Die Falkensteinkirche bei St. Gilgen am Wolfgangsee.
Die Falkensteinkirche bei St. Gilgen am Wolfgangsee.
Archäologische Ausgrabungen auf dem Falkenstein liefern neue Erkenntnisse über Wallfahrertraditionen zum hl. Wolfgang.
Eine historisch interessante Entdeckung haben Archäologen bei Ausgrabungen an der Jahrhunderte alten Pilgerstätte am Falkenstein in St. Gilgen am Wolfgangsee im Salzburger Flachgau gemacht: Nahe der Wallfahrtskirche wurden in den Fundamenten einer längst vergessenen Klause zwei bisher unbekannte Kellerräume und eine hölzerne Wasserleitung gefunden.
Das Rohr wird mit dem Wasser aus jener ursprünglichen Quelle gespeist, die der Legende zufolge der hl. Wolfgang von Regensburg im 10. Jahrhundert mit seinem Stab für seinen durstigen Mitbruder aus dem Felsen geschlagen hatte. Die Eremiten lebten in der Klause wohlhabender, als historisch überliefert ist.
„Dieses heilige Wasser wurde über Jahrhunderte von den Pilgern verehrt und begehrt”, erläutert Grabungsleiter Wolfgang Neubauer von der Universität Wien und Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro).
Unter der Klause befanden sich zwei Kellerräume. Der eine diente als Vorratskammer, in den anderen mündete die Wasserleitung, aus der die Einsiedler das Wasser für die
sogenannten „Wolfgangiflascherl” für die Pilger abfüllten.
Die archäologischen Funde geben einen tieferen Einblick in das tägliche Leben der Eremiten und Pilger. Dieses dürfte wesentlich farbenfroher gewesen sein, als ursprünglich angenommen.
So fand man eine Unmenge an Fragmenten von tönernem Geschirr, qualitätsvollen Krügen aus Glas und die Bruchstücke von mindestens zwei verschiedenen Kachelöfen mit grün glasierten Kacheln.
Im Bereich dieser Klause auf der Waldlichtung unterhalb der kleinen Kirche wurden mehr als 100 Münzen der Habsburger, aus dem Erzbistum Salzburg, Tirol, Bayern und aus süddeutschen Städten gefunden.
Die ältesten stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert und belegen die Herkunft und Spendenfreudigkeit hunderttausender Pilger, die jährlich über den Falkenstein zogen. Auch persönliche Gegenstände der Eremiten wie eine Maultrommel, Knochenflöte sowie Gürtelschnallen zählen zu den Fundstücken.
Gegen Spenden wurden an die Pilger Souvenirs ausgeben, davon zeugen sechs „Wolfgangihackerl”, das sind nachgebildete Miniaturen der Axt zum Gedenken an den hl. Wolfgang.
Ab dem 14. Jahrhundert passierten zu Spitzenzeiten jährlich bis zu 300.000 Pilger den steilen Felsen auf dem Weg von St. Gilgen nach St. Wolfgang. Die Forscher erwarten noch weitere Erkenntnisse aus der Wallfahrertradition.