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13.02.2019 · Glaube · Lebenszeugnis

DIE Liebesgeschichte des Mittelalters

Sie sind nach Romeo und Julia das Liebes-Paar, das die Menschen seit achthundert Jahren bewegt. Der Regensburger Kirchenhistoriker Klaus Unterburger über die Tragik des Lebens von Abaelard und Heloise.

 

 

Der Hausgemeinschaft folgte die Herzensgemeinschaft“, so brachte der großartige Gelehrte Petrus Abaelard (1079-1142) seine Beziehung zu seiner rund 20 Jahre jüngeren Schülerin Heloise auf den Punkt.

 

Beide lebten in Frankreich zur Zeit der Scholastik, einer Epoche, die von der Zeit Karls des Großen bis zur Renaissance reichte. Es war eine Zeit der Schulen („schola“, lateinisch: „Schule“), Lernen und Lehren erlebten damals eine Blütezeit.

 

In diese Zeit des Geistes und der Wissenschaft fällt eine Liebesgeschichte, die alle Zutaten für einen – modern formuliert – Bestseller hat: Sex and crime, würden die Engländer sagen, also Sex und Gewalt.

 

Die beiden finden während der Unterrichtsstunden zueinander, verlieben und lieben sich, Heloise wird schwanger und bringt einen Sohn zur Welt. Ihr Lehrer Abaelard wird daraufhin entmannt. Sie werden dann voneinander getrennt, leben in verschiedenen Klöstern und schreiben sich danach noch Briefe, die eine Ahnung geben von dieser tragischen, verbotenen Liebesgeschichte.

 

Beide, Abaelard und Heloise, sind hoch gebildet, sie wussten immer, was sie taten. Und doch gibt die Liebe dieser beiden eine Ahnung davon, was Liebende aller Zeiten in ihrem Liebeskampf spüren und erleben.

 

Der Regensburger Kirchenhistoriker Klaus Unterburger spricht am 18. Februar bei den „Theologischen Kursen“ in Wien über das berühmte Liebespaar


Wenn Sie die Geschichte von Petrus Abaelard und Héloïse in wenigen Sätzen erklären müssten, wie würden diese Sätze lauten?


Verbotene Liebe zwischen berühmtem Lehrer und Schülerin; Schwangerschaft, Endeckung und ihre Entführung; ein Ehevertrag wird ausgehandelt, trotzdem nehmen ihre Verwandten Rache am Lehrer, der kastriert wird.

 

Beiden bleibt das Kloster. Jahre später führen beide einen Briefwechsel, in dem die großen Fragen unserer Existenz, nämlich Liebe und Leiden, existentiell tiefgehend und kontrovers diskutiert werden.


Die beiden sind für Umberto Eco das „berühmteste Liebespaar seit Romeo und Julia“. Sehen Sie das als Kirchenhistoriker genauso?


„Romeo und Julia“ greift einen klassischen, in der Mythologie vielfach behandelten Stoff auf, der allerdings auf eine etwas spätere Zeit rekurriert.

 

Das Schicksal von Abaelard und Héloïse ist literarisch nicht vorgezeichnet und erschüttert jeden, der nicht ganz abgestumpft ist.

 

Tatsächlich haben aber auch sie Berühmtheit erlangt, in der Französischen Revolution wurde um sie ein regelrechter Kult betrieben und 1817 auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris ein neues Grab für sie errichtet.


Was zeichnet den Scholastiker und Philosophen Peter Abaelard aus?

 

Abaelard gehört einer Pioniergeneration von Gelehrten an, die radikal und konsequent Logik und Vernunft, für die vor allem Aristoteles und Boethius stehen, auf alle Geheimnisse des christlichen Glaubens anwenden.

 

Solche Gelehrte mit ihren Schulen werden sich nur wenige Generationen später fester institutionell zusammenschließen und es entsteht die Universität als eine der großen Institutionen der Menschheit.

 

Abaelard war ein gläubiger Denker, dennoch wirkte sein Unterfangen auf viele Gegner irritierend und arrogant; er hatte in tragisches und deshalb ergreifendes Schicksal zu tragen.


Wie lässt sich Héloïse charakterisieren? Immerhin kann sie Latein, Griechisch und Hebräisch...

 

Tatsächlich war sie außerordentlich begabt und gebildet, gerade in den lateinischen, vorchristlichen Klassikern. Zugleich gibt sie viele Rätsel auf. Die Briefe zeichnen sie als Frau, deren Leben sich auch noch im Kloster ganz für die Liebe zu Abaelard verzehrt.

 

Nach Abaelards Mahnung, jetzt Christus zu lieben, äußert sie sich nicht mehr zu ihren Gefühlen. Eine Bekehrung? Ein letzter Liebeserweis für Abaelard?

 

Was lässt sich über das Kind sagen, dass Héloïse von Abaelard zur Welt bringt?


Astralabius, ihr Sohn, wurde von einer Schwester Abaelards aufgezogen, später wurde er Kleriker. Der Kontakt zu den Eltern und deren Sorge für ihn lässt sich nur an wenigen Indizien erschließen..


Nach Trennung, ihrem Klostereintritt und seiner Priesterweihe: Wie gestalten Héloïse und Abaelard ihr weiteres Leben, wie sind sie weiterhin verbunden?


Abaelard übergibt ein von ihm gegründetes Kloster, Le Paraclet in der Champagne, an Héloïse und ihre Nonnen. Sie lebt dort als Äbtissin, er in verschiedenen Klöstern als Abt und Lehrer. Erst ca. 12 Jahre nach der Trennung kommt es zu einem Briefwechsel: Die scheinbar vorbildliche Äbtissin klagt sich als schlechte Ordensfrau an; der ständig in Schwierigkeiten steckende Abt will sie zu einem guten Ordensleben bewegen.


Was sagen die Briefe zwischen den beiden über sie selbst aus?


Abaelard sieht sein Leben als eine Serie von Unglücksfällen und versucht, Gottes Ratschluss darin zu finden. Héloïse klagt Gott als grausam an.


Beinhaltet das Leben der beiden also alle „Zutaten“ für „sex and crime“ im Mittelalter?


Ja, sex and crime, und damit Dinge, die zeitlos das Leben der Menschen prägen. Zugleich aber eine tiefgehende Deutung dieser Dinge, Antwortversuche und damit Lebensstrategien, die das Leben beider einmalig machen und auch zu uns heute sprechen, unsere eigene Lebensdeutung befragen.

erstellt von: Der SONNTAG / Stefan Kronthaler
13.02.2019
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Weitere Informationen:


zur Person:

Prof. Dr. Klaus Unterburger


Geboren: am 14. Oktober 1971 in Wunsiedel, Deutschland.

 

Ausbildung, Beruf: Studium der Katholischen Theologie und der Philosophie in München. Habilitation.

 

Wissenschaft: Seit 1. November 2012 lehrt Universitäts-Professor Klaus Unterburger Historische Theologie/Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Universität Regensburg.

 

Termin in Wien:

Klaus Unterburger spricht am 18. Februar (15.30-18 Uhr) in Wien bei den „Theologischen Kursen“ zum Thema: „Sex and Crime im Mittelalter. Zur Liebesgeschichte von Abaelard und Héloïse.“


Die Schauspielerin Mijou Kovacs liest aus dem Briefwechsel der beiden unglücklich Liebenden.

 

Klaus Unterburger

privat

 

Leben ist…

für mich etwas sehr Schönes, voller interessanter Aufgaben und erfüllender Dinge, die es zu entdecken gilt, aber auch etwas, das durch unsere Endlichkeit bedroht, gefährdet und zutiefst fragwürdig ist.

 

Sonntag ist…

für mich der Tag, an dem ich zur heiligen Messe gehe und etwas freier von den Alltagssorgen bin.

 

Glaube ist…

für mich das immer auch angefochtene Vertrauen, dass trotz Krankheit und Tod unser Leben in jener Liebe Gottes geborgen und in Sicherheit ist, mit der er auch Jesus von Nazareth, seinen Sohn, geliebt und gerettet hat.

 


weitere Lebens - und Glaubenszeugnisse


 

weitere Informationen zu

 

Der SONNTAG

die Zeitung der Erzdiözese Wien

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Zum 850. Todestag von Thomas Becket

Am 29. Dezember 1170 ließ der englische König Heinrich II. seinen früheren Freund und Lordkanzler brutal ermorden. Becket wird von katholischer und anglikanischer Kirche als Märtyrer und Heiliger verehrt.

"Der letzte Gipfel", Start via Streaming und Filmgespräche am 26. Dezember

Eigentlich sollte er bereits im März dieses Jahres vorgestellt werden. Nun erscheint er in den Tagen nach Weihnachten. "Der letzte Gipfel" von Juan Manuel Cotelo erzählt die bewegende Geschichte eines jungen spanischen Priesters.

"Arzt der Armen" Batthyany-Strattmann

Er ist der "erste Selige des Burgenlandes".

Kommunion und Keyboard – Mit Carlo Acutis erster Millenial seliggesprochen

Informatikgenie und sozial engagiert: Carlo Acutis wurde am 10. Oktober 2020 in Assisi seliggesprochen.

Zum 78. Todestag der Hl. Theresia Benedikta vom Kreuz- Edith Stein

Am 9. August 1942 wurde die Karmelitin Theresia Benedikta vom Kreuz (Edith Stein) in Auschwitz wegen ihrer jüdischen Herkunft ermordet. Die Kirche feiert sie heute als Heiilge und Patronin Europas.

Christophorus: Brückenbauen – Christus finden

Christophorus- was uns die sagenhafte Riesengestalt des Christus-Trägers durch all die Jahrhunderte zu sagen hat.

KZ Buchenwald: Ökumene-Gedenken an Otto Neururer und Matthias Spanlang

Österreichische Priester wurden vor 80 Jahren wegen Glaubensausübung im KZ auf grausame Weise ermordet.

Immer aktuell - Benedikts Mönchsregel

Warum fasziniert uns eine historisch so ferne Mönchsgestalt bis heute?

Benedikt von Nursia auf der Spur.

Erster österreichischer Heiliger seit 1909: Engelbert Kolland wird heiliggesprochen

Papst Franziskus nimmt  den österreichischen Franziskaner Engelbert Kolland und seine sieben Gefährten am 20. Oktober ins Verzeichnis der Heiligen auf.

Augustinus Zhào Róng und die 120 Märtyrer Chinas

Am 9. Juli feiert die Kirche den Hl. Augustinus Zhào Róng und seine Gefährten, die Märtyrer Chinas.

Benedikt XVI.

Benedikt XVI. feierte mit seinem Bruder in Regensburg eine Hausmesse

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. (93) hat am Donnerstagnachmittag mit seinem Bruder Georg Ratzinger (96) eine Messe in dessen Haus in Regensburg gefeiert.

Wiener Priester: "Dankbar über die überstandene Covid-19 Erkrankung!"

Carmine Rea, Pfarrer von St. Benedikt am Leberberg im 11. Wiener Gemeindebezirk war schwer an Covid-19 erkrankt. Wie er die Erkrankung erlebt und was ihn getragen hat, erzählt er im Interview mit Sandra Lobnig.

"Held der Nächstenliebe": Bub starb nach Corona-Pflege der Mutter

Missio-Nationaldirektor P. Wallner über Lebensbeispiel eines zu Monatsbeginn verunglückten jungen Mexikaners: "Vielleicht haben wir einen kleinen Heiligen"

Gedenken an NS-Märtyrer Pfarrer Frasl

Vor 75 Jahren verstarb Waldviertler Pfarrer im KZ Dachau, weil er sich freiwillig zur Pflege von typhuskranken Mithäftlingen gemeldet hatte.

„Die Diagnose war der Anfang, nicht das Ende“

Diagnose Brustkrebs: Über ein Jahr lang  kämpft die zweifache Mutter mit der Erkrankung, erfolgreich.

Zum 75.Todestag von Dietrich Bonhoffer

Auch im katholischen Bereich einflussreicher Theologe wurde in den letzten Weltkriegstagen auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt.

Piaristenpater Pius Platz

Piaristenpater Pius Platz: "Kinder sind die besten Lehrer"

Ende März feiert der Piaristenpater Pius Platz seinen 85. Geburtstag. Im Interview spricht er über das Vertrauen in seine Mitmenschen, die Fastenzeit und sein Berufungserlebnis.

"Nur Mut, Gott lenkt alles!" 200. Todestag des Wiener Stadtpatrons

Selten war der das einprägsame Glaubenszeugnis des hl. Klemens Maria Hofbauer aktueller als in der aktuellen Krise.

Ordensfrauen unterstützen Flüchtlinge an griechischer Grenze

Sr. Ada versorgt mit vier Mitschwestern Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Medizin.

Zahl der Flüchtlinge und Polizeipräsenz auf den Straßen stark zugenommen

Nach 66 Tagen.

Ein Kind, das lebensverkürzend erkrankt, verändert eine ganze Familie und die Hospizarbeit in Österreich.

Hilfe für Obdachlose – ein Stück des Weges gemeinsam gehen

Mit Engagement und Leidenschaft kümmert sich Barbara Trobej seit vielen Jahren um Obdachlose. In ihrer Freizeit betreibt sie mit einem Team die Wärmestube für junge Erwachsene in der Pfarre St. Florian.

„Passionswege“ durch die Fastenzeit: Völlig allein gelassen

Die Geschichte eines Missbrauchs: Mit einem Mal ist die Zeit wieder präsent. Die Ereignisse liegen 40 Jahre zurück.

Glaube und Sozialarbeit

Mit Engagement und Leidenschaft kümmert sich Barbara Trobej seit vielen Jahren um Obdachlose. Kraft für ihre Arbeit schöpft sie auch aus ihrem Glauben.

„Wir wollen nicht nationale Not gegen andere ausspielen“

Interview mit Andreas Knapp, Auslandshilfechef der österreichischen Caritas.

Das Leben des St. Pöltner Bischofs Memelauer wird verfilmt

1961 verstorbener Oberhirte hatte in der NS-Zeit als einziger österreichischer Bischof vor dem NS-Euthanasieprogramm gewarnt.

Die mutigste Entscheidung meines Lebens

Christina Blätterbinder trifft mit ihrer Entscheidung in eine Ordensgemeinschaft einzutreten auf  Verwunderung und Bestätigung.

„Ich habe mir vorgenommen, hundert zu werden“

Manches im Leben des 88-jährigen Johann Zirbs kommt eben erst später:

Sie macht Licht mit sehr viel Liebe

Die Bäuerin Rosemarie Feuchtenhofer macht Kerzen mit christlichen Motiven.

Jesuitenpater Hilal, Syrien: "Kinder haben ihr Lachen noch nicht verloren

P. Ziad Hilal in "Tiroler Sonntag": Anwesenheit der Jesuiten in zerstörter syrischer Stadt Homs ist "Zeichen, dass der Frieden wiederkehren wird und wir ohne Zögern daran arbeiten".

Evangeliar, Bischofsweihe von ?gidius Zsifkovics

Bischofsweihe- die Fülle des Weihesakramentes

Ablauf der liturgischen Feier verdeutlicht Aufgaben und Amt des neuen Bischofs sowie seine Aufnahme ins Bischofskollegium.

"Gefesselt und doch frei" - zum 75. Todestag von Alfred Delp SJ

„In einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie.", so verabschiedete sich Alfred Delp unmittelbar vor seiner Hinrichtung vom Gefängnispfarrer.

Filmkritikerinnen loben Passionsgeschichte rund um Jägerstätter

Terrence Malicks "Ein verborgenes Leben" läuft nach Vorpremieren nun in den österreichischen Kinos an - Würdigungen in feinschwarz.net und "Filmdienst".

Caritas: Spendenaktion sichert Essen und Übernachtungsplätze

Caritas Österreich kann durch Kooperation mit Telekommunikationsanbieter "Drei" 12.000 Menschen warmes Essen sowie Tages- und 700 Übernachtungsplätze ermöglichen.

P. Lorenz Voith:"Kirchliches und soziales Leben ohne Orden um vieles ärmer"

Diözese Eisenstadt dankt Orden für Einsatz - Diözese Eisenstadt begeht "Tag des geweihten Lebens" mit Feierlichkeiten in Zisterzienserinnenabtei Marienkron.

"Jugend Eine Welt" warnt vor Anstieg an Straßenkindern in Indien

Klimawandel, Wasserknappheit und Hoffnung auf Arbeit treibt Menschen in Slums der Millionenstädte

Ordensleute mit Kerzen / Maria Lichtme?

2. Februar- Tag des geweihten Lebens

"Was wäre die Welt, wenn es die Ordensleute nicht gäbe?“ zitiert Papst Johannes Paul II anlässlich des ersten Tages des geweihten Lebens am 2. Februar 1997 die französischen Kirchenlehrerin und Ordensfrau Thérèse von Lisieux.

Das verborgene Leben der Familie Jägerstätter

Der Film „Ein verborgenes Leben“ schildert was die Werhdienstverweigerung Franz Jägerstätters für ihn und seine junge Familie bedeutete.

„Erzähle deinen Problemen, wie groß Gott ist!“

Klaus Küng stellt sich in den Dienst bei KISI-God’s singing kids und erlebt, wie Gott wirkt.

„Es ist hart, aber Gott ist treu“

Gläubige Katholiken, wie die gebürtige Wienerin Bernadette Wyskocil, sind auf der Ostseeinsel Rügen in der absoluten Minderheit.

Reiseblog Tag 7 | Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision

Ein intensiver Studientag liegt hinter uns. Am Beginn stand eine Methode des Bibelteilens aus Nord-Philippinen, die „3 RSS-Methode“: 3x reading (Lesen) – 3x silence (Schweigen) – 3x sharing (Teilen).Von Silvia Schreyer-Richtarz

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