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11.02.2016 · Barmherzigkeit · Fastenzeit & Ostern

Teil 1 - "heilsam sprechen"

Heilsam für andere Menschen sein.

Jesus fordert dazu auf, in der Gesellschaft auf Wege hinzuweisen, die in die Irre führen. 

„Nur dann ist die Zurechtweisung des Irrenden ein Werk der Barmherzigkeit, wenn sich der Irrende oder der Sünder als Gewinner fühlt.“ - Anselm Grün im "SONNTAG":

„Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht.“

 

Auf dieser Aussage Jesu beruht das erste geistige Werk der Barmherzigkeit.

 

Früher hieß dieses erste geistige Werk der Barmherzigkeit „Sünder zurechtweisen“. Mit beiden Begriffen „Sünder“ und „Irrende“ tun wir uns schwer. Denn wir geben ja damit vor, dass wir selber auf dem rechten Weg sind. Was für ein Recht nehmen wir uns heraus, andere, die wir für verirrt halten, zurechtzuweisen?

 

Doch jedes Werk ist ein heilsames Werk, das den Menschen gut tun soll. Wenn sich jemand verirrt hat, wenn er den Weg nicht mehr findet und ziellos herumirrt, dann braucht er einen Wegweiser, der ihm wieder den rechten Weg zeigt. Der Wegweiser stellt sich nicht über den andern. Er begleitet ihn ein Stück weit, damit er den Weg zu dem Ziel findet, auf das hin er unterwegs ist.

Den Weg zeigen

Das erste Werk der Barmherzigkeit geht auf das Wort Jesu zurück, das uns Matthäus in der sogenannten „Gemeinderegel“ überliefert: „Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen“ (Mt 18,15).


Sündigen heißt im Griechischen „hamartanein“, das meint: den Weg verfehlen, sich verirren. Wer seinen Weg verfehlt, der braucht einen, der ihm den Weg zeigt. Im Griechischen steht hier: „Hört er dich, hast du deinen Bruder gewonnen.“ Es geht nicht um ein Gefälle: Ich weiß den Weg und du nicht. Vielmehr spreche ich mit dem andern. Wenn er mich als seinen Bruder hört, wenn er offen ist für einen, der ihm helfen will, dann tut es ihm gut. Dann gewinne ich ihn als Bruder. Er wird mir Bruder oder Schwester. Es entsteht eine gute Beziehung. Ich bin nicht der Besserwisser und auch nicht der Tugendsame. Ich bin genauso auf dem Weg wie der Irrende. Und auch ich kann mich auf meinem Weg verirren. Dann brauche auch ich Menschen, die mir den Weg zeigen.

Kein Sieger, kein Verlierer

In der Psychologie spricht man davon, dass es nach einem Gespräch nie einen Sieger oder Verlierer geben darf. Vielmehr spricht man von einer „Win-win“-Situation, in der beide sich als Gewinner fühlen. Nur dann ist die Zurechtweisung des Irrenden ein Werk der Barmherzigkeit, wenn sich der Irrende oder der Sünder als Gewinner fühlt, wenn ihm die Augen aufgehen und er sein Leben neu anzuschauen vermag, wenn er sich aufrichtet und gestärkt und zuversichtlich seinen Weg gehen kann.

Die politische Dimension

Irrende zurechtweisen hat auch eine politische Dimension. Es ist unsere Aufgabe, auf Tendenzen in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen, die uns in eine falsche Richtung treiben. Da ist die Tendenz, alles nur nach finanziellen Gesichtspunkten zu sehen oder unser Mit­einander immer mehr zu verrechtlichen. Dabei geht es nicht darum, andere an den Pranger zu stellen und sie anzuklagen.

 

Vielmehr ist es unsere Aufgabe, unser eigenes Bewusstsein und das Bewusstsein der Menschen zu schärfen für Wege, die in die Irre führen. Dichter haben diese Aufgabe immer wieder übernommen. Berühmt ist das Gedicht von Günter Eich, das niemanden anklagt, aber doch alle aufrütteln will, nicht jeden Irrweg mitzugehen:


„Wacht auf, denn eure Träume
sind schlecht!
Bleibt wach, weil das Entsetzliche
näher kommt!
Wacht darüber, dass eure Herzen
nicht leer sind,
wenn mit der Leere eurer Herzen
gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder,
die man aus eurem Mund
nicht erwartet!
Seid unbequem,
seid Sand, nicht das Öl
im Getriebe der Welt!“
Heilsame Wege. 


In der Bibel waren es die Propheten, die das Volk aufrüttelten und auf falsche Wege aufmerksam machten. Wir können uns selbst nicht zum Propheten ernennen, sonst würden wir uns leicht für unfehlbar hinstellen. Aber Jesus fordert uns dazu auf, in der Gesellschaft auf Wege hinzuweisen, die in die Irre führen, und gemeinsam nach Wegen zu suchen, die heilsam sind für uns Menschen.

 

erstellt von: Der SONNTAG / Anselm Grün
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Die geistigen Werke der Barmherzigkeit

Im Mittelalter hat man die sieben Werke der Barmherzigkeit, die auf die Gerichtspredigt Jesu in Mt 25, 31–46 zurückgehen, um sieben geistige Werke der Barmherzigkeit erweitert.

 

Papst Franziskus hat das Jahr 2016 zum Jahr der Barmherzigkeit erklärt.

 

Vor einigen Jahren habe ich in der Fastenzeit die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit meditiert. So sollen in dieser Fastenzeit die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit dargestellt werden.

 

Parallel zu den 14 Kreuzwegstationen hat man im Mittelalter 14 Werke der Barmherzigkeit betrachtet.

 

Thomas von Aquin nennt sie 14 Tugenden, die den Menschen mehr und mehr in den Geist Jesu einführen und ihn verwandeln in einen christusförmigen Menschen.

 

GEBET

Barmherziger und guter Gott.
Wir alle verirren uns oft
in der Unübersichtlichkeit unseres Lebens.
Wir gehen Wege, die nicht weiterführen.
Dein Sohn Jesus Christus ist gekommen,

um die, die sich verloren haben, wieder zu finden.

 

Wir bitten dich, lass auch uns erkennen,
wo wir selbst und wo
die Menschen in
unserer Umgebung sich verloren haben.

 

Und schenke uns
deinen Geist, damit wir uns selbst
und dich in uns finden.
Amen.

 

Anregungen

  • Wo sind Menschen in deiner Umgebung in die Irre gegangen, wo haben sie sich selbst verirrt?
  • Wie kannst du sie ansprechen, ohne dich über sie zu stellen?
  • Wie kannst du sie begleiten?
  • Auf wen möchtest du einmal zugehen, um mit ihm über sein Leben und seinen Weg zu sprechen?
  • Wo spürst du, dass in der Gesellschaft etwas falsch läuft?
  • Welchen Beitrag zu mehr Barmherzigkeit in der Gesellschaft kannst du leisten?

Der Sonntag

Der SONNTAG
Die Zeitung der ED. Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
1010 Wien
T +43 (1) 512 60 63
F +43 (1) 512 60 63-3970

E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at

 

Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien

 

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Kantorale Vorbereitungen für die Karwoche

Als Vorbereitung auf die Karwoche veranstaltete Kirchenmusik Referent aus dem Vikariat Wien Nord Johannes Lenius einen Kantorenkurs in der Pfarre Gänserndorf.

Karottensuppe

Ritter-Grepl: Suppenkochen gegen Geschlechterklischees

Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung: Klischee der suppekochenden Frau ins Positive drehen. Care-Arbeit "wertvoll und unverzichtbar für Zusammenhalt". Familienfasttag als niederschwellige Form gelebter Solidarität.

Aschermittwoch

Administrator Grünwidl: Kulturchristentum ist zu wenig

Apostolischer Administrator der Erzdiözese Wien in Aschermittwoch-Predigt im Stephansdom: Wenn Kirche lebendig und glaubwürdig sein soll, braucht es mehr als Brauchtum.

Das Inzersdorfer Fastentuch

Das Inzersdorfer Fastentuch: Viele Fäden – ein Ganzes

An zwei Sonntagen nach der Messe waren viele helfende Hände damit beschäftigt Wollfäden zu sortieren, zu vermessen, aufzuknüpfen, abzuwickeln und so das Fastentuch in Inzersdorf entstehen zu lassen.

Fastenzeit und Ostern

Familienverband lädt zur achtsamen Fastenzeit

Katholischer Familienverband Österreich motiviert mittels App "Gutes Leben" und "Boomerang" sowie Aktionen zu Auszeiten vom stressigen Alltag.

KREUZWEG der Hoffnung für die ganze Schöpfung

KREUZWEG der Hoffnung für die ganze Schöpfung

Das Heilige Jahr steht im Zeichen der Hoffnung. Die Texte des Kreuzwegs sind bewusst kurz gehalten. Eine längere Zeit der Stille zwischen den Stationen hilft, die Texte und Bilder nachklingen zu lassen.

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Fastenzeit: Orden laden Interessierte zum "Innehalten und Aufbrechen"

Von Gemüse-Sushi-Fasten bis klösterliche Fastenwochen, stille Exerzitien und biblische Besinnungstage - wie Ordensgemeinschaften Menschen auf dem Weg zu innerer Einkehr und Erneuerung begleiten.

Fastenkalender 2025: Mit Gott wachsen

Fastenkalender 2025: Mit Gott wachsen

Der Steyler Fastenkalender 2025 lädt ein, in der Fastenzeit Körper, Geist und Seele wachsen zu lassen. Mit dem Spendenerlös wird ein Baumpflanzprojekt in Togo unterstützt.

Grass blossom in the morning

Dominikaner laden zur Vortragsreihe „Fasten im Jubeljahr“ ein

In der Fastenzeit dieses Jahres, das die Kirche als Jubel- oder auch „heiliges“ Jahr begeht, laden die Dominikaner an fünf Abenden, zu der Vortragsreihe „Fasten im Jubeljahr - Ökologische Gerechtigkeit als biblisches Anliegen“ ein.

San Giorgio in Velabro: Eine Kirche zwischen Legenden und Geschichte

Der zweite Tag der Fastenzeit beginnt in Rom in San Giorgio in Velabro, einer mittelalterlichen Kirche am Fuße des Palatin. Sie erzählt eine Geschichte, die tief in die Mythen und Traditionen Roms eingebettet ist. Hier verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise.

Die Stationsgottesdienste der Fastenzeit – Eine alte römische Tradition lebt weiter

 

Einzug in den Stephansdom

Feierliche Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern in der Wiener Innenstadt

Die Gottesdienste der drei österlichen Tage am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag, auch „Triduum paschale“ genannt, bilden den Höhepunkt des Kirchenjahres.

Kreuzweg für queere Menschen und ihre Unterstützenden: „Wounds of Love“

Die Meditation des Kreuzweges Jesu zu seiner Hinrichtungsstätte auf dem Berg Golgotha gehört zu den klassischen kirchlichen Gebetsandachten in der vorösterlichen Fastenzeit. In der Pfarre Breitenfeld wird am Montag, 11. März, ein besonderer Kreuzweg angeboten, der die Erfahrungen queerer Menschen und deren Unterstützer:innen (Allies) thematisiert.

Geige

Wiener Hofmusikkapelle: Musik und Literatur in der Mittagspause

Auch Messen und Benefizkonzerte beim Festival "Übergänge" von 24. bis 31. März.

Kreuz und Dornenkrone

Fastenzeit: "Akademie am Dom" mit Schwerpunkt zu Gott und Leid

Wiener Erwachsenenbildungseinrichtung lädt zu verschiedenen Vorträgen und Diskussionen rund um das Thema Leid. Noch bis Juni Ausstellung von Fotos des Innsbrucker Bischofs Glettler in Räumen der "Theologischen Kurse".

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