Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 17.10. 2025
Heute ist der „Welttag zur Überwindung der Armut“. Die UNO hat den Tag vor 33 Jahren eingerichtet. Damals bestand die Hoffnung, dass weltweit die Armut überwunden werden kann, wenn alle Länder sich gemeinsam über dieses Ziel einigen können. Lässt sich das verwirklichen oder ist es nur ein frommer Wunsch? Tatsächlich gibt es Erfolge in diesem Anliegen, doch reichen sie bei weitem nicht aus, um von einer echten Überwindung der Armut zu sprechen. Vor allem aber: Was kann der Einzelne da ausrichten?
Jesus hat gesagt: „Arme werdet ihr immer unter euch haben.“ Stimmt das? Wenn ja, muss es so bleiben? Ich glaube, Jesus will daran erinnern, dass wir alle Arme sind. Wer kann sich mit Geld vor dem Tod schützen? Wer ist trotz aller Medizin sicher vor Krankheit? Wer kann sich Liebe und Glück kaufen? Warum nimmt überall die Armut wieder zu? Weil wir unser Herz vor der Armut der anderen verschließen.
Wir wollen nicht wahrhaben, wie sehr wir selber auf Hilfe angewiesen sind. Wer die eigene Armut erkennt, wird die Not der anderen sehen und zum Helfen bereit sein. Die Armut kann überwunden werden, nicht nur durch die UNO, sondern durch jeden von uns.