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11.04.2014 · Papst Franziskus

Papst Franziskus: Theologie muss sich vor Selbstverliebtheit hüten

"Der Theologe, der sich am eigenen abgeschlossenen Denken ergötzt, ist mittelmäßig", so Papst Franziskus.

Franziskus empfing mehr als 5.000 Studierende, Lehrende und Verantwortliche der vom Jesuitenorden geleiten akademischen Institutionen in Rom.

Theologie braucht offenes, unabgeschlossenes Denken und muss sich vor Selbstverliebtheit hüten: Das betonte Papst Franziskus bei einem Empfang für die mehr als 5.000 Studierenden, Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter, Angestellten sowie verantwortlichen Bischöfen der vom Jesuitenorden geleiten akademischen Institutionen in Rom.

 

Die Begegnung am Donnerstag, 10. April 2014, fand in der vatikanischen Audienzhalle statt. Dem jesuitischen akademischen Konsortium gehören u.a. die Päpstliche Universität Gregoriana, das Päpstliche Bibelinstitut, das Päpstliche Orientalische Institut und die Stiftung "Fondazione La Gregoriana" an. Auch der Generalobere des Jesuitenordens, dem auch der Papst angehört, P. Adolfo Nicolas, nahm an der Audienz teil.

 

Offen für das "Mehr" Gottes

Ein guter Theologe müsse "immer offen gegenüber einem 'Mehr' Gottes und der Wahrheit" sein, betonte Franziskus. Er müsse respektieren, das Entwicklung ein transzendentes Gesetz sei, über das der Kirchenvater Vinzenz von Lerins schreibe: "Auch das Dogma der christlichen Religion muss diesem Gesetz folgen. Es schreitet voran, festigt sich mit den Jahren, entwickelt sich mit der Zeit und vertieft sich mit dem Alter."

 

Dies sei - so der Papst - die Beschreibung einer "Theologie mit einem offenen Geist". Ein Theologe allerdings, der nicht bete und nicht Gott Ehre erweise, würde in "verabscheuungswürdigsten Narzissmus" enden. Dieser Narzissmus bei manchen Theologen, Denkern und "Gerechten" tue "sehr weh".

 

Der Papst erneuerte bei der Audienz sein Plädoyer für eine "Theologie auf Knien". Diesen Ansatz hatte er jüngst auch am Werk von Kardinal Walter Kasper lobend hervorgehoben. Eine Herausforderung der Gegenwart sei doch, Wissen zu vermitteln und eine "lebendige Lesart" desselben anzubieten.

 

Es braucht eine wahre Hermeneutik des Evangeliums

Franziskus: "Es braucht eine wahre Hermeneutik des Evangeliums, um das Leben, die Welt, die Menschen besser zu verstehen, keine Synthese, sondern eine spirituelle Atmosphäre der Forschung und der Sicherheit, die auf den Wahrheiten des Verstandes und des Glaubens gründet. Philosophie und Theologie erlauben es, Überzeugungen zu gewinnen, die die Intelligenz strukturieren und sie stärken und den Willen erleuchten. Doch all das ist nur fruchtbar, wenn man es mit einem offenen Geist und auf Knien vollzieht. Mit offenem Geist und auf Knien. Der Theologe, der sich am eigenen abgeschlossenen Denken ergötzt, ist mittelmäßig."

 

Franziskus erinnerte daran, dass das Konsortium der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom im Zeichen des Gehorsams gegenüber dem Papst und der katholischen Kirche steht. Der Zusammenschluss war im Jahr 1928 auf Anregung von Papst Pius XI. gebildet worden. Franziskus rief die verschiedenen Institutionen dazu auf, ihre Zusammenarbeit zu verstärken. Ihre Aufgabe sei die Bewahrung der Geschichte ebenso wie ein "globaler", konstruktiver und mutiger Blick auf Herausforderungen der Moderne.

 

Horizont des Katholischen ist weit

Ein besonderes Merkmal des Konsortiums sei sein internationaler Charakter, unterstrich der Papst, ein "unschätzbarer Reichtum der römischen Institutionen". Die in den verschiedenen Hochschulen und Instituten arbeitenden Fachkräfte und Studenten bildeten eine enorme Vielfalt unterschiedlicher Herkunftskirchen und Kulturen ab, so Franziskus: "Das bietet eine kostbare Gelegenheit für das Wachstum des Glaubens und eine Öffnung des Geistes und des Herzens gegenüber dem Horizont der Katholizität. Innerhalb dieses Horizontes hat die Dialektik zwischen 'Zentrum' und 'Peripherie' eine eigene Form, eine Form des Evangeliums, der Logik eines Gottes entsprechend, der das Zentrum erreicht, indem er vom Rand her kommt und zu den Rändern wieder zurückkehrt."

 

Darüber hinaus sei der Standort Rom als Ort der Wurzeln des Glaubens ein besonderer, fuhr der Papst fort: Die Erinnerung an die Apostel und Märtyrer der katholischen Kirche sei hier ebenso präsent wie das aktuelle Leben einer Weltkirche, die im Dienste der Bedürftigen, der Einheit und der Universalität stehe.

 

Franziskus hob aber auch die Bedeutung eines entsprechenden Lebensstils hervor, der durch "brüderliche Barmherzigkeit" und das "Teilen mit den Armen" gekennzeichnet sein müsse. "Eure Institute sind keine Automaten, die Theologen und Philosophen produzieren; es sind Gemeinschaften, in denen man wächst, und dieses Wachstum passiert innerhalb einer Familie."

erstellt von: KAP (11.4.2014)
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ERZDIÖZESE WIEN
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