"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 7. Februar 2025.
Verträge regeln weite Teile unseres Lebens. Sie werden, wie man sagt, auf Treu und Glauben abgeschlossen. Sie sind in gegenseitigem Vertrauen verfasst. Beide Seiten haben sich auf den Inhalt geeinigt. Sie müssen deshalb von beiden Seiten gewissenhaft eingehalten werden. Das gilt für Mietverträge, für den Handel, die Wirtschaft, für Eheverträge und für zwischenstaatliche Vereinbarungen. Verträge können auch verändert werden. Dann müssen sie neu verhandelt werden. Der Rechtsstaat lebt davon, dass Verträge gelten.
Das Gegenteil davon ist Willkür. Der Mächtige diktiert seinen Willen, egal was vertraglich vereinbart ist. Willkür erzeugt Angst und Misstrauen. Sie untergräbt das gegenseitige Vertrauen. Es ist auf nichts mehr Verlass. Was derzeit in den USA passiert ist brandgefährlich. Handelsabkommen werden einseitig gebrochen, bestehende staatliche Rechte in Frage gestellt, das geltende Recht und seine verfassungsmäßige Absicherung beiseitegeschoben. Weltweit nehmen die Diktaturen zu und damit die Willkür der Herrschenden. Auf der Strecke bleiben Treu und Glauben, Vertrauen und Sicherheit, und vor allem die Schwächeren, Ärmeren, Schutzlosen. Wollen wir das?