Der Seligsprechungsprozess für Fritz Gerlich und Romano Guardini wurde in München eröffnet.
Der Seligsprechungsprozess für Fritz Gerlich und Romano Guardini wurde in München eröffnet.
Publizist Gerlich wurde von Nazis ermordet, Theologe Guardini einer der einflussreichsten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat am Samstagabend, 16. Dezember 2017 zwei Seligsprechungsprozesse eröffnet. Sie gelten dem NS-kritischen Publizisten Fritz Gerlich (1883-1934) und dem Religionsphilosophen Romano Guardini (1885-1968). Bei einem Festgottesdienst im Münchner Liebfrauendom wurden die Hauptbeteiligten des Verfahrens vereidigt, darunter auch der Kardinal selbst. Die nötigen Untersuchungen könnten mehrere Jahre dauern. Die letzte Entscheidung trifft der Papst.
Der Erzbischof bezeichnete beide Männer als inspirierende Wahrheitssucher und Zeugen des Evangeliums. Den von den Nationalsozialisten ermordeten Fritz Gerlich empfahl er allen Journalisten als Vorbild. Der gebürtige Stettiner war in München zum Katholizismus konvertiert. Ab Sommer 1931 versuchte er, in einer eigenen Wochenzeitung mit scharfen publizistischen Attacken Adolf Hitlers Griff nach der Macht zu verhindern. Im März 1933 wurde er verhaftet, gefoltert und nach 16 Monaten ohne Anklage im Konzentrationslager Dachau erschossen.
Auch Romano Guardini habe einen klaren Blick auf das gehabt, "was die Ideologien des 20. Jahrhunderts den Menschen angetan haben", sagte Marx. Darüber hinaus habe der gebürtige Italiener und Mainzer Diözesanpriester die Wahrheit Gottes in Theater, Kunst und Literatur erkennen wollen. Guardini gilt als einer der einflussreichsten katholischen Denker des 20. Jahrhunderts und Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965). In München zählte er zu den Mitbegründern der Katholischen Akademie in Bayern. In Berlin, Tübingen und München hatte er über Jahrzehnte speziell auf ihn zugeschnittene Lehrstühle inne.
Kardinal Marx verwies darauf, dass Papst Franziskus Guardini außerordentlich schätze. In seinen Apostolischen Schreiben hat Franziskus ihn mehrfach zitiert. 1986 kam Jorge Mario Bergoglio für mehrere Monate aus Argentinien nach Deutschland, um sich für eine letztlich nicht durchgeführte Promotion mit dem Werk des Theologen zu beschäftigen. Dem Vernehmen nach hat der Papst Marx ermuntert, das Seligsprechungsverfahren zügig zu führen.