Am Aschermittwoch hielt Papst Franziskus die letzte Generalaudienz vor seiner Mexiko-Reise.
Am Aschermittwoch hielt Papst Franziskus die letzte Generalaudienz vor seiner Mexiko-Reise.
Franziskus kritisiert bei Generalaudienz am Aschermittwoch, dass 80 Prozent des Reichtums der Menschheit in den Händen von weniger als 20 Prozent liegen.
Papst Franziskus hat bei seiner Generalaudienz am Aschermittwoch, 10. Februar 2016 auf dem Petersplatz an das von den biblischen Propheten eingemahnte Jahr des Schuldennachlasses (Erlassjahr oder Jubeljahr) erinnert und die Verantwortlichen heute zu Solidarität und Teilen aufgerufen. Dies gelte unter Mitbürgern, Familien, Völkern und Kontinenten. Wie schon im biblischen "Jubeljahr" sei das Ziel, eine Welt ohne Arme und eine Gesellschaft ohne Diskriminierung zu schaffen, die sich auf Solidarität gründet. "Wenn das Jubiläum uns nicht auch an die Tasche geht, dann ist es kein echtes Jubiläum", betonte das Kirchenoberhaupt bei sonnigem Winterwetter vor rund 15.000 Gläubigen auf dem Petersplatz im Blick auf das von ihm ausgerufen "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" (8. Dezember 2015 bis 20. November 2016)
Auch das biblische Jubeljahr sei ein "Jubiläum der Barmherzigkeit", betonte der Papst. Es wolle den Menschen und Völkern helfen, ein Leben in Brüderlichkeit zu leben. Es gehe um eine General-Entschuldung, bei der Schulden erlassen, konfiszierter Boden zurückgegeben und Leibeigene wieder die Freiheit erhalten sollten.
Alles sollte wieder in seinen originalen Zustand zurückversetzt werden, jeder das Notwendige für sein Leben erhalten. "Es wäre schön, wenn Freiheit, Land und Geld wieder zu einem Gut für alle und nicht nur für einige werden. Wenn sie nicht nur einigen zugute kommen, wie es jetzt der Fall ist, wo - wenn ich nicht irre - etwa 80 Prozent des Reichtums der Menschheit in den Händen von weniger als 20 Prozent sind", hob der Papst hervor.
Mit Nachdruck verurteilte Franziskus die Wucherei. "Es ist eine schwere Sünde, die zu Gott schreit", sagte der Papst. Sie bringe in vielen Fällen Leiden und Angst über die Familien und treibe mitunter Menschen in den Selbstmord.
Im Anschluss rief Franziskus alle Gläubigen zum Gebet für seine bevorstehende Mexiko-Reise und den Ökumene-Gipfel in Havanna auf. "Ich bitte euch, meine Apostolische Reise und die Begegnung mit Patriarch Kyrill auf Kuba mit eurem Gebet zu begleiten", sagte er und wünschte allen einen guten Beginn der Fastenzeit.
Weiters erinnerte der Papst an den morgigen kirchlichen "Welttag der Kranken" (11. Februar) und rief zum Gebet für Kranke auf. Er appellierte an alle Pfleger, Helfer und Betreuer, den Kranken nahe zu sein, auf ihre Bedürfnisse und auch ihre versteckten Wünsche einzugehen und sie die Liebe spüren zu lassen. Die zentralen Veranstaltungen dieses 24. Weltkrankentages finden in Nazareth, dem biblischen Wohnort Jesu, statt.
In seiner vor zwei Wochen veröffentlichten Botschaft zu diesem Termin hatte Franziskus Krankenhäuser und Pflegeheime als "Orte zur Förderung der Kultur der Begegnung und des Friedens" bezeichnet. Sie könnten zum Dialog zwischen Kulturen und Religionen beitragen. Die gemeinsame Erfahrung von Krankheit und Leid und die "professionelle und brüderliche Hilfe" könnten helfen, "jede Ausgrenzung und jede Spaltung zu überwinden". Der katholische Welttag der Kranken wird am Donnerstag, dem Gedenktag "Unserer Lieben Frau in Lourdes", begangen.
Am darauf folgenden Freitag, 12. Februar, startet der Papst um 7.45 Uhr vom Flughafen Fiumcino zu einer sechstägigen Pastoralreise nach Mexiko. Auf dem Hinflug legt er um 20 Uhr (römische Zeit) für dreieinhalb Stunden einen Zwischenstopp auf Kuba ein, wo er mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I. zusammentrifft. Es ist das in der Kirchengeschichte erste Treffen eines römischen Papstes mit einem Oberhaupt der russischen Orthodoxie überhaupt.