Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 1. August 2025
Am Sonntag ist der Gedenktag der Lydia. Ihre Geschichte ist spannend. Sie war die erste Christin in Europa, von der wir wissen. Sie stammte aus der heutigen Türkei, war Purpurhändlerin, also wohlhabend. Sie lebte in Philippi, im heutigen Griechenland. Dort hörte sie durch den Apostel Paulus zum ersten Mal von Christus. Sie ließ sich mit ihrer ganzen Familie taufen. Mehr noch: In ihrem Haus in Philippi versammelte sich die erste christliche Gemeinde Europas, die wir namentlich kennen. Lydia, so kann man sagen, steht am Anfang des Christentums in Europa.
An der Wiege des Christentums im Heiligen Land standen ebenfalls Frauen. Die erste christliche Gemeinde von Jerusalem traf sich im Haus der Maria, der Mutter des Evangelisten Markus. Ohne Maria Magdalena, der ersten Zeugin der Auferstehung Jesu, hätte sich die christliche Botschaft wohl nicht so schnell verbreitet. Durch alle Jahrhunderte, bis heute, ist es so geblieben. Frauen haben den Glauben gelebt und weitergegeben, glaubwürdig und überzeugend, oft im Schatten der Männer, die das Bild der Kirche prägen. Lydia kann das Bild zurechtrücken!