Focus-Missionare in Wien: Kenny Cavanaugh, Devon Kathol, Hannah Philpot und Marco Cerritelli.
Focus-Missionare in Wien: Kenny Cavanaugh, Devon Kathol, Hannah Philpot und Marco Cerritelli.
Seit 2016 begleiten Focus-Missionare aus den USA Wiener Studierende auf dem Weg zu einem vertieften Christsein. Der SONNTAG hat die vier Missionarinnen und Missionare in Wien getroffen.
Focus steht für „Fellowship of Catholic university students“ – wörtlich übersetzt etwa „Gemeinschaft katholischer Studentinnen und Studenten“. „Wir alle sind Universitätsabsolventen, die sich entschieden haben, dem Ruf aus dem Matthäusevangelium 28,19 zu folgen – Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“, erzählt Hannah Philpot dem SONNTAG. Die 25-Jährige kommt aus Arkansas und hat in den USA Spanisch studiert.
Focus startete 1998 an einer Benediktiner-Universität in Atchison, Kansas, ergänzt Devon Kathol. Sie leitet die vierköpfige Wiener Gruppe. Die 27-Jährige kommt aus Nebraska und hat Kunst und Soziologie studiert.
Was die jungen Universitätsabsolventinnen und -absolventen hier in Wien tun? „Grundsätzlich ist es meine Aufgabe, Studierende zu treffen und zwar einerseits in einem örtlichen Sinn: Nämlich sie dort zu treffen, wo sie sich aufhalten“, sagt Kenny Cavanaugh. Der 25-Jährige kommt aus Indiana. Er hat Wirtschaft studiert, International Business. „Aber Treffen auch in einem geistigen Sinn: Sie eben dort abzuholen, wo sie in ihrem Leben gerade stehen“, ergänzt er. Kenny: „Ich versuche mit ihnen Freundschaft zu schließen und sie als ihr Freund einzuladen, eine tiefere Beziehung mit Jesus Christus zu entwickeln. Es kann also sein, dass ich mich mit den Studenten auf einen Kaffee treffe oder dass ich mit ihnen Sport mache, zum Beispiel Fußball spiele. Oder ich lade sie zu dem Bibelkurs ein, den ich leite.“
Zur Zeit gibt es vier Focus-Missionare in Wien und außerdem noch eine zusätzliche Focus-Gruppe in Graz, sagt Devon Kathol: „Es ist ein Zwei-Jahres-Pilotprogramm, das zeigen soll, wie Focus auf einem internationalen Level funktioniert. Wir werden für zwei Jahre hier sein.“
Hannah ist in einem Teil von Amerika geboren, der sehr christlich geprägt ist. „Deshalb kannte ich die Bibel schon mein Leben lang.“ Jesus in der Bibel begegnete sie erstmals in einem der ersten Jahre als Missionarin bei Focus. „ Ich erinnere mich genau daran: Das war bei etwas, das sich Ignatianische Meditation nennt. Ich las gerade die Stelle, als Jesus auf die Welt gekommen ist, als er ein Baby war und ich denke, es war da, dass ich das allererste Mal verstanden habe, dass Jesus der erste Missionar war. Dass Jesus in die Welt kam, um uns die Geborgenheit des Himmels zu bringen“, erzählt sie: „Das hat meine Sicht auf die Tätigkeit als Missionarin komplett verändert. Und es hat auch meine Sicht auf Jesus als Person verändert. Von diesem Moment an hatte ich den Wunsch, täglich in der Bibel zu lesen.“ Hannah: „Wir versuchen, Gott im Lesen der Bibel zu begegnen und wir lehren auch unsere Studierenden und unsere Freunde, das so zu tun. Die Antwort auf die Frage, wie oft ich in der Bibel lese, ist damit: jeden Tag.“
„Wir versuchen wirklich jeden Tag in der Bibel zu lesen“, sagt auch Devon: „Christus im Lesen der Bibel zu begegnen, ist uns sehr wichtig. Ich wurde katholisch erzogen und so hörte ich Sonntag für Sonntag die Lesungen aus der Bibel, aber als ich aufs College ging, verlor ich den Bezug zum katholischen Glauben. Dann wurde ich zu einer Focus-Bibelrunde eingeladen und plötzlich sah ich die Heilige Schrift in einem ganz neuen Licht.“ Sie erkannte, dass die Heilige Schrift tatsächlich verrät, wer Christus ist und wie er im Leben wirkt. „Und ich denke, das war der Moment, in dem ich die Heilige Schrift wirklich verstand“, sagt sie: „Wir leiten diese kleinen Bibelrunden, damit die Menschen einen Ort haben, an dem sie zusammenkommen können. Die Bibelrunden sind außerdem eine Gelegenheit, christliche Freundschaft zu erleben, während man Christus in der Bibel begegnet. Normalerweise machen wir es so, dass wir den historischen Kontext beleuchten, in dem die Bibelstelle steht und dann versuchen, zu erkennen, was das – Tausende von Jahren später – für unser Leben heute bedeutet.“
Sehr wichtig ist es, dass die Studierenden Christus im Gebet begegnen“, betont Marco Cerritelli. Der 23-Jährige hat Philosophie und Theologie studiert und kommt aus Maryland. Marco: „Wichtig ist, dass die Studierenden durch das Bibelteilen und die Freundschaften, die dabei entstehen, verstehen, dass das Evangelium nichts ist, das sie in ihr Leben hineinstopfen müssen. Sondern etwas, aus dem heraus sie ihr Leben leben können oder es eben schon längst tun. Und dass sie verstehen, dass Christus längst einen großen Einfluss auf ihr Leben hat und dass sie genau das auch mit anderen teilen können.“
Es gibt 90.000 Studierende an der Universität Wien und realistischerweise wird es unmöglich sein, alle persönlich zu treffen.
„Aber unser Ziel ist es, so viele wie möglich zu treffen und ihnen Christus näher zu bringen. Und wen wir damit wirklich erreichen, der kann dann wiederum seine Freunde erreichen, die wir nicht treffen und auf die wir keinen Einfluss haben. Und die können wieder ihre Freunde treffen und so weiter“, unterstreicht Kenny.
„Es kann so viel beginnen mit dieser einen Person, die Hallo zu dir sagt“, betont Hannah: „Wir sind hier auf dem Uni-Gelände sehr präsent, wir gehen in die Messen im Stephansdom oder hier in der Katholischen Hochschulgemeinde. Wir versuchen einfach, diese erste Person zu sein. Wir sagen Hallo, wir interessieren uns für die jungen Menschen, wir fragen sie, wie es ihnen geht, was sie gerade beschäftigt, was sie lieben, womit sie zu kämpfen haben. Wir versuchen, ihre Freunde zu sein.
Genau genommen ist meistens das der Beginn: Wir schließen Freundschaften und diese Freundschaften sind dann das Verbindungstor zu einer Freundschaft mit Gott.“
Mit den Studierenden Freud und Leid zu teilen, ist eines der Ziele der Focus-Missionare.
Auf Anregung von Kardinal Christoph Schönborn hat die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) 2016 mit der missionarischen Focus-Organisation in Nordamerika Kontakt aufgenommen.
Die drei Grundprinzipien für missionarisches Handeln von Focus sind: „Divine intimacy, authentic friendship und vision for spiritual multiplication“ („eine Vertrautheit mit Gott, authentische Freundschaften und eine Vision davon, wie Spiritualität vervielfacht werden kann“).
Vieles an Focus erinnert an Elemente des Wiener Diözesanen Entwicklungsprozesses, der „Mission first“ („Mission zuerst“) und „discipleship forming“ („Jüngerschaftsschulung“) ganz oben stehen hat.
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