v.l.n.r.: Georg Prantl, Alfredo Barsuglia, Generalvikar Nikolaus Krasa der Erzdiözese Wien.
v.l.n.r.: Georg Prantl, Alfredo Barsuglia, Generalvikar Nikolaus Krasa der Erzdiözese Wien.
Jury-Vorsitzender Schörghofer vergleicht Arbeiten Barsuglias mit jenen Andrea Pozzos in der Wiener Jesuitenkirche. Auszeichnung für bisheriges Schaffen junger Künstler zum 39. Mal vergeben.
An einen "Künstler, der aktuelle Themen in einer unverwechselbaren Weise auf höchstem ästhetischem Niveau bearbeitet", ist am Mittwochabend, 4. Dezember 2019 der "Msgr. Otto Mauer Preis 2019" überreicht worden: Der in Wien lebende und arbeitende steirische Künstler Alfredo Barsuglia habe die Jury besonders dadurch überzeugt, dass er sich in seinem umfangreichen Werk seit Jahren mit künstlerisch und gesellschaftspolitisch höchst relevanten Fragestellungen aus Ökonomie, Ökologie, Umgang mit der Natur oder der Funktion von Kunst bzw. Kultur auseinandersetzt "und diese in eine unverkennbare Bildsprache umsetzt". Das teilte der Otto-Mauer-Fonds mit, der die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung der Erzdiözese Wien heuer zum 39. Mal vergab.
Barsuglia widme sein künstlerisches Schaffen der "Heterotopie" - also "Anders-Orten" wie auch Kirchen solche seien, merkte der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa vor seiner Überreichung der wohl wichtigsten Ehrung für junge Künstler in Österreich an. Diese Anders-Orte würden in ihrem "Fremdsein" zugleich etwas über eine dem Alltag entzogene Dimension des Lebens verraten.
Der Jury-Vorsitzende, der Wiener Jesuit und Kunsthistoriker Gustav Schörghofer, zog eine Parallele zwischen den Arbeiten Alfredo Barsuglias und der Wiener Jesuitenkirche als dem diesjährigen Schauplatz der Auszeichnung: Der vom italienischen Barockmaler und Architekten Andrea Pozzo mit den für ihn typischen, das Auge täuschenden "Trompe-l'oeil"-Kuppelfresken gestaltete Kirchenraum nehme heutige perspektivische Scheinwelten vorweg. Auch Barsuglia sei durch seine Rauminstallationen ein Künstler, der quasi "das Schwindeln zur Profession gemacht" habe, so Schörghofer. Frei von jeder Romantik, changiere der Künstler zwischen Echtem und Vorgetäuschtem, schaffe zwar nicht "Wahrheit", aber "Wirklichkeit".
Der Jesuit attestierte dem Preisträger Gesellschaftskritik, ohne freilich Kunst als "Weltverbesserungsanstalt" zu sehen. Barsuglias Werke würden die Augen der Betrachter aber dafür öffnen, dass inmitten des Alltäglichen Wunder, Zauber und Poesie schlummern.
Aus dem Jury-Entscheid für Barsuglias geht hervor, dessen inhaltlich und formal ausgesprochen vielgestaltiges Oeuvre mit Malereien, Zeichnungen, Objekten, Performances, Videos und Rauminterventionen schaffe alternative Orte im öffentlichen Raum, z.B. die "Mariainsel" in Fürstenfeld (2018), das "Hotel Publik" in Innsbruck (2013) oder "Social Pool" in Kalifornien/USA (2014). Diese Installationen im Alltag könnten benützt werden und würden gleichzeitig "als artifizielle Fremdkörper verstören". Zusammengesetzt war die Jury heuer neben Gustav Schörghofer aus der Direktorin des Wiener Dommuseums, Johanna Schwanberg, der Mauer-Preisträgerin 2015, Catrin Bolt, Ursula Hübner von der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz sowie Günther Oberhollenzer, Kurator in der Landesgalerie Niederösterreich in Krems.
Der "Msgr.-Otto-Mauer-Preis" erinnert an den Wiener Priester, Galeriegründer und Sammler Otto Mauer (1907-1973), dessen Anliegen Kunst und Wissenschaft vom vor fast 40 Jahre gegründeten Otto-Mauer-Fonds fortgeführt werden, wie dessen Vorstands-Vorsitzender Georg Prantl darlegte. Neben der jährlichen Vergabe des Kunstpreises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Fonds in die Förderung aktueller Projekte in den Bereichen bildende Kunst, Musik, Theater, Film, Wissenschaft, Erziehung und Erwachsenenbildung. Heuer sei der Rekord von 124 Einreichungen zu verzeichnen gewesen, 14 davon wurden finanziell unterstützt, so Prantl.
Arbeiten von Alfredo Barsuglia sind noch bis 12. Jänner 2020 in der Einzelausstellung "Take on me" im "Bank Austria Kunstforum Wien" zu sehen. Künftige Ausstellungen geben auch Interessierten in den Bundesländern die Möglichkeit, sein Werk kennenzulernen: Ab 3. Dezember im "Bildraum Bodensee" in Bregenz, ab 7. Dezember im "Kunstforum Montafon" in Schruns (Vorarlberg), im kommenden Jahr ab 28. Februar im Kunstpavillon der "Tiroler Künstler*schaft" in Innsbruck sowie ab 15. März im "Kunstverein Eisenstadt".