Neue Erfahrungen und neue Herausforderungen bringt der Start ins Arbeitsjahr auch für viele Kinder, deren Eltern und die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen.
Neue Erfahrungen und neue Herausforderungen bringt der Start ins Arbeitsjahr auch für viele Kinder, deren Eltern und die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen.
Das Ende des Sommers ist da: Es wird wieder etwas kühler, abends früher dunkel. Der Alltag hat uns wieder. In den Pfarren geht das Pfarrleben wieder los – Jungschar-, Jugend- und Ministrantengruppen starten neu, Anmeldungstermine für Erstkommunion oder Firmung werden veröffentlicht, Pfarrcafés eingeteilt. Bei vielen Familien markiert das Ende des Sommers der Schulstart oder der Start in den Kindergarten.
Jakob ist knapp 2 Jahre alt. Seit gut einem Jahr geht er in den Kindergarten und hat hier eine Menge Spaß. Drei Wochen hatte der Kindergarten jetzt im Sommer geschlossen und die Freude war groß, als er „endlich wieder hindurfte“, erzählt Elisabeth Moser, seine Mutter, lachend. Der Kindergarten und Jakob, das sei von Anfang an eine gute Sache gewesen.
„Schon die Eingewöhnung ist erfreulich unaufgeregt abgelaufen“, so Elisabeth Moser. Der Kleine habe sich von Anfang an im Kindergarten wohl gefühlt, habe Interesse an den anderen Kindern gezeigt, Spaß an den Spielsachen gehabt und am Programm, das den Kindergartenalltag geprägt hat.
Anfangs sei er „nur“ eineinhalb Stunden im Kindergarten gewesen. „Das haben wir dann langsam, aber stetig gesteigert“, erzählt Elisabeth Moser. Im Dezember habe Jakob dann das erste Mal im Kindergarten gegessen und auch sein Mittagsschläfchen gemacht.
Und was war ihrer Meinung nach der Grund, dass es bei Jakob gar so fein gelaufen ist?
Das hatte bestimmt viele Gründe, sagt Elisabeth Moser. Zunächst einmal Jakobs Naturell, das ihm offensichtlich geholfen hat, die neue Situation anzunehmen, ja sogar zu genießen. „Jeder Mensch, jedes Kind, ist anders – das zeigt sich in solchen Situationen natürlich ganz besonders“, sagt Elisabeth Moser: „Gleichzeitig mit meinem Sohn wurden einige andere Kinder eingewöhnt – die waren nicht von Anfang an so glücklich und zufrieden. Aber mit der Zeit haben auch sie Spaß am Kindergarten entwickelt.“
Geholfen habe aber auch, dass sie und ihr Mann sich mit der Eingewöhnung Zeit gelassen haben: „Jakob hat im September mit dem Kindergarten begonnen und ich musste erst im Jänner wieder zu arbeiten beginnen.
Wir sind also mit der Gewissheit in den Kindergarten gestartet, dass wir Zeit haben und – sollte es schwierig werden – Jakob sich auch ganz, ganz langsam an die neue Situation gewöhnen kann.
Das hat mich schon sehr entspannt, mein Kind offensichtlich auch und auch die Kindergartenpädagoginnen schienen das zu schätzen“, sagt Elisabeth Moser: „Für uns Eltern hat dieses ,Mehr an Zeit‘ bedeutet, dass auch wir alles gut kennenlernen konnten und zu den Kindergartenpädagoginnen, die Jakob betreuen, ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen konnten.
Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl in diesem Kindergarten und das hat sich während der gesamten Zeit der Eingewöhnung bestätigt: Ich habe gesehen, wie sie mit den Kindern umgegangen sind, wie liebevoll auf die Kinder eingegangen wurde, welchen Spaß alle miteinander hatten.“ Nicht zuletzt habe sie gesehen und sehe es noch heute jeden Tag, wenn sie Jakob jetzt aus dem Kindergarten holt: Ihrem Kind geht es hier gut. Der Kindergarten ist für ihn ein Wohlfühlort.
„Zeit zu geben und Vertrauen in die Institution, in das Kind, in sich selbst und in die Entscheidung zu haben, dass es gut ist, dass das Kind diesen Kindergarten besuchen wird“, ist nach Einschätzung von Susanna Haas, der pädagogischen Leiterin der St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien, die derzeit an 86 Standorten Kindergärten und/oder Horte betreibt, das Allerwichtigste bei der Kindergarteneingewöhnung.
„Jeder Kindergarten wird deshalb bereits im Vorfeld versuchen, im guten Kontakt zu den Eltern zu sein, um dieses vertrauensvolle Umfeld zu schaffen.“ Dazu gehören unter anderem Gespräche mit der Leitung oder der Pädagogin, dem Pädagogen über den Ablauf der Eingewöhnungszeit: „Wann etwa wird der erste Trennungsversuch probiert, wie gestalte ich die Verabschiedung, wann isst oder schläft das Kind das erste Mal im Kindergarten etc.“
Genauso wichtig seien aber auch genaue Informationen über den Kindergartenalltag generell und die Teilnahme an einem Informations-Elternabend, der meist im Mai/Juni vor Eingewöhnungsbeginn stattfindet. „Eltern können hier nochmal ihre offenen Fragen oder Ängste ansprechen und auch einen ,Schnuppertag‘ vereinbaren.“
Was den Kindern noch bei der Eingewöhnung hilft?
„Von Vorteil ist es, wenn das Kind bereits vorab erfolgreiche Trennungssituationen erlebt hat“, sagt Susanna Haas: „Einen Nachmittag bei den Großeltern oder einer Freundin etwa. Diese Trennungserfahrungen bringt das Kind dann bereits mit.“
„Mein Rat ist, sich für die Eingewöhnung mindestens vier Wochen Zeit zu nehmen, diese kann aber auch länger dauern. Während der Eingewöhnung sollte das Kind immer von der gleichen Person begleitet werden. Ist dies nicht möglich, dann sollte eine andere vertraute Person gebeten werden, die Eingewöhnungszeit zu übernehmen.“
Generell könne man sagen: „Der Prozess der Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn das Kind die Gruppensituation als angenehm empfindet und mit der Pädagogin, der Assistentin und anderen Kindern interagiert.“
Aber auch dann kann es noch vorkommen, dass das Kind noch manchmal weint, wenn die Bezugsperson sich verabschiedet. „Mit dem Weinen drückt es aus, dass es traurig ist, es wird sich aber in kurzer Zeit von der Pädagogin, dem Pädagogen oder Assistentin, Assistent beruhigen lassen“, sagt Susanna Haas.
Für Eltern kann es natürlich herausfordernd sein, den Trennungsschmerz auszuhalten.
„Die Trauer des Kindes berührt einen sehr und kann dann zu Verunsicherungen führen. Hier ist es zum Beispiel hilfreich zu wissen, dass die Mutter oder der Vater von den Kindergartenpädagogen wieder zurückgeholt wird, wenn sich das Kind nicht beruhigen lässt. Der nächste Trennungsversuch wird dann erst in ein paar Tagen wieder versucht.“
Für alle jene übrigens, die in der kommenden Zeit mit dem Kindergarten beginnen, hat Susanna Haas noch einen „last-minute“-Tipp. „Wichtig ist, sich gemeinsam auf das Neue zu freuen“, sagt die erfahrene Pädagogin.
„Gehen sie mit ihrem Kind noch ein paar Mal den Weg zum Kindergarten, sprechen sie positiv über den Kindergarten, schauen sie sich gemeinsam Bilderbücher zum Thema Kindergarten an und nicht zuletzt: Passen sie zukünftige Tagesabläufe an die neue Situation an.“
der St. Nikolausstiftung der Erzdiözese Wien finden Sie unter:
www.nikolausstiftung.at im Bereich „Service“ unter dem Punkt „für Eltern“.
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at