Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus im Alter von 85 Jahren gestorben.
Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus im Alter von 85 Jahren gestorben.
Fuchs griff auch immer wieder religiöse Themen auf und hatte mystisches Christuserlebnis.
Österreichs Kunst- und Kulturszene sowie die katholische Kirche trauern um Ernst Fuchs. Der Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus ist am Montag, 9. November 2015, im Alter von 85 Jahren an Altersschwäche gestorben, wie seine Familie mitteilte. Sein Werk mit leuchtenden Farben und kräftigen Kontrasten war von individuellen, mythologisch verwurzelten Motiven und apokalyptischen Visionen geprägt.
Immer wieder widmete sich der als Zwölfjähriger getaufte Wiener jüdischer Herkunft auch religiösen Themen; das Wiener Dommuseum präsentierte diesen Aspekt seines Schaffens 2007 mit der Sonderausstellung "Liebe, Tod und Teufel", Fuchs arbeitete auch in Kirchen, so in der St.-Jakob-Kirche in Thal bei Graz und der "Fuchs-Kapelle" der Klagenfurter Stadthauptpfarre St. Egid. 1996 schuf Fuchs eine Bibel, die er selbst als Krönung seines Lebenswerkes und Summe seines künstlerischen Schaffens bewertete.
Er sei, "mit der Gabe aufgewachsen, religiöse Bilder zu malen", meinte Fuchs einmal. Schon als 15-Jähriger malte er einen Gekreuzigten, der in seiner Darstellung von Inkarnation und Leid heute weltberühmt ist. In der Jerusalemer Benediktiner-Abtei Dormitio steht eine rund sechs Meter breite Darstellung des letzten Abendmahls, an der Fuchs seit 1957 in größeren Abständen immer wieder malte und die vom "Time"-Magazin bereits in den 1980er-Jahren auf einen zweistelligen Dollarmillionenbetrag geschätzt wurde. Zugleich erklärte der Künstler anlässlich seiner Werkschau im Dommuseum, er sei "kein Vorzeigechrist". Er habe es mit seiner religiösen Auffassung unter den "konfessionell Glaubenden" oft schwer, so der Maler, der 16 Kinder von sieben verschiedenen Frauen hatte.
Manche wollten ihm nicht das Recht zugestehen, "Gott gesehen zu haben". Doch genau dies sei ihm während eines USA-Aufenthalts widerfahren, sagte Fuchs: Im Haus einer Schauspielerin in Beverly Hills habe er aus der Bibel vorgelesen, als ihn plötzlich eine von goldenem Licht umstrahlte Gestalt für einen kurzen Zeitraum der Welt entrückt habe. Er habe diese Figur als Christus identifiziert, und er habe sich wie in einem Grenzbereich zwischen Leben und Tod gefühlt, so Fuchs.
Doch eine solche mystische Erfahrung sei schwer in Worte zu fassen und erst recht nicht wiederholbar, wie er später habe erkennen müssen. In sein religiöses Schaffen würde jedenfalls viel einfließen, was sprachlich nicht fassbar ist, etwa Traum, Prophetie und Musik.
Ernst Fuchs wurde am 13. Februar 1930 in Wien geboren. Er begann seine malerische Karriere in der zerbombten österreichischen Hauptstadt der Nachkriegszeit. 1942 ließ sich der Sohn eines nach Schanghai emigrierten Juden und einer Katholikin taufen. Als 15-jähriger wurde Fuchs in die Akademie der Bildenden Künste in Wien aufgenommen, in die Klasse von Albert Paris Gütersloh. Seine frühen selbstständigen Arbeiten waren durch die Angst erzeugende, wenig Hoffnung verheißende Weltlage, aber auch durch persönliche Not geprägt.
1948 gründete Fuchs mit seinen Studienkollegen Anton Lehmden, Arik Brauer und Güterslohs Sohn Wolfgang Hutter sowie dem knapp 15 Jahre älteren Rudolf Hausner die "Wiener Schule des Phantastischen Realismus". Von 1950-62 lebte der Künstler in Paris, wo er unter dem Einfluss der flämischen Miniaturmalerei eine Reihe von ikonographischen Arbeiten schuf. In dieser Zeit unternahm Fuchs zahlreiche Reisen nach Italien, Spanien, England und in die USA und lernte Künstler wie Salvador Dali, Giorgio de Chirico und Jean Cocteau kennen. Er etablierte sich als herausragender Grafiker und entdeckte den Zyklus als Form. Zu den Hauptwerken aus dieser Zeit zählen die drei Bilder für die Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf.
1957 zog sich Fuchs für Monate in die Dormitio-Abtei der Benediktiner in Jerusalem zurück und begann die "Abendmahl"-Darstellung. 1966 veröffentlichte er das Buch "Architectura Caelestis - Die Bilder des verschollenen Stils", eine der wichtigsten programmatischen Schriften aus dem Kreis der Fantasten, worin er gegen die "Pest des Rationalismus und des Konstruktivismus" anschrieb.
Inzwischen zu einem erfolgreichen Künstler avanciert, erwarb Fuchs 1972 eine Otto-Wagner-Villa in Wien-Hütteldorf und verwirklichte dort seine architektonischen und dekorativen Vorstellungen eines "Gesamtkunstwerks". In den 1990er-Jahren trat Ernst Fuchs auch als Architekt durch die Neugestaltung der Pfarrkirche St. Jakob in Thal und das Hotel "Zodiac" in St. Veit an der Glan hervor. Seit 1989 widmete sich der Künstler immer wieder der Ausgestaltung der Apokalypse-Kapelle der Stadtpfarrkirche St. Ägid in Klagenfurt - und damit einem Thema, das ihn immer wieder faszinierte.
Für sein Schaffen wurde Fuchs vielfach ausgezeichnet, u.a. 2009 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.