Die Jury würdigte ausdrücklich den Witz ihrer temporären "Guerilla-Skulpturen" (2011) aus zusammenklappbaren Holzsesseln, die Bolt an Orten wie Kreisverkehren oder vor Bahnhöfen aufbaute und fotografierte.
Die Jury würdigte ausdrücklich den Witz ihrer temporären "Guerilla-Skulpturen" (2011) aus zusammenklappbaren Holzsesseln, die Bolt an Orten wie Kreisverkehren oder vor Bahnhöfen aufbaute und fotografierte.
Die Jury überzeugten die Arbeiten, in denen "bei allem ernsthaften politischen Engagement stets eine feine Ironie mitschwingt"
Der "Msgr. Otto Mauer Preis 2015" geht an die aus Kärnten stammende, in Wien lebende Künstlerin Catrin Bolt. Der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien - benannt nach dem 1973 verstorbenen, legendären Wiener Priester und Kunstförderer - vergibt die mit 11.000 Euro dotierte wichtigste österreichische Auszeichnung für junge Kunstschaffende heuer zum 35. Mal. Prämiert wird von einer jeweils wechselnden, hochkarätig besetzten Jury das gesamte bisherige Oeuvre einer Künstlerin oder eines Künstlers unter 40 Jahren. Der Preis wird von Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag, 3. Dezember 2015, um 19.30 Uhr im Wiener Erzbischöflichen Palais an Catrin Bolt überreicht.
In der Begründung der Jury heißt es über die 36-jährige Preisträgerin, mit Catrin Bolt werde eine Künstlerin ausgezeichnet, "die sich nicht scheut, brisante Themen aufzugreifen. Ihre Arbeiten sind gekennzeichnet durch die Gleichzeitigkeit von Geschichtsbewusstsein und gesellschaftlichem Engagement, konzeptuellem Kalkül und ästhetischem Anspruch." Dabei "schwingt bei allem ernsthaften politischen Engagement stets eine feine Ironie mit".
Die Jury würdigte ausdrücklich den Witz ihrer temporären "Guerilla-Skulpturen" (2011) aus zusammenklappbaren Holzsesseln, die Bolt an Orten wie Kreisverkehren oder vor Bahnhöfen aufbaute und fotografierte. Sie verwende vielfältige Medien - insbesondere Sprache, Fotografie, Video und Performance, eigene und fremde Materialien sowie Artefakte kämen zum Einsatz.
In Bolts kritischer Auseinandersetzung mit der Denkmalkultur beziehe sie die geschichtliche und gegenwärtige Situation des jeweiligen Orts mit ein. Als Beispiel nennt die Jury das Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers Viehofen in St. Pölten, das heute mit einem Schotterteich als Naherholungsgebiet dient. Dort stellte Bolt 2010 "Orientierungstafeln" auf, die auf den ersten Blick vertrauten Wanderkarten ähneln. Doch die Luftaufnahmen der Alliierten zeigen die Situation zum Ende des Zweiten Weltkriegs mit den Lagern; ein roter Punkt markiert den Betrachterstandpunkt und verbindet Vergangenheit und Gegenwart.
Das geschah auch beim Mahnmal "Alltagsskulpturen" (2014), in dem Bolt in großen Lettern Texte von Holocaust-Überlebenden auf die Gehsteige jener Orte schrieb, an denen die Ereignisse stattfanden, so etwa auf Bahnsteig 5 des Wiener Westbahnhofs, der in den letzten Wochen zu einem der Kristallisationspunkte der Flüchtlingsthematik wurde. Laut Jury "bewähren sich die Arbeiten von Catrin Bolt vor dem Hintergrund der aktuellen weltweiten gesellschaftlichen Umbrüche" und würden oftmals an Aktualität noch dazu gewinnen.
Der Jury gehörten u.a. die Leiterin des Wiener Dommuseums, Johanna Schwanberg, der Wiener Jesuit und Kunsthistoriker P. Gustav Schörghofer und die Mauer-Preisträgerin des Jahres 2013, Luisa Kasalicky, an.
Catrin Bolt wurde 1979 in Friesach (Kärnten) geboren. Von 1997 bis 2003 studierte sie bei Peter Kogler in der Medienklasse an der Akademie der Bildenden Künste Wien, dabei arbeitete sie gemeinsam mit Marlene Haring als "Halt+Boring" (1999-2003). Neben der Präsentation ihrer Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen arbeitet sie intensiv mit den Möglichkeiten von Kunst im öffentlichen Raum. Zurzeit arbeitet Bolt an der Umsetzung von zwei Ehrenmälern für die Soziologin Marie Jahoda und die Romanistin Elise Richter im Arkadenhof der Universität Wien, mit denen die Universität weibliche Wissenschafterinnen ehren will.
Vom 6. Dezember 2015 bis 24. Jänner 2016 präsentiert Catrin Bolt bei freiem Eintritt ausgewählte Arbeiten unter dem Titel "Kapital und Interessen, meine Schulden groß und klein werden einst verrechnet sein" im "JesuitenFoyer" (Bäckerstraße 18, 1010 Wien). Eröffnet wird die kleine Werkschau am Freitag, 4. Dezember, um 19.30 Uhr. (Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 16-19 Uhr, Sonntag 12-13 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 0699/11.44.15.67)
Seit 1981 verleiht der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien den "Msgr. Otto Mauer Preis" für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Franz König und dem Erben Mauers, Prälat Karl Strobl, gegründet und dient im Gedenken an den Namensgeber dem Ziel, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten und weiterzuführen.
Unter den mit dem Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlern finden sich u.a. Erwin Wurm (1984), Franz West (1986), Brigitte Kowanz (1989), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000) und das diesjährige Jury-Mitglied Luisa Kasalicky die Auszeichnung. Im Vorjahr erhielt die türkischstämmige Künstlerin Nilbar Güres den Preis.
Neben der jährlichen Vergabe des Kunstpreises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto-Mauer-Fonds in die Förderung aktueller Projekte in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater, Film, Wissenschaft, Erziehung und Erwachsenenbildung.
Ausstellung im JesuitenFoyer
Bäckerstraße 18, 1010 Wien
Ausstellungsdauer: 6. Dezember 2015 bis 24. Jänner 2016
Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 16.00 – 19.00 Uhr sowie
Sonntag 12.00 – 13.00 Uhr
oder nach telefonischer Vereinbarung +0043 699 11 441 567
zwischen 21. Dezember 2015 und 9. Jänner 2016 sowie an Feiertagen geschlossen)
Der Eintritt ist frei.