Papst Franziskus verlangt von der Weltgemeinschaft eine generelle Abschaffung der Todesstrafe. Das unterstrich er beim Angelusgebet am Sonntag, 21. Februar 2016.
Papst Franziskus verlangt von der Weltgemeinschaft eine generelle Abschaffung der Todesstrafe. Das unterstrich er beim Angelusgebet am Sonntag, 21. Februar 2016.
"Das Gebot 'Du sollst nicht töten' ist ein absoluter Wert und gilt sowohl für Unschuldige wie für Schuldige".
Papst Franziskus verlangt von der Weltgemeinschaft eine generelle Abschaffung der Todesstrafe. "Das Gebot 'Du sollst nicht töten' ist ein absoluter Wert und gilt sowohl für Unschuldige wie für Schuldige", sagte er am Sonntag, 21. Februar 2016 auf dem Petersplatz. Auch Verbrecher hätten ein unverletzliches Recht auf Leben, das ein Geschenk Gottes sei.
An die Regierungen der Welt appellierte Franziskus, zumindest im derzeit laufenden Heiligen Jahr der Barmherzigkeit auf Hinrichtungen zu verzichten. Der Papst äußerte sich anlässlich der internationalen Tagung "Für eine Welt ohne Todesstrafe", zu der die geistliche Gemeinschaft Sant'Egidio am Montag in Rom einlädt.
In der öffentlichen Meinung wachse ein Bewusstsein dafür, dass Hinrichtungen keine gerechte Strafe seien, so Franziskus. Die modernen Gesellschaften hätten die Fähigkeit, das Verbrechen zurückzudrängen, ohne dem Täter die Möglichkeit auf Freiheit "definitiv zu nehmen". Dazu bedürfe es einer Justiz, die der von Gott gewollten Würde jedes Menschen entspreche.
Papst Franziskus sieht sein historisches Treffen mit dem russischen Patriarchen Kyrill I. als ein prophetisches Zeichen für die Welt. Die Begegnung mit seinem "lieben Bruder" am 12. Februar auf Kuba symbolisiere einen Geist der Auferstehung, den die ganze Menschheit mehr denn je brauche, sagte er. Schon seine Vorgänger hätten den Wunsch nach einem Treffen mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gehabt. Für das Zustandekommen danke er Gott und bitte die Gottesmutter Maria, die Kirche weiter auf dem Weg zur vollen Einheit aller Christen zu führen.
Papst Franziskus hatte Kyrill I. während seiner Reise nach Mexiko auf dem Flughafen von Havanna getroffen. Dabei betonten sie den Willen zur Kircheneinheit. In einer gemeinsamen Erklärung warnten Papst und Patriarch eindringlich vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs. Mit Blick auf die Konflikte im Nahen Osten appellierten sie an alle Beteiligten, "guten Willen" zu zeigen und "sich an den Verhandlungstisch zu setzen".
Tief bewegt zeigte sich der Papst von seiner Mexikoreise. Seine vielen Begegnungen seien erfüllt gewesen vom Licht des Glaubens, sagte er beim Angelus-Gebet. Er sei "mit vollen Händen" zurückgekehrt und dies sei ein Geschenk für die ganze Weltkirche. "Das ist das Erbe des Herrn für Mexiko: Ein Reichtum an unterschiedlichen Kulturen, die zur gleichen Zeit einen gemeinsamen Glauben haben, einen reinen, starken Glauben, geprägt von viel Lebendigkeit und Menschlichkeit", so der Papst.
Ein leuchtendes Beispiel für den Glauben seien die mexikanischen Familien. "Sie haben mich mit Freude als Boten Christi aufgenommen, als einen Hirten der ganzen Kirche, und haben mir zugleich leuchtende und starke Zeugnisse gegeben, Zeugnisse gelebten Glaubens, eines Glaubens, der das Leben verklärt, für die Erbauung aller christlichen Familien der Welt." Das gleiche gelte für die Jugendlichen, Ordensleute, Priester, Arbeiter und Gefängnisinsassen, die der Papst auf seiner Reise durch das Land getroffen hatte.
Franziskus betonte, im Zentrum seiner Apostolischen Reise habe der Wallfahrtsort der Madonna von Guadalupe gestanden. "Vor dem Bild der Mutter in Stille zu verweilen war das, was ich mir am meisten gewünscht hatte. Und ich danke Gott, dass er es möglich gemacht hat. Ich habe dort meditiert und mich von ihr ansehen lassen, deren Augen die Blicke all ihrer Kinder aufnehmen, die Leiden der Gewalt, Entführungen, Morde und Übergriffe, die viele arme Menschen und viele Frauen erleiden müssen."
Ein "Medikament" für die Seele hat Papst Franziskus am Sonntag seinen Zuhörern auf dem Petersplatz mitgegeben. Freiwillige, darunter auch Flüchtlinge, Arme und Obdachlose, verteilten als Arznei gestaltete Schachteln mit Rosenkranz, Jesusbild und einer Art Packungsbeilage für die Seele an die Besucher.
Die Schachteln trugen die Abbildung eines menschlichen Herzens und die Aufschrift "Misericordina" - von italienisch "misericordia" (Barmherzigkeit"), eine Anspielung auf das derzeitige Heilige Jahr. "Nehmt dieses Geschenk als geistliche Hilfe, um besonders in diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Liebe, Vergebung und Brüderlichkeit zu verbreiten", sagte Franziskus.
Am Samstag hatte Papst Franziskus die Christen aufgerufen, ihren Glauben in der Fastenzeit durch tätige Nächstenliebe zu bezeugen. Die Zeit vor Ostern lade dazu ein, Jesus noch besser kennenzulernen und die Verantwortung für Kranke, Schwache und Einsame in besonderer Weise wahrzunehmen, das sagte Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz.
Als größtes Zeichen der Verantwortung Gottes für die Menschen bezeichnete der Papst das Auftreten Jesu. Durch seinen Sohn habe Gott sich "in vollständiger Weise eingebracht, um die Hoffnung wiederherzustellen für die Armen, die ihrer Würde Beraubten, die Fremden, die Kranken, die Gefangenen und die Sünder", so Franziskus auf dem fast voll besetzten Petersplatz.
Jeder Mensch sei ein Sünder, der vor Gott irgendeine Schuld trage. Durch die Liebe Jesu, auch zu den Sündern, habe er ihnen jedoch seine Güte bewiesen. Dies bedeutet aus Sicht von Franziskus aber auch eine Verpflichtung für die Menschen, ihre Kraft den Notleidenden zu widmen. Es war die zweite außerordentliche Generalaudienz während des laufenden Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. In dem Jubiläumsjahr hält Franziskus neben den üblichen Mittwochsaudienz jeweils auch an einem Samstag im Monat eine öffentliche Katechese auf dem Petersplatz.