer jungen Familie „begeistert“ bei einer der KAB-Familienrunden. Heute engagiere sich die KAB u. a. jeden Mittwoch für das „Essen für Bedürftige“ in der Pfarre Floridsdorf. Graf war in Mariazell „aus Dankbarkeit“ mit dabei, weil die entzündeten „schweigenden Kerzen“ ein „Licht der Hoffnung sind“.
Vor sechzig Jahren – 1954 –– war der gelernte Fleischhauer Toni Stephan aus der Pfarre Canisius (Dekanat Wien 8/9) in Mariazell dabei, als damals Kardinal Cardijn Anfang Mai die programmatische Worte sprach: „Wenn ihr nach Hause zurückkehrt, dann geht Ihr als Vertreter der KAJ der Welt in alle Gebiete, in alle Viertel und Fabriken, in alle Büros und Betriebe in Österreich.“ „Wir wurden von Cardijn geprägt“, sagt Stephan, der 1945 zur KAJ gekommen war, zum „Sonntag“. Der Spruch des belgischen Kardinals – „Sehen, Urteilen, Handeln“ – habe nichts von seiner Gültigkeit verloren. Heute sei „die Sorge um die Arbeitsplätze“ eines der brennenden Probleme, sagt Stephan.
Seit 1956 ist Hans Hefelle bei der KAB. „In meiner Jugendzeit, ich kam aus dem früheren Jugoslawien nach Wien, hat mir die KAJ großen Halt gegeben“, sagt der 71-jährige Pensionist aus der Pfarre St. Leopold (Dekanat Wien 2). „Wir waren Arbeiter, uns hat das Christsein viel Kraft gegeben, beispielsweise die Solidarität“, sagt er: „Wir müssen dort Zeugnis geben, wo wir leben.“ Die „brennenden“ Kerzen in Mariazell seien ein „augenscheinlicher Erfolg des Gebets“, sagt Hefelle. „Dass jetzt eine Kerze für China entzündet worden ist, zeigt, dass sich auch in China etwas rührt.“