"Liebe Migranten und Flüchtlinge, jeder von euch trägt eine Geschichte, eine Kultur und kostbare Werte in sich; und oft leider auch Erfahrungen des Elends, der Unterdrückung und der Angst", sagte Franziskus beim Angelusgebet am Petersplatz.
"Liebe Migranten und Flüchtlinge, jeder von euch trägt eine Geschichte, eine Kultur und kostbare Werte in sich; und oft leider auch Erfahrungen des Elends, der Unterdrückung und der Angst", sagte Franziskus beim Angelusgebet am Petersplatz.
6.000 Migranten und Flüchtlinge aus 30 Ländern auf dem Petersplatz.
Zum katholischen Weltflüchtlingstag hat Papst Franziskus am Sonntag, 17. Jänner 2016 6.000 Migranten und Flüchtlinge aus 30 Ländern auf dem Petersplatz in Rom begrüßt. Unter ihnen waren auch 300 Asylbewerber, die direkt aus einem Erstaufnahmezentrum nahe der italienischen Hauptstadt kamen.
Zum Abschluss des traditionellen Angelus-Gebets appellierte Franziskus an die Flüchtlinge, trotz aller widrigen Umstände nicht den Mut zu verlieren. "Lasst euch die Hoffnung auf Gott und die Lebensfreude nicht nehmen, die aus der Erfahrung der göttlichen Barmherzigkeit kommt". Diese zeige sich auch dank der "Personen, die euch aufnehmen und helfen", so der Papst.
"Liebe Migranten und Flüchtlinge, jeder von euch trägt eine Geschichte, eine Kultur und kostbare Werte in sich; und oft leider auch Erfahrungen des Elends, der Unterdrückung und der Angst", sagte Franziskus weiter. Ihre Anwesenheit auf dem Petersplatz sei ein "Zeichen der Hoffnung auf Gott".
Nach dem Angelus-Gebet feierten die 6.000 Flüchtlinge und Migranten im Petersdom einen Gottesdienst mit dem Präsidenten des päpstlichen Migrantenrats, Kardinal Antonio Maria Veglio. Die Messe fand im Rahmen eines besonderen Tages für Flüchtlinge im Heiligen Jahr statt, das das Thema Barmherzigkeit in den Mittelpunkt stellt.
Anlässlich des Flüchtlingstags hatte Veglio zuvor in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" betont, die Neuankömmlinge hätten sich nicht nur um ihre unmittelbaren Lebensbedürfnisse wie Einkommen und Wohnung zu kümmern, sondern sollten "persönliche Anstrengungen" zur Integration unternehmen. Dafür müssten sie auch zu "Veränderungen ihrer eigenen Identität" bereit sein. Umgekehrt müsse die Gesellschaft aber auch die Identität von Flüchtlingen achten und ihnen die Möglichkeit zur sozialen Teilhabe geben, damit sie sinnvoll zum Gemeinwohl beitragen.
Veglio kritisierte den Umgang einiger europäischer Länder mit den Migranten und forderte eine einheitliche Flüchtlingspolitik Europas. Derzeit lege jeder Staat eigene Standards an und einige reagierten nicht angemessen auf die humanitäre Herausforderung. Bestimmte Länder nannte er nicht.
Weiter warnte der Kardinal vor Fremdenangst in den europäischen Gesellschaften. Sie führe schnell zu Vorurteilen und Ablehnung. An die Medien appellierte Veglio, verantwortungsvoll und wahrheitsgemäß über Flüchtlinge zu berichten.
Als symbolisches Zeichen der Aufnahmebereitschaft gegenüber Flüchtlingen hatte der sizilianische Kardinal Francesco Montenegro am Samstag auf der Mittelmeerinsel eine Heilige Pforte eröffnet. Der Einzug durch diese Türen mit gleichzeitigem Gebet zählt zu den festen Pilgerriten während eines Heiligen Jahres.
Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, die Vorstellung eines unbarmherzigen Richtergottes endgültig fallenzulassen. Jesus offenbare einen Gott, der sich weder als Richter zeige, "der sprungbereit unsere Schuld verurteilt", noch als Kommandant, "der uns dazu zwingt, blind seinen Befehlen zu gehorchen", sagte er beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Gott zeige sich in seinem Sohn Jesus vielmehr als "Retter der Menschheit, als Bruder, als unser großer Bruder".
Christen müssten sich allerdings fragen, ob sie Gott und Jesus bislang tatsächlich auf diese Art kennengelernt hätten. Sie müssten sich klarmachen, dass Jesus einen Platz im "Innersten unseres Herzens" verlange, so Franziskus. Ausgangspunkt seiner Äußerungen war das Evangelium vom Sonntag über Jesu erstes Wunder auf der Hochzeit von Kana.