Und Dialog ist kein Zeichen der Schwäche.
Und Dialog ist kein Zeichen der Schwäche.
Ein christlich-islamische Dialog - Ist das Naivität? Ängstlichkeit? Oder wahres Christentum?
Vor wenigen Tagen war ein Bischof aus Pakistan zu Besuch in Wien. Pakistan hat eine kleine christliche Minderheit, die unter großem Druck steht.
Jederzeit kann ein Christ dort unter fadenscheinigsten Behauptungen der Gotteslästerung beschuldigt werden. Erst in diesem September hat dies einen 16-Jährigen getroffen. Er ist Analphabet, trotzdem wirft man ihm vor, dass er Schmähbotschaften über den Koran via Facebook verbreitet hat.
Ruhig aber traurig hat Bischof Samson vom Schicksal unserer Glaubensgenossen in Pakistan erzählt, die dort zu den Ärmsten der Armen gehören und immer als letzte drankommen, wenn es Arbeit gibt.
Ich habe ihn gefragt, womit wir ihm helfen können. Seine Antwort fand ich spannend. Nummer eins: Bildung. Er möchte mehr Schulen für Christen – die meisten können weder schreiben und lesen –, damit sie mehr Chancen im Leben haben.
Und die überraschende Nummer zwei: der christlich-islamische Dialog.
Er setzt auf das Gespräch, auf die friedliche Annäherung. Während hier viele Menschen für Fundamentalopposition gegen den Islam sind, auch wegen der Christenverfolgung in muslimischen Ländern, setzt dieser Bischof auf den Dialog.
Ist das Naivität? Ängstlichkeit? Oder wahres Christentum?
Oft richte sich der Zorn deswegen gegen die Christen, weil die USA Ziele in Pakistan angreifen, und die Pakistani die Vereinigten Staaten und die Christenheit gleichsetzten.
„Deswegen“, so der Bischof, „war es auch so hilfreich, dass der Papst kürzlich gesagt hat, dass man Islam und Terrorismus nicht gleichsetzen dürfe“.
So etwas helfe den Pakistani zu differenzieren und das Christentum nicht als ihren Feind zu sehen.
Die Wirklichkeit ist komplexer, als manche Scharfmacher bei uns sie sehen. Und Dialog ist kein Zeichen der Schwäche.
Dr. Michael Prüller ist Chefredakteur des "Sonntag" und Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
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