In der Zartheit des Kindes, in Windeln gewickelt, leuchtet mir schon die Herrlichkeit des Himmels auf.
In der Zartheit des Kindes, in Windeln gewickelt, leuchtet mir schon die Herrlichkeit des Himmels auf.
Gott hat sich von Grund auf ins Menschsein hineinbegeben. Mir wird dadurch noch viel deutlicher bewusst, in welche ungeheure Aufwärtsbewegung er die Menschheit hineingenommen hat – sie beginnt ganz unten und endet in himmlischer Verklärung.
Es ist ein Vorzug unserer Zeit, dass auch die Väter die Säuglinge pflegen, manchmal zumindest. Darum weiß ich aus eigener Anschauung, was für eine wichtige wie mühsame Rolle ihre Verdauung spielt.
Es ist vielleicht mehr als alles andere das ständige Gewickelt-werden-Müssen, das uns klarmacht, dass unser Kind nicht ein himmlisches, perfektes Geschöpf ist, sondern ein sehr irdisches. Mehrmals am Tag stinkt es und ist unappetitlich, und es gibt einen Ausschlag am Popo, wenn die Windel nicht rechtzeiti gewechselt wird.
Und für jedes Alter gilt: Es gibt nichts, was uns gewöhnlicher, erdiger macht als die Tatsache, dass wir alle aufs Klo müssen. Kein Wunder, dass „Scheiße“ ein Schimpfwort ist.
Darum rührt es mich immer ganz besonders, wenn in der Weihnachtserzählung im Lukasevangelium extra darauf hingewiesen wird, dass der neugeborene Jesus in Windeln gewickelt war.
Gleich zweimal wird das erwähnt, als ob uns der Evangelist ganz deutlich sagen möchte: Ja, wirklich – der Erlöser der Welt war genau so wie Du und ich. Er hat das volle Programm mitgemacht, nicht nur ein paar Highlights des Menschenlebens.
Gott hat sich von Grund auf ins Menschsein hineinbegeben. Mir wird dadurch noch viel deutlicher bewusst, in welche ungeheure Aufwärtsbewegung er die Menschheit hineingenommen hat – sie beginnt ganz unten und endet in himmlischer Verklärung.
Der kleine Anfang verweist auf das große Ende. So machen mir die Windeln des Erlösers noch verheißungsvoller, was wir im Advent singen: Siehe, der Herr kommt in Herrlichkeit!
Je älter ich werde, umso wirklicher wird es mir. Damit gewinnt Weihnachten seinen Zauber immer weniger aus der Erinnerung an die Kindheit und immer mehr aus der Vorahnung des Kommenden.
In der Zartheit des Kindes, in Windeln gewickelt, leuchtet mir schon die Herrlichkeit des Himmels auf.
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