"Rund 10 Prozent der 92 Millionen Einwohner in Ägypten sind koptisch-orthodoxe Christen. Sie sind seit langem Ziel des mörderischen IS-Terrors", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Rund 10 Prozent der 92 Millionen Einwohner in Ägypten sind koptisch-orthodoxe Christen. Sie sind seit langem Ziel des mörderischen IS-Terrors", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 28. April 2017.
Heute Mittag startet Papst Franziskus trotz Terrordrohungen zu einer mutigen zweitägigen Reise nach Ägypten. Er kommt nach Kairo als „Freund, Friedensbotschafter und Pilger“, wie er in einer Videobotschaft angekündigt hat. Ägypten war auch jenes Land, welches „Fluchtort der Heiligen Familie“ war. Warum gerade Ägypten? Sein Besuch sei „eine persönliche Geste des Trostes und der Ermutigung für alle Christen im Nahen Osten“, so der Papst. Rund 10 Prozent der 92 Millionen Einwohner in Ägypten sind koptisch-orthodoxe Christen. Sie sind seit langem Ziel des mörderischen IS-Terrors. Brutale Bombenanschläge besonders gegen koptische Kirchen fordern immer wieder zahlreiche Opfer, zuletzt am Palmsonntag in Tanta und Alexandria mit 47 Toten.
Im Oktober vergangenen Jahres konnte ich mir selber ein Bild vor Ort machen. Besonders beeindruckend war für mich die Begegnung mit den „Zabbaleen“, den christlichen Müllsammlern im Südosten Kairos. Nicht weniger als 30.000 leben hier. Sie entsorgen den Müll der fast 20 Millionen Einwohner dieser Riesenstadt. Sie sind im Glauben tief verwurzelt. Ihr Zeugnis als Christen ist überzeugend.
Papst Franziskus schloss seine Videobotschaft mit einem Wort, dem ich mich gerne anschließe: „Bitte betet für mich! Shukran wa Tahiaì Misr!“
Botschaft im Wortlaut auf Deutsch:
Geschätztes ägyptisches Volk! Al Salamò Alaikum! Der Friede sei mit euch!
Voll Freude und Dankbarkeit im Herzen werde ich in wenigen Tagen eure geliebte Heimat besuchen: Wiege der Kultur, Geschenk des Nils, Land der Sonne und der Gastfreundschaft, wo Patriarchen und Propheten lebten und wo Gott, der Gütige und Barmherzige, der Allmächtige und Eine, seine Stimme hören ließ.
Ich bin wirklich glücklich, als Freund, als Bote des Friedens und als Pilger in das Land zu kommen, das vor mehr als zweitausend Jahren der Heiligen Familie, als sie vor der Bedrohung durch König Herodes geflohen war (vgl. Mt 2,1-16), Zuflucht und Gastfreundschaft gewährt hat. Ich bin geehrt, das Land zu besuchen, das die Heilige Familie aufgesucht hat!
Ich grüße euch herzlich und danke euch, dass ihr mich eingeladen habt, nach Ägypten zu kommen, das ihr „Umm il Dugna“ – Mutter der Welt nennt.
Ich danke vielmals dem Präsidenten der Republik Ägypten sowie Seiner Heiligkeit Patriarch Tawadros II., dem Großimam der Al-Azhar und dem Koptisch-Katholischen Patriarchen, die mich eingeladen haben; und ich danke jedem von euch, die ihr mir einen Platz in euren Herzen gebt. Mein Dank gilt auch allen Menschen, die dafür gearbeitet haben und gerade arbeiten, um diese Reise möglich zu machen.
Ich möchte, dass dieser Besuch eine persönliche Geste des Trostes und der Ermutigung für alle Christen im Nahen Osten sei; eine Botschaft der Freundschaft und Wertschätzung an alle Einwohner Ägyptens und der gesamten Region; eine Botschaft der Brüderlichkeit und der Versöhnung an alle Söhne und Töchter Abrahams, insbesondere an die islamische Welt, in der Ägypten eine führende Stellung einnimmt. Es ist mein Wunsch, dass dieser Besuch auch ein wirksamer Beitrag zum interreligiösen Dialog mit der islamischen Welt sowie zum ökumenischen Dialog mit der verehrten und geliebten Koptisch-Orthodoxen Kirche sei.
Unsere Welt, die von blinder Gewalt, die auch das Herz eures geschätzten Landes getroffen hat, zerrissen wird, braucht Frieden, Liebe und Barmherzigkeit; sie braucht Menschen, die Frieden stiften, und solche, die frei sind und befreien; mutige Menschen, die von der Vergangenheit lernen können, um eine Zukunft aufzubauen, ohne sich in Vorurteilen zu verschließen; sie braucht Brückenbauer des Friedens, des Dialogs, der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit und Menschlichkeit.
Liebe ägyptische Brüder und Schwestern, junge und alte Menschen, Frauen und Männer, Muslime und Christen, Reiche und Arme …, ich umarme euch herzlich und bitte den allmächtigen Gott, euch zu segnen und euer Land vor jedem Übel zu beschützen.
Bitte betet für mich! Shukran wa Tahiaì Misr! – Danke und es lebe Ägypten!
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