Straßenkinder brauchen Hilfe. Und nette Menschen, wie die Volontäre, die sagen: Ich gebe etwas von meinem Leben, meiner Zeit für euch. Auch Geld und Nahrung sind wichtig, aber besonders wichtig sind gute Menschen zur richtigen Zeit.
Straßenkinder brauchen Hilfe. Und nette Menschen, wie die Volontäre, die sagen: Ich gebe etwas von meinem Leben, meiner Zeit für euch. Auch Geld und Nahrung sind wichtig, aber besonders wichtig sind gute Menschen zur richtigen Zeit.
Byron Vera war ein Straßenkind in Ecuador. In einem Projekt der Salesianer Don Boscos holte er mit viel Fleiß die versäumten Schuljahre nach, schaffte die Matura und half neben seinem Studium anderen Straßenkindern. Seit drei Jahren ist er mit einer ehemaligen Volontärin aus Österreich verheiratet und lebt mit ihr in Wien.
Ich komme aus einer Familie, wie es viele in Ecuador gibt“, sagt Byron Vera und meint damit: An allen Ecken und Enden fehlte Geld, oft gab es nichts zu essen und das Haus war desolat. Schon mit acht Jahren verkaufte Byron Vera Süßigkeiten und Obst auf den Straßen seiner Heimatstadt Guayaqil und trug so zum Lebensunterhalt seiner Eltern und Geschwister bei.
Vom Vater wurde er häufig geschlagen und traute sich eines Tages nicht mehr nach Hause: „Ich hatte die Einnahmen des ganzen Tages bei einem Spielautomaten verspielt. Da hatte ich große Angst, meine Eltern könnten böse werden.“
Ein Freund bot Byron Vera an, mit ihm und seinen Freunden auf der Straße zu leben. „Es ist mir schwer gefallen, aber die anderen Kinder haben mir geholfen.“
Viele Ihrer Freunde, mit denen Sie auf der Straße gelebt haben, sind gestorben. Was sind die größten Gefahren für Straßenkinder?
Auf der Straße weißt du nie, was passiert. Es gibt Unfälle, manche geraten an Drogen und die Ernährung ist mangelhaft. Als Kind bist du sehr vielen Gefahren ausgesetzt, zum Beispiel sexuellem Missbrauch. Aber es gibt auch gute Leute, manche haben uns Essen gegeben.
Nach einem Jahr auf der Straße hat Sie die Polizei in ein Straßenkinderprojekt der Salesianer Don Boscos gebracht. Wie war die erste Zeit für Sie?
Am Anfang bin ich immer wieder zurück auf die Straße gegangen. Irgendwann habe ich mich gefragt, warum ich das tue, wo hier so nette Menschen sind, ich gutes Essen bekomme und ein Zimmer mit einem Bett zum Schlafen habe. Dann bin ich nicht mehr auf die Straße zurückgekehrt.
Nachdem Sie zwei Jahre nicht in die Schule gegangen waren, haben Sie im Internat der Salesianer die Matura und eine Tischlerlehre gemacht. Und Sie wollten anderen Straßenkindern helfen.
Ich habe viele Volontäre kennengelernt und wollte, wie sie, den jüngeren Kindern helfen. Am Anfang war es schwierig, weil die Kinder in mir keine Autorität sahen. Aber später hat es gut funktioniert.
Ich habe ihnen erzählt, wie ich als Straßenkind hier hergekommen bin. Die Kinder haben oft gesagt: Ich möchte einmal so sein wie du. Nach mir wurden zwei Kinder selbst Volontäre.
Bei Ihrer Arbeit mit Straßenkindern haben Sie eine Österreicherin kennengelernt...
Mirjam war Volontärin von Jugend Eine Welt in einem Don Bosco Projekt. Nach ihrem Volontariat haben wir zwei Jahre lang eine Fernbeziehung geführt, jeden Tag geskypt, und alle sechs Monate ist Mirjam nach Ecuador gekommen.
Bis wir gesagt haben: Wir möchten nicht mehr ohne den anderen leben. Wir hatten keine Ahnung, ob wir in Österreich oder in Ecuador leben sollten. Schließlich haben wir es in Österreich versucht. Im Februar 2014 war ich zum ersten Mal in Österreich. Da war es so kalt! (lacht). Seit drei Jahren lebe ich hier.
Sie arbeiten in der Behindertenbetreuung und möchten Lehrer für Spanisch und Sport werden. Wie geht es voran?
Mit den Regeln der neuen Regierung wird es schwierig. Ausländische Studenten müssen jetzt auf Sprachniveau C1 sein, früher war es B1. Aber ich werde es versuchen. Im Februar mache ich die Sportaufnahmsprüfung.
Sie haben es geschafft, von der Straße wegzukommen. Was braucht es dafür?
Straßenkinder brauchen Hilfe von ihren Eltern. Und nette Menschen, wie die Volontäre, die sagen: Ich gebe etwas von meinem Leben, meiner Zeit für euch.
Auch Geld und Nahrung sind wichtig, aber besonders wichtig sind gute Menschen zur richtigen Zeit.
Sr.Narciza Pazmiño holt Kinder von der Straße und ermöglicht ihnen eine Ausbildung
230 Kinder und Jugendliche aus ärmsten Verhältnissen bekommen hier täglich eine warme Mahlzeit, Lernbetreuung und einen geschützten Raum zum Spielen.
Geschätzte 360.000 Minderjährige müssen in Ecuador arbeiten, um zu überleben. Regierungsinitiativen haben die Kinderarbeit aus Fabriken und Minen verbannt, als Straßenverkäufer, Landarbeiter, Haushaltshilfen und Prostitutierte schuften Kinder aber nach wie vor.
Das österreichische Hilfswerk Jugend Eine Welt unterstützt die „Don Bosco Herberge“ seit zwei Jahrzehnten finanziell und mit engagierten VolontärInnen, die ein Jahr lang in Ambato mitarbeiten.
Sr. Narciza, was können wir in Österreich für die Straßenkinder und Kinderarbeiter tun?
Ich möchte alle jungen Menschen in Österreich einladen, ein freiwilliges soziales Jahr zu machen, zum Beispiel bei uns in Ambato. Es ist eine sehr bereichernde Erfahrung. Wir leben nicht in einer Seifenblase – da draußen gibt es noch sehr viel mehr. Natürlich ist das Geld auch wesentlich. Jeden Tag kommen sehr viele Kinder zu uns zum Essen, und auch die Ausgaben für ihre Bildung sind sehr hoch.
Was ist Ihre Motivation?
Ich weiß, dass Gott mir diese Möglichkeit zu helfen gegeben hat. Es freut mich unglaublich zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln, wenn sie in die Schule gehen, und vor allem, wie sie lachen. Das gibt mir Kraft, weiterzumachen. Und ich weiß, dass Wunder möglich sind.
Sie arbeiten in Ecuador mit den Ärmsten. In vielen Ländern, auch in Österreich, werden soziale Leistungen zurückgeschraubt, was gerade die Ärmsten trifft. Was würden Sie den verantwortlichen Politikern sagen?
Es geht nicht darum, schöne Dinge zu sagen, die gut klingen. Man muss sich in die Schuhe des anderen stellen, mit ihm mitfühlen und verstehen, wie es ihm geht und was er wirklich braucht.
Wie Papst Franziskus sagt: Das Wichtigste ist, Türen und Herzen zu öffnen.
Millionen Kinder leben auf der Straße.
Jugend Eine Welt unterstützt Hilfsprojekte in aller Welt.
Spendenkonto Jugend Eine Welt
Stichwort „Tag der Straßenkinder“
IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000
BIC: RZTIAT22 oder
online auf www.jugendeinewelt.at - hier finden Sie auch
Infos zum Freiwilligeneinsatz oder Zivildienst: Infotag: 10. Februar in Linz
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