Moderner Religionsunterricht kennt weder eine "konfessionalistische Engführung" noch eine Ausklammerung der Vernunft - vielmehr werden auch andere Religionen und ethisch-philosophische Grundfragen thematisiert.
Moderner Religionsunterricht kennt weder eine "konfessionalistische Engführung" noch eine Ausklammerung der Vernunft - vielmehr werden auch andere Religionen und ethisch-philosophische Grundfragen thematisiert.
Die Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz, über die Schnittmengen zwischen Ethik- und konfessionellem Religionsunterricht.
Die Schnittmengen zwischen Ethik- und konfessionellem Religionsunterricht sind laut der Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese Wien, Andrea Pinz, größer als die Unterschiede. Auch der Religionsunterricht greife zentrale ethische Themen auf, biete aber zugleich "mehr als Ethik", nämlich existenzielle Fragen rund um das Woher, Wohin und den Sinn des Lebens. Und das vermittelt durch Fachleute, die ihre Wertebasis - nämlich die christliche - deklarieren. Zugleich indoktriniere Religionsunterricht nicht, sondern lade zu Reflexion und Auseinandersetzung, auch über andere Religionen, wie Pinz in der Ö1-Sendereihe "Punkt eins" am Montag sagte. Mit ihr im ORF-Studio saß Michael Jahn, Universitätslektor für Ethik an der Uni Wien und Schuldirektor im ersten Gemeindebezirk.
Andrea Pinz verwies auf bestehende Missverständnisse und Vorurteile den konfessionellen Religionsunterricht betreffend: Moderner Religionsunterricht kenne weder eine "konfessionalistische Engführung" noch eine Ausklammerung der Vernunft - vielmehr würden auch andere Religionen und ethisch-philosophische Grundfragen thematisiert. Und die Schüler wüssten dies zu schätzen: Laut der Schulamtsleiterin besuchen von rund einer Million katholischer Schüler in Österreich 90 Prozent den Religionsunterricht trotz der bestehenden Abmeldemöglichkeit; die Zahl der Abmeldungen seien trotz des steigenden Anteils an Konfessionslosen und der wachsenden religiösen Vielfalt in Österreich stabil zwischen acht und neun Prozent geblieben. Das spreche für die hohe Qualität, die Religionslehrer und -lehrerinnen den Kindern und Jugendlichen bieten, sagte Pinz.
Sie sieht den Ethikunterricht nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. Wertevermittlung sei insgesamt ein Anspruch an das Schulwesen. Das Fach Ethik verglich Pinz mit einer Rundreise zu verschiedenen Wertsystemen, der Religionsunterricht biete zusätzlich die Beheimatung in einer kulturprägenden religiösen Tradition. Diese Perspektive lasse aber auch andere zu; nicht umsonst nähmen der Austausch zwischen den Konfessionen und dialogische Konzepte im Unterricht zu. Auch für das wünschenswerte Zusammenspiel zwischen Ethik und Religion im Schulunterricht gilt es nach den Worten der kirchlichen Bildungsexpertin durch die Schulautonomie gegebene Möglichkeiten von Kooperation zu nutzen