Diego Esposito, Reklut bei der Schweizergarde.
Diego Esposito, Reklut bei der Schweizergarde.
Das traditionelle Datum der Vereidigung am 6. Mai erinnert an den "Sacco di Roma", die Plünderung Roms durch Landsknechte Kaiser Karls V. im Jahr 1527.
Papst Franziskus hat die neuen Schweizergardisten begrüßt, die am Sonntagnachmittag, 6. Mai 2018 feierlich vereidigt werden. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz wandte er sich eigens an die Rekruten und ihre Angehörigen und lobte das "historische und verdienstvolle Korps". Am Sonntagnachmittag legen 32 Gardisten feierlich den Schwur ab, ihren Dienst für den Papst gewissenhaft und notfalls bis zur Hingabe ihres Lebens zu erfüllen. Das traditionelle Datum der Vereidigung am 6. Mai erinnert an den "Sacco di Roma", die Plünderung Roms durch Landsknechte Kaiser Karls V. im Jahr 1527, als 147 Schweizergardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. (1523-1534) starben.
Der Vereidigungszeremonie wohnt der Papst nicht persönlich bei, sondern lässt sich von einem Mitarbeiter des Staatssekretariats, Paolo Borgia, und von Kurienerzbischof Georg Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses vertreten.
Am Sonntagmorgen hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin eine Messe für die Gardisten im Petersdom gefeiert. In der Predigt mahnte er sie, sich nicht mit Mittelmäßigkeit zufriedenzugeben. Von der Wach- und Schutztruppe des Papstes werde im täglichen Dienst auch ein "Martyrium der Geduld und der Treue" verlangt, so der Kardinal.
Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens zweijährigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. An diesem Sonntag legen 32 Rekruten ihren feierlichen Schwur ab.
Der Diensteid lautet: "Ich schwöre, treu, redlich, und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst N.N. und seinen rechtmäßigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für Ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben. Ich übernehme dieselben Verpflichtungen gegenüber dem Kollegium der Kardinäle während der Sedisvakanz des Apostolischen Stuhles. Ich verspreche überdies dem Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und Gehorsam. Ich schwöre es, so wahr mir Gott und unsere heiligen Patrone helfen."
Mitglied der Garde können nur katholische Männer werden, die in ihrer Schweizer Heimat Militärdienst geleistet haben und einen untadeligen Ruf besitzen. Wer Hellebardier wird, sollte mindestens 1,74 Meter groß sein, muss jünger als 30 Jahre und unverheiratet sein. Offiziere und länger gediente Gardisten dürfen heiraten.
Auf Ersuchen von Papst Julius II. (1503-1513) wurden 1505 in Luzern und Zürich die ersten Söldner zu seiner Bewachung rekrutiert. Sie zogen nach Rom und präsentierten sich am 22. Januar 1506 dem Papst. Als historische Heldentat und eigentliche Geburtsstunde der Truppe gilt der Kampf gegen die plündernden Söldner von Kaiser Karl V. beim "Sacco di Roma" 1527. Damals starben 147 Gardisten bei der Verteidigung von Papst Clemens VII. (1523-1534).
Die päpstliche Schweizergarde erhält neuartige Helme im 3D-Druck-Verfahren. Grundlage ist ein dreidimensionaler Scan des traditionellen frühbarocken Modells aus dem 16. Jahrhundert. Anhand der Daten baut ein Spezialdrucker die Helmschale in einem Stück aus schlagzähem und witterungsbeständigem Kunststoff auf. Schutz vor Schussverletzungen bietet der neue Helm ebenso wenig wie sein Vorgänger aus Stahlblech, wie Gardekommandant Christoph Graf bei der Vorstellung am Freitag, 4. Mai 2018 im Vatikan betonte. Allerdings werden die Helme auch nur bei Wach- und Ehrendiensten als Teil der historischen Uniform getragen.
Gefertigt werden die Helme durch eine Stanser Firma für additive Fertigungstechnik. Gegenüber einem geschmiedeten Stück verkürzt sich die Herstellungsdauer von rund 100 auf 14 Stunden. Die Kosten für ein gedrucktes Exemplar liegen nach Gardeangaben bei 800 bis 900 Euro. Finanziert wurde eine erste Serie von 40 Helmen von privaten Sponsoren, hauptsächlich Einzelpersonen. Spenden für rund weitere 60 Stück sollen eingeworben werden.
Die Initiative zur Fertigung des traditionellen Helms mit innovativer Technik ging von dem Stanser Bauingenieur Peter Portmann aus. Er verwies bei der Präsentation des ersten Kunststoffexemplars auch auf den höheren Tragekomfort durch die Gewichteinsparung und bessere Hitzeeigenschaften. Bei den schwarzlackierten Metallhelmen hatten Gardisten an sonnenintensiven Tagen teils über Brandwunden geklagt. Das Kunststoffmodell absorbiert nicht nur weniger Hitze; in die Helmschale sind auch Belüftungskanäle integriert, die die Stauwärme in den Kamm des Helms ableiten.
Als Traditionsbruch wertete Kommandant Graf die neue Technik nicht. "Wir müssen mit der Zeit gehen", sagte er. Allerdings machte er deutlich, dass die Innovation sich durch einen konkreten Nutzen rechtfertigen müsse. "Eine Hellebarde würden wir nicht aus Kunststoff machen", so Graf. Eine technische Aufrüstung anderer Uniformteile, etwa der Einsatz atmungsaktiver und wasserdichter Stoffe für die Bekleidung, sei auch eine Kostenfrage.
Der sogenannte weiße Helm der Schweizergarde, der zusammen mit dem Brustpanzer hohen Anlässen vorbehalten ist, wird weiterhin von Grund auf aus Eisenblech gearbeitet. Erst vergangene Woche lieferte ein österreichischer Schmiedebetrieb vier solche Gala-Helme in den Vatikan; der Preis pro Stück beträgt laut Garde rund 5.000 Euro.