Johannes Hartl („Gebetshaus Augsburg“) über das Wachstum in die
Breite und in die Tiefe. Und was das Gebetsleben damit zu tun hat.
Was macht eine lebendige Gemeinde aus, die Zukunft haben wird?
Johannes Hartl: Sie besteht aus Menschen, die selbst ergriffen sind von Jesus. Diese haben gesunde Beziehungen untereinander und eine klare Vision, neue Menschen für Jesus zu erreichen. Wenn sie dann noch beten und ein paar bewährte Werkzeuge wie den Alphakurs verwenden, wird die Gemeinde wachsen.
Es gibt Wachstum in die Breite (Quantität) und Wachstum in die Tiefe (Qualität). Gibt es heute noch Wachstum in die Breite?
Johannes Hartl: Mir erscheint, dass es nur dort Wachstum in die Breite gibt, wo es Wachstum in die Tiefe gibt. Und ich behaupte, dass es kein authentisches Wachstum in die Tiefe gibt, das nicht zu Wachstum in die Breite führt.
Ob es Wachstum in die Breite heute noch gibt? Selbstverständlich. Doch ein Großteil dieses Wachstums findet in den Freikirchen statt, nicht in der katholischen. Und vor allem findet dieses Wachstum bedeutend stärker in Asien und Afrika statt als in Europa. Das gibt zu denken.
Wie zeigt sich das Wachstum in die Tiefe?
Johannes Hartl: Unter anderem an Wachstum in die Breite! Doch darüber hinaus an gesunden Beziehungen, heilen Menschen, die nach Jesus schmecken an 24 Stunden am Tag. Und ich glaube, dass man die Gesundheit einer Gemeinde oder einer Gemeinschaft immer auch am Gebetsleben erkennt.
Warum ist die Orientierung an Jesus Christus das Um und Auf?
Johannes Hartl: Weil wir ohne ihn nichts tun können, das sagt er selbst ganz klar (Joh 15,5). Und weil es auch keinen Spaß macht. Christentum ohne Jesus ist wie die Geburtstagsparty, auf der das Geburtstagskind fehlt. Und tatsächlich können einem manche kirchlichen Veranstaltungen fast so vorkommen…
Wollen unsere Gemeinden überhaupt wachsen?
Johannes Hartl: Ich behaupte, dass die meisten das nicht wollen. Man kann ihnen aber keinen Vorwurf machen. Die Menschen tun langfristig immer das, was glaubhafte Leiter ihnen vorleben.
Wir haben Päpste, die seit Jahrzehnten von der Notwendigkeit der Evangelisierung sprechen, doch ich befürchte, dass die erforderlichen Schritte mit letzter Konsequenz in den meisten Diözesen Europas nicht vollzogen wurden. Und wir ernten schlichtweg, was wir säen.
Was müssen die Gemeinden tun, wenn sie sich auf den Weg machen, um heil und gesund zu werden?
Johannes Hartl: Es ist sehr schwierig, eine Gemeinde zu verändern, wenn der Pfarrer das nicht will. Doch wenn er es will, sollte er eine kleine Gruppe von „Willigen“ suchen und für sie einen Glaubenskurs machen, in dem es um Bekehrung zu Jesus Christus und Erfüllung mit dem Heiligen Geist geht.
Danach müsste er mit dieser Gruppe und anderen Engagierten eine Vision dafür entwickeln, wie die Gemeinde zu einer lebendigen, missionarischen, also wachsenden Gemeinde werden kann. Das wird zunächst mit einer Fokussierung auf den Sonntagsgottesdienst, dem Aufbau von Hauskreisen, der Durchführung von weiteren Kursen und mit Gebetsabdeckung zu tun haben.
Wenn es die höchste Priorität einer Gruppe ist, das Gebetsleben feurig, die Beziehungen aufrichtig und die Vision klar zu halten, wird sie gesund bleiben und wachsen.
„In der anglikanischen Kirche wurden die Erfahrungen mit gesunden, wachsenden Gemeinden in sieben Merkmalen zusammengefasst.
Ich bitte Sie, diese ,Sieben Merkmale vitaler Gemeinden’ auf allen Ebenen eurer Pfarren und Gemeinden im Entwicklungsraum zu bearbeiten und daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten.
Die zentrale Frage, die ich jedem Entwicklungsraum mit auf den Weg gebe, ist: ,Wie geschieht in diesem Gebiet Mission?
Kardinal Christoph Schönborn
„Wachstum“ ist einer der sieben Punkte im „Hirtenbrief 2015“ von Kardinal Schönborn, veröffentlicht am 1. Advent-sonntag 2015.
Es ist möglich, Kirche wächst! Erfahrungen aus der Weltkirche.
Das Pastoralamt lädt zu einem offenen Abend mit Impuls und Austausch über die Erfahrungen des Pastoralinstituts Bukal ng Tipan und ihrer Arbeit in den Pfarren und Diözesen Philippinens.
14. Juni, 19 Uhr,
Curhaus /Stefanisaal
Stephansplatz 3
1010 Wien
Referenten: BUKAL-Team aus den Philippinen.
Info, Anmeldung: 01/51552-3372,
E-Mail: e.noisternig@edw.or.at
Dr. Johannes Hartl, verheiratet, 4 Kinder, Dr. theol. (kath.), Buchautor, Konferenzredner, Songwriter; im Gebetshaus Augsburg seit 2006.
weiter Artiekl zum Thema "Wachstum":
Pfarrerin Maike Sachs über die sieben Merkmale einer vitalen Gemeinde.
Heinz Hödl: Warum die Pfarre Cyrill und Method wachsen will
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Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien