Albin Egger-Lienz: Totentanz 1809, 5. Fassung, 1921. Öl auf Holz. Besitz: Rupert-Heinrich Staller. Foto: Belvedere, Wien
Albin Egger-Lienz: Totentanz 1809, 5. Fassung, 1921. Öl auf Holz. Besitz: Rupert-Heinrich Staller. Foto: Belvedere, Wien
„Der Totentanz von Anno Neun“ zählt zu den wichtigsten Werken des Künstlers Albin Egger-Lienz.
Die Kunst von Albin Egger-Lienz beschäftigt sich im Grunde immer mit existentiellen Fragen, Fragen nach dem Schicksal des Lebens, nach dem Leid, nach dem Tod", erklärt Kurator Stephan Koja. Diese Ausstellung fährt den Besuchern laut Koja gewissermaßen ins Gesicht und weist darauf hin: „Ihr werdet sterben!"
Bis 9. Juni 2014 zeigt das Belvedere die Ausstellung „Totentanz: Egger-Lienz und der Krieg" in der Orangerie und widmet damit diese Schau einem der bedeutendsten österreichischen Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ausgehend vom Gemälde „Der Totentanz von Anno Neun" und anhand zahlreicher weiterer Arbeiten beleuchtet die Ausstellung die künstlerische Entwicklung von Egger-Lienz und zeigt unterschiedliche Interpretationen sowie Bezüge auf.
Albin Egger-Lienz erhielt 1906 den Auftrag, für die Moderne Galerie - das heutige Belvedere - eine Episode aus den Tiroler Befreiungskriegen zu malen. Pünktlich zum 60-jährigen Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs I. präsentierte er 1908 das Gemälde „Der Totentanz von Anno Neun". „Noch konnte niemand ahnen, dass es sich hierbei um eines der wichtigsten Werke dieses Künstlers handeln würde, das nicht nur seinen künstlerischen Werdegang prägte, sondern sich auch zu einer der Ikonen des Ersten Weltkriegs entwickelte", erläutert Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere. „Mit diesem Werk entfernte sich der Künstler von der traditionellen Historienmalerei und schuf ein allgemeines Sinnbild des Krieges", so Agnes Husslein-Arco weiter. Dabei geht Egger-Lienz vom jahrhundertelang tradierten allegorischen Darstellungstypus des Totentanzes aus, den er jedoch entscheidend verändert hat.
Das für das traditionelle Motiv des Totentanzes charakteristische Eingreifen des Todes in das Leben des Menschen, egal welchen Alters und Standes, setzt Egger-Lienz im Gemälde „Der Totentanz von Anno Neun" außer Kraft. Fünf ähnlich gestaltete Bauern ziehen von der Gestalt des Todes angeführt in den Krieg. „Diese Verallgemeinerung des Themas und die damit verbundene radikale Formreduktion sollten für alle weiteren sogenannten Kriegsbilder von Egger-Lienz wegweisend werden", erklärt Kuratorin Helena Perena, die gemeinsam dieses Ausstellungsprojekt mit Stephan Koja entwickelte.
„Der Totentanz von Egger-Lienz hat auch eine religiöse Dimension oder spielt auf religiöse Traditionen an. Der Mittelraum der Ausstellung deutet auf Friedhofskapellen im alpinen Raum wie zum Beispiel jene in Sexten im Pustertal hin. Die fünf Fassungen des Totentanzes, die wir zeigen können, haben wir bewusst als Reigen friesartig aufgehängt", kommentiert Stephan Koja.