Die jungen Menschen, ihr Glaubens- und Lebensweg, sind ein Anliegen von Papst Franziskus.
Die jungen Menschen, ihr Glaubens- und Lebensweg, sind ein Anliegen von Papst Franziskus.
Ein halbes Jahrzehnt im Amt: Am kommenden 13. März jährt sich die Wahl von Franziskus auf den Stuhl Petri zum fünften Mal. 2018 wird er Themen vertiefen, die Kirche und Welt dringend brauchen. Im Fall Kirche geht es schwerpunktmäßig um die Jugend. Von Interesse sind in diesem Jahr auch Ernennungen im Vatikan, darunter mögliche neue Kardinäle.
Das wichtigste päpstliche Unterfangen in diesem Jahr wird die Bischofssynode, die sich von 3. bis 28. Oktober im Vatikan mit „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“ im großen Maßstab beschäftigen wird.
Im Zug der Vorbereitung auf dieses Großereignis, an dem auch Jugendliche selbst als Hörer und Hörerinnen beteiligt sein werden, kam das Instrument „Fragebogen“ zum Einsatz.
So wie schon bei den beiden Familiensynode sollten nicht etwa die Bischöfe die Fragen aus dem Vatikan beantworten, sondern sie sollten sie durchreichen an die direkt Betroffenen.
Papst Franziskus warb sogar per Twitter um möglichst viele und ungeschminkte Antworten. Was treibt sie um im Leben, in der Welt und in der Kirche, wenn sie die denn überhaupt frequentieren?
Der Papst will es wissen – und zwar nicht bloß von den katholischen, sondern ausdrücklich auch alle anderen Jugendlichen. Zehntausende Antworten aus aller Welt sind eingegangen. Sie werden derzeit im Vatikan gebündelt und fließen in das Vorbereitungsdokument ein.
Bereits im März findet in Rom eine Vorsynode statt, ein Treffen junger Menschen, das ebenfalls der Vatikan ausrichtet.
Abermals hatte Franziskus selbst dazu gesagt, die Kirche wolle bei dieser Gelegenheit „die Stimme der Jugendlichen“ hören, „ihre Empfindlichkeiten, ihren Glauben und auch ihre Zweifel und Kritikpunkte“, und eingeladen seien nicht bloß katholische, sondern auch nichtchristliche und nichtglaubende junge Menschen.
Eine Vorsynode ist ungewöhnlich, aber nicht neu: etwas Ähnliches hatte es in der gut 50-jährigen Geschichte des Instruments der Bischofssynode bereits zweimal gegeben, dennoch passt das Prozesshafte, das sich im Zweischritt Vorsynode - Synode äußert, besonders gut zu Franziskus.
Zu seinem Anliegen einer erneuerten Familienpastoral hatte er gleich zwei Synoden einberufen, eine außerordentliche und eine ordentliche.
Im übrigen sieht Franziskus die Jugendsynode in direkter Verlängerung der Familiensynoden und des daraus hervorgegangenen Dokuments „Amoris Laetitia“ über Ehe und Familie.
Dem 81 Jahre alten Papst geht es darum, dass die Kirche die jungen Leute nicht mehr so einfach „weggleiten“ lässt, wenn sie je dabei waren, und darum, dass die Kirche von Grund auf neu lernt, wie sie junge Menschen auf ihrem Weg der Reifung am besten begleiten kann: ohne Altherrenarroganz noch gouvernantenhafte Bevormundung, eher als strahlende und liebevolle Mutter, die nicht so schnell einschnappt und erfinderisch für alles eine Lösung hat, oder zumindest eine Idee.
Und ja, Ehe und Familie wird ein bedeutendes Thema bei der Jugendsynode sein. Denn das sperrige Wort „Berufungsunterscheidung“ meint nicht nur den Weg zum Priesteramt oder in einen Orden, sondern in den meisten Fällen den Weg in eine junge Familie.
In Dublin findet von 21. bis 26. August das nächste Weltfamilientreffen statt – das erste nach dem Erscheinen von „Amoris Laetitia“ . Zwar steht die offizielle Zusage noch aus, doch Papst Franziskus wird wohl zu diesem Anlass nach Irland reisen.
Das Eisen einer neuen Familienseelsorge im Zeichen der Barmherzigkeit will geschmiedet sein, solange es heißt ist, gerade angesichts von Kritik hie und da, Franziskus habe mit seinem Zugehen auf Menschen in gescheiterten Ehen den Boden der katholischen Tradition verlassen.
Aber auch Irland selbst verdient einen Besuch des Papstes. Das Land, das im Mittelalter Scharen von Mönchen Richtung Europa ausschickte und Teile des Kontinents quasi im Alleingang evangelisierte, ist heute geradezu eine neue Peripherie der katholischen Welt geworden. Kein Land hatte wie dieses eine solch abscheuliche Fülle von Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche zu gewärtigen. Die Skandale befeuerten die schon im Schwung befindliche Säkularisierungswelle.
Kurz vor dem Weltfamilientreffen wird Irland darüber abstimmen, ob es eines der liberalsten Abtreibungsgesetze Europas will. Das Land kann päpstliche Orientierung und päpstlichen Trost gut gebrauchen.
Eine andere Reise, ebenfalls noch unbestätigt, könnte den Papst im September in die baltischen Staaten führen: Estland, Lettland und Litauen feiern 100 Jahre Loslösung aus der Fremdherrschaft.
Auch nach Indien möchte Franziskus reisen. Das hätte er gerne schon 2017 getan, in einem Schwung mit Bangladesch und Myanmar, doch Indien verdiene wegen seiner kulturellen Vielfalt einen eigenen Besuch, sagte Franziskus bei der Rückreise aus Dakha und setzte hinzu, er hoffe, Indien „2018 zu schaffen, wenn ich noch am Leben bin“.
Die Kurienreform wird den Papst auch 2018 beschäftigt halten. Noch lange nicht ist alles erreicht, was Franziskus für nötig hält.
Vorrangig geht es ihm dabei nicht um Strukturreformen, die zwar auch nötig sind, noch bedeutender ist aber die Haltung, in der die Kurie als Mittelpunkt der Verwaltung der Weltkirche ihren Dienst erfüllt.
Zu lange begriff sich die Kurie nicht als dienendes Instrument der Weltkirche, sondern eher als Wächter über die Einhaltung eherner Regeln, wie Franziskus mehrfach variiert über die Jahre in den Weihnachtsansprachen an seine höchstrangigen Mitarbeiter sagte.
Gut vorstellbar ist auch, dass der Papst seinem Vorhaben einer Dezentralisierung der katholischen Kirche mehr Raum verschafft. Einen ersten Schritt hat er im Vorjahr gesetzt: Franziskus verfügte, dass in Zukunft nicht mehr die Kurie, sondern die Bischofskonferenzen für die Übersetzung liturgischer Texte in ihre Landessprachen letztverantwortlich sind. Auf dieser Linie will er erklärtermaßen weiter voranschreiten.
Am Vatikan erreichen einige langgediente Kurienchefs die Pensionsgrenze von 75 Jahren, so etwa der schwerkranke Kardinal Jean-Louis Tauran, der als Präsident des päpstlichen Dialogrates für die Gespräche mit der muslimischen Welt verantwortlich ist.
Die Kardinäle Angelo Amato, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, und Francesco Coccopalmerio, Präsident der Kirchenrechts-Behörde, streifen gar schon die 80 und werden heuer sicher abgelöst. Die Zahl der Papstwähler, also der Kardinäle unter 80 Jahren, wird bis Juni auf 114 fallen.
Nicht ausgeschlossen ist, dass Franziskus die freiwerdenden Plätze mit einem Konsistorium zur Kardinalskreierung auffüllt; bisher hat er das jedes Jahr getan, in schnellerem Rhythmus als seine Vorgänger. In diesem Fall wären bei einem Konklave fast die Hälfte der Papstwähler Kardinäle, die Franziskus ernannt hat.
zur Person
Gudrun Sailer
ist Redakteurin im deutschsprachigen Dienst von Radio Vatikan in Rom.
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at