So wie die Gottesfrage nicht in Zuständigkeit der Naturwissenschaften falle, seien Theologen mit naturwissenschaftlichen Aussagen "auf falscher Schiene", erklärte der Theologe und Mediziner Matthias Beck.
So wie die Gottesfrage nicht in Zuständigkeit der Naturwissenschaften falle, seien Theologen mit naturwissenschaftlichen Aussagen "auf falscher Schiene", erklärte der Theologe und Mediziner Matthias Beck.
Hochkarätige Expertendiskussion in der "Langen Nacht der Kirchen" über Evolution und Glaube. Theologe Beck: Gott ist nicht "Lückenbüßer für das Unerklärliche"
Religion und Naturwissenschaft sind keine entgegengesetzten Systeme, sondern ergänzen einander: Das hat der Moraltheologe Matthias Beck am Freitagabend, 23. Mai 2014, bei der "Langen Nacht der Kirchen" dargelegt. Gemeinsam mit dem Quantenmechaniker Gerald Badurek, Dekan der Fakultät für Physik an der TU Wien, und Helmut Rauch, früherer Vorstand des Atominstituts an der TU Wien, diskutierte Beck zum Thema "Die Schöpfung - mit oder ohne Schöpfer" in der Kirche St. Josef in Wien-Margarethen.
So wie die Gottesfrage nicht in Zuständigkeit der Naturwissenschaften falle, seien Theologen mit naturwissenschaftlichen Aussagen "auf falscher Schiene", grenzte Beck ab. Die Unterdrückung der Naturwissenschaft über Jahrhunderte sei "ein großer Fehler der Kirche" gewesen, der aufgehoben worden sei mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil - als der Vatikan jeder Wissenschaft ihre eigene Methode zugestand. "Die Theologie stellt nicht wie die Naturwissenschaft Hypothesen auf, die es zu falsifizieren gibt, sondern fragt nach dem Warum", legte Beck dar. Dieses Warum werde die Naturwissenschaft nie herausfinden, "aber sie wird ihm so nahe wie möglich kommen", zeigte sich hingegen Quantenphysiker Badurek überzeugt.
"Gesetze des Zufalls ergeben sich dadurch, dass man vieles nicht weiß", hob Kernphysiker Rauch zur Frage der Entstehung des Universums hervor. Je genauer man ein System definieren könne, umso mehr schränke dies den Zufall ein, womit dieser allmählich selbst zur Gesetzmäßigkeit werde, und weiter: "Die einzige zentrale Frage ist: Woher kommen die Naturgesetze?" Beck darauf: "Da sind Sie viel katholischer als ich." Wie der Moraltheologe und Mediziner erklärte, setze Zufall Ordnung voraus, zumal er erst in deren Rahmen erkenntlich und Naturwissenschaft überhaupt möglich sei. "Wäre alles Zufall, gäbe es keinen Zufall."
Als ein wachsendes Grundproblem bezeichnete Beck, der auch Mitglied der Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes ist, die Interpretation in der Forschung: "Je mehr Daten wir sammeln und je tiefer wir in die Naturwissenschaft eintauchen, desto weniger wissen wir, was dies bedeutet, und desto weniger können wir das Ganze erkennen." Zunehmend zeige sich, wie komplementär die Welt veranlagt sei, speziell für die Theologie bestehe jedoch eine "große Falle in der Versuchung, alles Wunderbare und nicht Erklärbare der Wissenschaft als Gottes Wirken zu bezeichnen": Gott sei nicht "Lückenbüßer für das Unerklärliche", denn dies wäre "ein ärmliches Gottesbild", so der Moraltheologe.
Eindrücke aus der Langen Nacht der KirchenBildergallerie zur Langen Nacht 2014 |
Lange Nacht der Kirchen 2014 |
"Lange Nacht der Kirchen"
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