Vier von 400: Christian Zach (ganz r.) ist einer von Österreichs Medaillenhoffnungen bei den Special Olympics Winter Games. Andrea Freh (zweite von links) betreut ihn.
Vier von 400: Christian Zach (ganz r.) ist einer von Österreichs Medaillenhoffnungen bei den Special Olympics Winter Games. Andrea Freh (zweite von links) betreut ihn.
Er mag es gern eisig, haut sich mutig jede Piste hinunter und Marcel Hirscher ist sein Vorbild. Vom 14. bis zum 25. März wird Christian Zach an den Special Olympics World Winter Games 2017 in der Steiermark teilnehmen.
Sechs Jahre alt war Christian Zach, als er an seinem ersten Skirennen teilgenommen hat. Heute ist er 40, wohnt in Langenzersdorf, arbeitet als Lagerarbeiter bei Libro und Pagro in Mühlendorf und nimmt zum ersten Mal an einem internationalen Bewerb teil.
Die Aufregung ist bereits groß, sagt er, aber die Vorfreude ebenso. Marcel Hirscher sei sein persönliches Vorbild: „Seine Rennen schau ich mir ganz genau an und versuch dann genau so zu fahren, so eng an den Toren etwa,“ sagt Christian Zach. Sein Ziel für die Spiele? Natürlich eine Medaille zu holen. Und die Chancen dafür stünden gar nicht schlecht, wie er versichert.
Die Vorbereitung auf das sportliche Großereignis seien gut gelaufen, sagt auch Andrea Freh, studierte Sonder- und Heilpädagogin, die Christian Zach zu den Spielen begleitet und ihn auch vor Ort betreut. Zudem noch drei weitere Athleten aus Wien – insgesamt sind sie zwei Damen und zwei Herren, die im Super G und im Riesentorlauf antreten werden. „Wir haben im Frühling und Sommer mit Verletzungsprävention begonnen, wir waren laufen, slacklinen und vieles mehr“, erzählt Andrea Freh.
Christian Zach etwa macht auch regelmäßig ein Leichtathletiktraining. „Naja und sobald der erste Schnee gekommen ist, waren wir draußen im Schnee.“ Zum Glück und zur großen Freude aller Beteiligten hätten die niederösterreichischen Bergbahnen für Mönichkirchen, Annaberg und Mariensee eine Saisonfreikarte zur Verfügung gestellt. „Da konnten wir auch durchwegs schwarze Pisten ausprobieren, um ein Gefühl für Schnee und Pisten zu bekommen.“ „Das hat Spaß gemacht“, sagt Christian Zach: „Und ich habe im Super G und Riesentorlauf heuer bei den Vorbereitungsrennen auch schon Medaillen gewonnen.“
„Was die Bewerbe betrifft, unterscheiden sich die Special Olympics nicht von den anderen olympischen Winterspielen“, sagt Andrea Freh: „Wir haben genauso einen Kurs, der gefahren werden muss. Und wir haben strenge Schiedsrichter. Wenn man falsch um die Tore herumfährt, wird man disqualifiziert – da gibt es kein Pardon.“
Der große Unterschied zu den „anderen“ Spielen, sei die Einteilung in Leistungsgruppen – „je nachdem welche intellektuelle Beeinträchtigung die teilnehmenden Athletinnen und Athleten haben.“ Schließlich gehe die Bandbreite bei den Spielen von leichten Lernbehinderungen bis hin zu Menschen, die schwerere geistige Beeinträchtigung haben – auch mitunter mit körperlicher Beeinträchtigung einhergehend. „Letztere können dann bei den sogenannten MATB-Bewerben teilnehmen, bei den Bewerben für Menschen mit erhöhtem Hilfsbedarf, bei denen intellektuell Beeinträchtigte mit Gesunden gemeinsam um Medaillen kämpfen.“ Grundsätzlich stehe der olympische Gedanke im Vordergrund: „Dabei sein ist alles. Aber natürlich geht es genauso um persönliche Höchstleistungen.“
Sportkoordinatorin bei den Special Olympics ist Andrea Freh mehr per Zufall geworden: „Ich wollte meine Berührungsängste zu Menschen mit Behinderung abbauen“, erzählt Andrea Freh: „Und habe eine Anzeige gesehen, in der freiwillige Helfer für nationale Spiele in Wien gesucht wurden. Da habe ich mich gemeldet und war ganz schnell mittendrin.“
Bis heute erfüllt sie die Aufgabe ehrenamtlich und neben ihrem „Brotberuf“ – sie betreibt eine Schwimmschule: „Als Sportkoordinatorin bin ich für alles Mögliche zuständig“, sagt sie: „Ich waxel die Ski, ich schau, dass die Athleten genug und Gutes zu essen haben – und vieles mehr. Das ist manchmal ganz schön viel – aber zu sehen, wie Athleten wie Christian Zach sich trotz ihrer intellektuellen Beeinträchtigung wie die Wilden die Piste hinunter hauen und dann die Freude mitzuerleben, wenn sie eine Medaille bekommen, ist schon etwas ganz Besonderes. Mir geht da jedes Mal das Herz auf.“ Selbst ihr 13-jähriger Sohn ist – wenn es mit der Schule vereinbar ist – mit von der Partie, hilft der Mama und ihren Athleten, wo es nur geht. „Er weiß, was zu tun ist, und tut, was getan werden muss. Für diese Unterstützung bin ich ihm auch sehr dankbar“, sagt Andrea Freh.
Die ehrenamtliche Beschäftigung als Sportkoordinatorin habe sie sehr geprägt, sagt Andrea Freh: Jeder Einzelne von uns ist genau einen Sekundenbruchteil von einer Behinderung entfernt – da muss nur ein Unfall passieren oder eine Ader platzen und schon ist das Leben ganz anders.“
SPECIAL OLYMPICS
WORLD WINTER GAMES AUSTRIA 2017
Tel.: +43 3687 / 23 3 58
E-Mail: soo-schladming@specialolympics.at
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at