Moses teilt das Meer, damit sein Volk sicher ans andere Ufer gelangen kann.
Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, www.jmw.at
Moses teilt das Meer, damit sein Volk sicher ans andere Ufer gelangen kann.
Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, www.jmw.at
Im Jüdischen Museum zu bestaunen:
Illustrationen von Arik Brauer
zum Auszug der Israeliten aus Ägypten.
Schon vor 35 Jahren hat der Wiener Künstler Arik Brauer eine Haggada - die Erzählung des Auszugs der Juden aus Ägypten und gleichzeitig Handlungsanweisung für den Sederabend - illustriert. Nun ließ sich Brauer erneut überreden, die Erzählung zu bebildern. Seine 24 Illustrationen sind in der Wechselausstellung „Le dor va dor. Von Generation zu Generation“ im Jüdischen Museum Wien zu sehen.
Das Wort „Haggada“ kommt vom hebräischen Verb „lehagid“, das ins Deutsche übersetzt soviel wie „erzählen, berichten“ bedeutet. Die Haggada sei neben der Bibel vielleicht das wichtigste Buch des Judentums, erklärt Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg. Sie nehme eine ganz besondere Position ein, weil sie fester Bestandteil des traditionellen Sederabends vor dem Pessachfest im Frühling ist. Arik Brauers Illustrationen zieren dementsprechend natürlich auch eine gedruckte Variante der Haggada.
Die Bilder Brauers zeigen zentrale Ereignisse der jüdischen Geschichte - etwa das Backen des ungesäuerten Brotes oder die Plagen, denen die Ägypter unterworfen werden. Für Arik Brauer, der sich selbst als nicht religiös bezeichnet, stellt die Bibel nicht nur eine bedeutende künstlerische Inspirationsquelle dar, vielmehr noch sieht er sie selbst als „ein überragendes Kunstwerk. Sie hat etwas vom phantastischen Realismus. Das Wunder ist, dass das jemandem eingefallen ist", prangt als Zitat Brauers über den Werken an der Wand des Jüdischen Museums.
„Bei Brauers Technik - Tempera auf Karton - kommt das Leuchten des Feiertags Pessach besonders gut heraus“, sagt Danielle Spera, Direktorin des Jüdisches Museums und gleichzeitig Kuratorin der Ausstellung. „Dieses Leuchten kann man sehr deutlich spüren, es hat eine unglaubliche Kraft.“ Von Generation zu Generation werde die Geschichte des Auszugs der Juden aus Ägypten bei dem Familienfest weitergegeben - ein Aspekt, der auch Brauer sehr am Herzen liege.
Aus der Haggada wird beim Festmahl mit der Familie gemeinsam gelesen und gesungen. Es ist teils auf Aramäisch, teils auf Hebräisch geschrieben. Heutzutage gibt es meist eine Übersetzung und Erklärung in der Landessprache dazu. Dazu kommen traditionelle rabbinische Ausschmückungen und Auslegungen dieser Geschichte. Zahlreiche traditionelle Lieder begleiten den Sederabend. Den traditionellen Abschluss der Haggada bildet das Lied „Chad gadja“.
Die Ausgabe der neuen Brauer-Haggada ist ein Komplettpaket: Neben der Geschichte, den traditionellen Handlungs- bzw. Speiseanweisungen und den Illustrationen begleiten den Band auch Erklärungen und Erläuterungen des Oberrabbiners Eisenberg, des israelischen Autors Joshua Sobol und des Ideengebers des Projekts, Erwin Javor. Dem Buch ist zudem eine CD mit den klassischen Pessach-Gesängen und Liedern beigelegt - interpretiert von Arik Brauer und seiner Ehefrau Naomi im Jahr 1977.
Die von Bauer illustrierte Haggada ist auch als kleinere „Tischbroschüre“ erhältlich. Damit wolle man vor allem dem alltäglichen Gebrauch entgegenkommen, so Initiator Javor. Denn traditionell ist vorgesehen, dass die gesamte Geschichte der Haggada noch vor dem Essen gelesen und zelebriert wird. „Auch wenn ich manchmal schummle und nicht alles verwende.“ Die Haggada sei gleichermaßen Gebrauchsanweisung und Kunstwerk, meint er. Die Herausforderung liege auch darin, sich als zeitgenössischer Künstler den bereits bestehenden Ausgaben - die ältesten datieren aus dem 13. und 14. Jahrhundert - etwas entgegenzusetzen. Brauer sei das in großartigen kraftvollen Bildern gelungen.
Arik Brauer wurde am 4. Jänner 1929 in Wien geboren und wuchs in einer jüdischen Familie in einfachen Verhältnissen in Ottakring auf. Sein Vater wurde von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager ermordet. Nach seinen Studien an der Akademie der bildenden Künste Wien, gründete Brauer gemeinsam mit Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden die „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. In den 1970er Jahren wurde er auch mit seinen Wiener Dialektliedern populär und gestaltete Bühnenbilder. Brauer lebt und arbeitet heute in Wien und Israel.
APA /red