Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 12.9. 2025
Leider stimmt es: Die Armut wächst, in Österreich und in der Welt. Es ist keine Übertreibung, keine politische Propaganda. Die Entwicklung geht in diese Richtung. Mehr als eine Million Menschen leben in Österreich unterhalb der Armutsgrenze. Sie können sich die Miete, die Energiekosten, die täglichen Lebensmittel kaum leisten. Teuerung und Inflation treffen manche Gruppen besonders: Alleinerziehende, Familien mit mehreren Kindern, Ältere mit geringer Pension, Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung. In den Sozialmärkten ist das deutlich spürbar. Wie fühlt es sich an, wenn die Sorge um das tägliche Brot das Leben immer mehr bestimmt?
Die Caritas setzt ein wichtiges Zeichen: das Le+O Projekt! Lebensmittel und Orientierung! Bis zu 20 Tonnen Nahrungsmittel werden jede Woche in den Ausgabestellen an Bedürftige verteilt. Ich danke allen, die dafür Lebensmittel und Arbeitszeit spenden. Diese und ähnliche Projekte zeigen eines deutlich: Armut ist selten eine Naturkatastrophe. Es gibt genug zu essen für alle Menschen. Nur die Verteilung stimmt nicht. Überfluss auf der einen, Mangel auf der anderen Seite. Den Ausgleich fordert einfach die Gerechtigkeit. Wir können selber dazu beitragen.