"Nicht überall müssen wir ohnmächtig zusehen. Manches kann ich positiv beeinflussen", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Nicht überall müssen wir ohnmächtig zusehen. Manches kann ich positiv beeinflussen", so Kardinal Christoph Schönborn.
„Antworten“ von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 24. Juni 2016.
So erleben viele unsere Situation. Ohnmächtig zusehen müssen, wie Österreich gegen das kleine Island verliert. Wie in England der „Brexit“ ausgeht. Wie der Verfassungsgerichtshof in der Wahlanfechtung entscheidet. Ohnmächtig erleben, dass Sparguthaben zum Verlustgeschäft werden und die Arbeitslosigkeit steigt. So viel Ohnmacht erzeugt Frust. Bei manchen Aggression. Bei anderen Depression.
Nicht überall müssen wir ohnmächtig zusehen. Manches kann ich positiv beeinflussen. Eine ehrliche Frage: Wie geht es dir? Ein freundliches Danke, statt eines grantigen Gesichts. Ich kann nicht die Flüchtlingsprobleme lösen. Aber ich kann mir wenigstens ein Flüchtlingsschicksal persönlich anhören. Ich kann nicht die politischen Spannungen in unserem Land beseitigen, aber ich kann wenigstens dem politisch Andersdenkenden ehrlich zuhören. Und wenn viele Menschen viele kleine gute Dinge tun, dann sind wir alle weniger ohnmächtig. Dann tritt an die Stelle des Frusts die Lust, selber etwas zu tun. Dann sieht der Tag schon anders aus.
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