Unterwegs in Lourdes: Sylvie Testud als gelähmte Christine, Léa Seydoux als ihre Betreuerin.
Unterwegs in Lourdes: Sylvie Testud als gelähmte Christine, Léa Seydoux als ihre Betreuerin.
Jessica Hausners Film „Lourdes” wirft einen wohltuend distanzierten Blick auf den Wallfahrtsort und nimmt die Gläubigen ernst.
Der Film „Lourdes” der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner erzählt die Geschichte der 32-jährigen an Multipler Sklerose erkrankten Christine (Sylvie Testud) und ihrer wundersamen Heilung auf einer Pilgerfahrt in den französischen Wallfahrtsort Lourdes.
„An Lourdes hat mir dieser realistische Aspekt gefallen – dass das eben wirklich der Ort ist, an dem behauptet wird: Hier geschehen Wunder, ganz echt”, sagt Jessica Hausner, die sich als Agnostikerin bezeichnet.
Ihr Film fängt die spezielle Atmosphäre des Marienwallfahrtsortes mit liebevollem Blick ein und besucht alle Stationen von Lourdes: Die Grotte, vor der die Pilgerströme anstehen, um den Felsen zu berühren, wo die Muttergottes Bernadette Soubirous erschien, die unterirdische Basilika aus Beton, wo 20.000 Pilger gemeinsam Messe feiern und Christine von einem Priester mit dem Allerheiligsten gesegnet wird.
Kreuzweg, Lichterprozession, Beichtzimmer und Pilgerhotel: Hausner hat intensiv recherchiert und eng mit den Verantwortlichen vor Ort und mit Priestern zusammengearbeitet. Auch der Chefarzt von Lourdes, der die Wunderheilungen untersucht, hat einen Auftritt im Film.
Eine Frage, um die „Lourdes” kreist, ist: Warum wird eine bestimmte Person geheilt und eine andere nicht?
Christine ist nicht besonders gläubig und eher gleichmütig bei der Pilgerfahrt der Malteser dabei. Betreut wird sie von der oberflächlichen Maria (Léa Seydoux). Ihre Zimmerkollegin, die einfache Frau Hartl (Gilette Barbiere), betet intensiv für sie und fährt sie mit dem Rollstuhl.
Eines Nachts vernimmt Christine eine innere Stimme, die ihr sagt, sie solle aufstehen ... Eine andere Mitpilgerin (Petra Morzé) fährt jedes Jahr mit ihrer schwer behinderten Tochter nach Lourdes. Bei ihr bleibt die Heilung – nach einem kurzen Hoffnungsschimmer, der sogleich als „Wunder” bezeichnet wird – aus. Unter anderen Mitreisenden macht sich leichte Bitterkeit bemerkbar, weil sie nicht geheilt wurden.
Jessica Hausners Film wirft einen wohltuend distanzierten Blick auf Lourdes und enthält bisweilen auch Komik, ohne sich lustig zu machen. Im Gegenteil: Der Film nimmt die Menschen und ihren gläubigen Zugang ernst. Die Kraft des Films liegt im unvoreingenommenen Blick und im besonderen „Zauber” von Lourdes.