Wolfgang Kimmel und Leo Zogmayer: Der Fertigstellung der Geräte ging ein Jahr intensiven Dialogs voraus.
Wolfgang Kimmel und Leo Zogmayer: Der Fertigstellung der Geräte ging ein Jahr intensiven Dialogs voraus.
Künstler Leo Zogmayer gestaltete für Priesteramtskandidat Wolfgang Kimmel Kelch und Hostienschale im Stile des radikalen Minimalismus.
Aus dem Inneren blitzt glatt poliertes Gold. Der Kelch ist eine schlichte Zylinderform, die sich nach oben hin leicht öffnet, die Hostienschale bildet einen einfachen Kreis mit geraden Wänden. Die Außenseite beider Gegenstände ist aus gebürstetem Silber gearbeitet.
Die vom österreichischen Künstler Leo Zogmayer gestalteten liturgischen Geräte werden Wolfgang Kimmel sein Leben lang begleiten. Am 25. Juni 2010 empfängt er im Stephansdom mit Manfred Müller (wie Kimmel Seminarist im Wiener Priesterseminar) die Priesterweihe, bei seiner Primizmesse wird er den Kelch und die Hostienschale in der Eucharistiefeier zum ersten Mal verwenden.
„Ich habe mir als Kelch und Hostienschale etwas Radikales gewünscht”, sagt der angehende Priester dem „Sonntag”. Im Handel ist Derartiges nicht zu finden. Die meisten angebotenen Modelle sind immer noch im Stil des Historismus (19. Jahrhundert) gehalten.
Vor einem Jahr haben sich Leo Zogmayer und Wolfgang Kimmel, der Künstler und der angehende Priester, zum ersten Austausch über die zu gestaltenden Geräte getroffen.
Während des Jahres wurde dieser Dialog fortgesetzt. „Ich musste lernen, abzugeben und dem Künstler zu vertrauen”, erinnert sich Wolfgang Kimmel. Und: „Das Jahr war sehr intensiv. Ich würde es jedem Priester wünschen, dass er den Mut hat, sich auf so einen Dialog mit einem Künstler einzulassen.”
Das „Heilige” ist für Kimmel nicht etwas, das über oder außerhalb der Welt existiert. Er glaubt, „dass die Welt, wie sie ist, auf die Art, wie wir auf sie schauen, zum sakralen Raum wird. Das Heilige hat sich inkarniert. Gott wurde Mensch.”
Sechs Jahre lang war er Benediktinermönch in Stift Göttweig, bevor er als parlamentarischer Fachreferent, Journalist und Konzernsprecher „in der Welt” tätig war.
Durch eine intensive Gottesbegegnung und den Satz „Gott wohnt in deinem Herzen”, der ihn tief getroffen hatte, fand er „sehr überraschend” zur Kirche zurück und trat 2006 ins Wiener Priesterseminar ein.
Wolfgang Kimmels Primizspruch „Durch seine Wunden seid ihr geheilt” (Jes 53,5) inspirierte Leo Zogmayer: „Eine Wunde ist wie ein Spalt, der aufblitzt, eine geheimnisvolle Öffnung in eine andere Welt. Deshalb besteht das Innere der Geräte aus glänzendem Gold”, so der Künstler.
Leo Zogmayer gestaltet seit 1990 liturgische Geräte, Gewänder und Kirchenräume. Wichtigstes Merkmal seiner Kunst ist die Reduktion auf das Wesentliche, ein radikaler Minimalismus verwandt den Enwürfen des „Bauhauses” und jenen von Adolf Loos.
Ein künstlerischer Zugang, der im Liturgiedesign auf besondere Weise zum Tragen kommt. Denn, so Leo Zogmayer: „Durch die Reduktion wird das Eigentliche enthüllt.”